Unendlichkeit auf Probe: Das imaginäre Museum

Government Museum, Chandigarh. Die Moderne, ein sanfter Traum.
Foto: Goethe-Institut / Leonhard Emmerling

In vielen indischen Sprachen steht das Wort für Gespenst, bhoot, zugleich für die Vergangenheit sowie für die materielle Substanz der Dinge. Folglich könnte man sagen: "Wenn die Geschichte eine Geistergeschichte ist, dann muss sie auch das Fundament legen für eine Metaphysik der Zukunft".
 

Inside the museum, infinity goes up on trial
this is what salvation looks like after a while
 
(Im Museum steht die Unendlichkeit vor Gericht
so sieht Erlösung nach einer Weile aus)
 
Bob Dylan, ‘Visions of Johanna’
 

In vielen indischen Sprachen steht das Wort für Gespenst, bhoot, zugleich für die Vergangenheit sowie für die materielle Substanz der Dinge. Folglich könnte man sagen: „Wenn die Geschichte eine Geistergeschichte ist, dann muss sie auch das Fundament legen für eine Metaphysik der Zukunft“.
 
Orhan Pramuk nennt Museen Apparate, die Zeit in Raum verwandeln. Und der Raum der meisten Museen verlangt eine Menge Zeit. Als eines von drei Mitgliedern eines Künstlerkollektivs, das ein Museum häufig durch die Hintertür betritt, durch den 'Mitarbeitereingang', um ein Kunstwerk zu installieren oder um im Keller oder in den Lagerräumen Objekte und Dokumente zu recherchieren, weiß ich, wie es sich anfühlt, im weitläufigen Labyrinth eines Museums beinahe zur Bedeutungslosigkeit reduziert zu werden. Aus diesem Grund zieht es mich immer wieder, mal tatsächlich, mal in meiner Erinnerung, zurück zu einer Szene aus Jean-Luc Godards Film 'Die Außenseiterbande', in der zwei Männer und eine Frau atemlos durch die Hallen und Gänge des Louvre in Paris laufen, vorbei an Meisterwerken und ihren Bewachern, die den Fluchtversuch des Trios verwundert beobachten. Wann immer ich den Ausschnitt sehe, auf Youtube oder im Traum, erinnere ich mich an die wiederholten Besuche und Aufenthalte meines Kollektivs im Museum. Ich frage mich, wovor wir weglaufen und worauf zu. Ich frage mich, wer oder was uns verfolgt.
 
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