Künstlerresidenzen
Eine Pyjama-Party mit 16 Frauen
![Spring Residency Spring Residency](/resources/files/jpg549/64_04_abendmahl-formatkey-jpg-w320m.jpg)
Im Februar 2016 verbrachten sechzehn Künstlerinnen und Autorinnen zehn gemeinsame Tage in Nrityagram, einem Tanzquartier am Rand von Bengaluru, um dort miteinander Ideen zu entwickeln und sich darüber auszutauschen, wie sie ihre Rolle als Frauen an ihren jeweiligen Orten und in der Welt sehen. Ergebnis dieses Zusammentreffens war nicht nur ein anregender und fruchtbarer Austausch zwischen zwei Kulturen an Ort und Stelle, sondern auch die diesjährige Ausgabe des Spring Magazine – eine Sammlung von Comic- und graphischen Geschichten, die während des Workshops und in den darauffolgenden Monaten entstanden. Die Ausgabe #13 Elephant in the Room erscheint im Mai 2016 auf dem Comic Salon in Erlangen.
Der vom Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan New Delhi organisierte Workshop besaß eine Grundstruktur – es gab aber keinen festgelegten Ablaufplan. Die Teilnehmerinnen selbst waren mehr oder weniger selbst für seinen Verlauf verantwortlich.
Wie das ablief? Die meisten kannten einander nicht. So dauerte es eine Weile, bis alle einander kennengelernt hatten und gemeinsame Ideen entwickelt worden waren, wie man in weniger als zehn Tagen zusammen das Storyboard für eine Zeitschriftenausgabe erstellen könnte.
Jeder Tag begann mit einer eindrucksvollen Zeichensession, die die verschiedenen Gruppen einander näherbrachte. Einzelne Künstlerinnen übernahmen freiwillig die Leitung. Mit Aufwärmübungen brachte man sich in Stimmung für die kreative Arbeit im Laufe des Tages. Diese reichten vom gemeinschaftlichen Erfinden eines Phantasiewesens, von dem jede dann eine eigene Version zeichnete, bis hin zu freien Zeichenversuchen zu einem abstrakten Thema wie “Glück”.
Die beiden noch vergleichsweise jungen indischen Künstlerinnen Reshu Singh und Kaveri Gopalakrishnan bekamen mit, wie andere Künstlerinnen gemeinsam Ideen entwickelten und ihre Arbeitsabläufe organsierten. Das half ihnen, die eigenen Geschichten weiterzuentwickeln und voranzubringen. Reshu gestaltete eine autobiographische Geschichte, in der sich Rollenvorbilder mit der Zeit verändern; Kaveri erzählt von einem jungen Mädchen, das in ihre Körperbehaarung verliebt ist.
Auf die Frage, was ihr an der Residency am besten wichtigsten sei, antwortete Larissa Bertonasco ganz begeistert: “Es war ein besonders vertraulicher und inniger Rahmen, in dem sich so begabte Frauen unter einem Dach treffen konnten. Der ganze Ort war in meiner Wahrnehmung von einer besonderen Energie erfüllt und wir Frauen von heute haben eine eigene Sprache entwickelt, um miteinander ins Gespräch zu kommen.” Larissas autobiographische Arbeit erzählt aus dem Leben von jenen vielen Menschen, die sie zu verschiedenen Zeiten ihres Lebens begleitet haben.
Nach den Brainstorming-Sessions am Vormittag gab es eine Mittagspause. Zubereitet wurde das Mittagessen von jungen Tänzerinnen, die sich in Nrityagram ebenfalls zu Residencies aufhielten. Von den wunderschön anzusehenden Mudras, die die Tänzerinnen vorführten, bis zu dem appetitlichen südindischen Speisen – Nrityagram lieferte an sich bereits viele Inspirationen. Beglückt ließen alle Teilnehmerinnen solche Momente in ihren Arbeiten wirken.
In diesen zehn Tagen – übrigens der perfekte Zeitraum für ein solches Zusammentreffen – gelang es den Teilnehmerinnen, ihre Geschichten zu entwickeln und ein vorläufiges Storyboard zu entwerfen. Im Anschluss an die Residency mussten dann nur noch Feinheiten an den Entwürfen abgestimmt und überarbeitet werden. Das harmonische Miteinander wirkte produktiv und viele wollen miteinander in Kontakt bleiben, um dann künftig auch zusammen an weiteren Projekten zu arbeiten.
Neugierig gewordene Leserinnen und Leser können wie ich ein Exemplar von #13 Elephant in the Room (Spring Edition) bereits im Mai beim Comic Salon Festival in Erlangen bekommen. Gemeinsam mit den Spring Illustratorinnen werden Prabha Mallya, Archana Sreenivasan und Priya Kuriyan in Vertretung der indischen Künstlerinnen vor Ort sein und ihre Arbeiten auf dem Gemeinschaftsstand von Spring und dem Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan, New Delhi präsentieren.