Künstlerresidenzen
Eine feste kulturelle Größe
Die bangaloREsidency bietet einen idealen Rahmen für deutsche Künstler, die Indien erkunden und dort schaffen wollen, und sich von unzähligen subtilen und weniger subtilen Farbtönen der indischen Kultur inspirieren lassen möchten.
Ein Riesenkaninchen campiert unter einer Autobahnbrücke nahe des belebten Richmond Circle. Hat hier jemand sein Lieblingsstofftier verloren? Einige Wochen später ist es verschwunden…. Und das ist die Geschicht’. [Uwe Jonas bangaloREsident@1 Shanthi Road 2014]
Es begann vor einem Jahrzehnt bei einem Strategie-Gespräch zwischen Dr. Evelin Hust, der damaligen Direktorin des Goethe-Instituts/Max Mueller Bhavan Bangalore und Suresh Jayaram, ein Atelier/Galerie und Künstlerkollektiv. Nur ein einziger Künstler nahm an der Residency teil, aber es gab kein Zurück mehr. 1 Shanthi Road ist unser erster und noch immer gefragter Residency Partner.
Als nächstes waren Jaaga zu Gast, das unverwechselbare Nomaden-Künstler-Kollektiv, das von Archana Prasad geleitet wird. Die Bewegung selbst war schon unkonventionell. Bei Jaaga wussten die Künstler nicht, wo sie schlafen würden, aber sicher war, dass es sich dabei um einen Ort mit einer einzigartigen Atmosphäre handelte, an dem man hervorragend kreativ denken konnte.
Bangalores erste Kunstakademie Srishti School of Art, Design & Technology ist auf Expertise und Input von außen angewiesen, und bietet ein Umfeld, an dem sich originelle Ideen frei entfalten können.
Und die Liste wird immer länger. Wir kontaktierten einige Institutionen, aber viele wandten sich auch an uns mit der Bitte: “Wir wollen auch einen Künstler!” Besonders attraktiv war dabei, dass begabte Profis aus allen Sparten in einen einzigartigen Austausch mit der ansässigen Kunstszene – und der allgemeinen Öffentlichkeit – eintraten, und Kunstprojekte, Installationen und Publikationen aus der Perspektive von Künstlern hinterließen, die wenigstens für kurze Zeit am realen Leben in der Stadt teilgenommen hatten.
Überquere die Straße wie eine Kuh, entschlossen, erdverbunden, langsam und geschmeidig… Weisheit für Besucher, aus “Bangalore von A – Z”. [Anja Lutz bangaloREsident@Jaaga 2014]
Die Art und Weise der Zusammenarbeit prägte das Profil des Instituts in den Augen der Bangaloreaner maßgeblich. Die wichtigsten Kulturpartner in der Stadt wurden gefragt, ob sie lieber den Vortrag eines deutschen Professors über die “Neusten Entwicklungen in der Videokunst” hören würden, ODER sich lieber länger und eingehender mit einem jungen deutschen Künstler austauschen und an einem für beide Seiten interessanten Kunstprojekt arbeiten würden: die Antwort war einstimmig. Bangalore nahm die Künstlerresidenz ernst und bestätigte seine Akzeptanz der im Jahr 2013 gegründeten „Marke“, die für einen engen Austausch zwischen Stadt und Residenz steht: bangaloREsidency.
Das Prozedere:
- Aufforderung zur Bewerbung: Bewerbungsschluss ist drei Monate vor Beginn der Residenz
- Auswahl: in enger Beratung mit den Gastgebern
- Ankunft: Verpflichtende Ankunft am selben Tag, vorzugsweise mit dem selben Flugzeug
- Führungen zu den wichtigsten kulturellen Orten und Institutionen der Stadt
- Öffentliche Präsentation früherer Arbeiten/des vorgestellten Projekts durch bangaloREsidents selbst
- Arbeitsphase: gemeinsam mit den Gastgebern (4-12 Wochen)
- Abschlusspräsentation: Ergebnis (z.B. Ausstellung oder “offenes Atelier“)
- Hin- und Rückflug zum Economy Tarif von Deutschland nach Bangalore
- Unterkunft (in Kooperation mit den Gastgebern)
- Einen Tagessatz von Rs. 1000
- Produktionsunterstützung (Budget muß genehmigt werden)
Die bangaloREsidency hat sich zu einer festen kulturellen Größe in der Stadt entwickelt – die Synergien werden langfristig erhalten und beruhen auf Gegenseitigkeit – also innerhalb einer Gruppe ehemaliger TeilnehmerInnen. Und so kommt es, dass zwei ehemalige bangaloREsidents KünstlerInnen aus Bangalore in Deutschland einladen und gemeinsam ein Kunstprojekt kuratieren – in einem Fall zufälligerweise im Atelier eines anderen bangaloREsident… Manche kommen zurück, um eine Fortsetzung ihres ursprünglichen Projekts zu realisieren. Vier bangaloREsidents@Pepper House kamen zurück, um ihr Werk bei der Kochi-Muziris Biennale 2014 zu zeigen.
Es gab zwei große Zusammenkünfte und verschiedene kleinere Treffen in Deutschland, bei denen ehemalige bangaloREsidents zusammenkamen um ihre Bekanntschaft aufzufrischen, neue Freundschaften zu schließen, die Projekte ihrer Kollegen kennenzulernen oder einfach Besuch aus Bangalore zu treffen und mit ihnen Zeit zu verbringen – dem Goethe-Team, Gästen, Künstlerkollegen, Freunden…
Der Künstler betrachtet seinen Lieblingsort in der Stadt durch seine individuelle Brille, sieht ihn aber auch mit anderen Augen, und manchmal entstehen dabei unerwartete Ergebnisse. Mit “Unlocking the City” entstehen starke Bilder, an die man sich erinnert. [Anja Bohnhof bangaloREsident@1 Shanthi Road 2013]
Die breit angelegte bangaloREsidency wendet sich an ganz unterschiedliche Gastinstitutionen, die die üblichen Interessengebiete wie öffentliche Kunst, urbane Gestaltung, Performance und Installation vertreten, bis hin zu Institutionen, die sich mit sanitären Fragen befassen. BangaloREsidency bemüht sich darum passende Gastgeber zu finden, bzw. einer Gastinstitution einen passenden Künstler zuzuführen – was auch bedeutet, dass dem Wunsch des Künstlers nicht immer entsprochen werden kann. Die Künstlerprofile sind ebenso breitgefächert, von international bekannten, erfahrenen Künstlern bis hin zu jungen Nachwuchstalenten in den Bereichen bildende Kunst/Performance/Installation, Tanz, Gender, Urbanismus, Film, Theater, Literatur, neue Medien, Architektur, Photographie, Musik, öffentlicher Raum sowie Kunst trifft Wissenschaft.
Kaufen Sie ein paar bestickte Ohrringe bei den schüchternen Damen im Silk City Ramanagaram. “Chamki Remix” am Rangoli Metro Art Centre auf der MG Road war eine einzigartige Verkaufsausstellung, die geschickt graphische Konzepte mit regionaler Kunstfertigkeit verband. [Verena Gerlach bangaloREsident@Jaaga 2014]
Die bangaloREsidency ist schon allein aufgrund ihrer Zahlen eindrucksvoll - über 60 bangaloREsidents und eine wachsende Liste von Gastgebern, bei der letzten Zählung waren es 20. Bisher handelte es sich um ein in Bangalore basiertes Projekt, mit Ausnahme von bangaloREsidency@Pepper House, das in Kooperation mit der Stiftung der Kochi Biennale und seiner Pepper House Residency geleitet wird.
Das Projekt nimmt weiterhin Fahrt auf und wir sind gespannt wie es weiter geht. Dabei machen die ehemaligen bangaloREsidents die beste Werbung für uns: Sie sind unsere “brand ambassadors”.