Dein Buddy unterstützt Dich!
Die ansonsten still und unbemerkt hinter den Szenen tätigen Praktikanten bei der diesjährigen bangaloREsidency plaudern aus dem Nähkästchen und erzählen, wie es sich anfühlt, ein offizieller „Buddy“ zu sein.
Bei jedem vielgestaltigen Programm wie der bangaloREsidency gibt es eine Gruppe von Leuten, die ganz unbemerkt dafür sorgt, dass das Ganze funktioniert. Unter jenen guten Seelen, die alles dafür geben, dass die bangaloREsidency so problemlos wie möglich verläuft, sind selbst Gäste – die Praktikanten. In diesem Jahr waren es vier aus Deutschland: – Kerstin Meenen, Liv Hunzinger, Marie Knop und Max Hollerith. Sie kamen nach Bangalore, um bei der Organisation zu helfen und das Residency-Programm aus der Nähe kennenzulernen. Als Künstler, Kunstbegeisterte oder Kunststudierende trafen sie die eingeladenen Künstler und lernten während ihrer Zeit einen neuen Ort kennen.
Bei der Ankunft der Residenten bekam jeder einen Praktikanten zugeteilt, einen sogenannten „Buddy“. Jeder Praktikant wiederum war für zwei bis drei Residenten zuständig, diente ihnen als Sekretär*in, als Wegweiser*in und als Schulter, an der man sich ausweinen konnte. Während ihres Aufenthaltes in Bangalore hatten die Residenten so eine Bezugsperson vor Ort, die sie mit allen gewünschten Informationen versorgte – dazu gehörten Fragen nach geistlichem Beistand ebenso wie nach den besten Kneipen in der Gegend. Und die Buddies selbst konnten einander bei ihrer Aufgabe unterstützen, sich in dem verrückten Bangalore zurechtzufinden.
An einem ganz typischen Montagmorgen während der bangaloREsidency saßen die Praktikanten konzentriert vor ihren Computerbildschirmen in der Bibliothek des Goethe-Instituts / Max Mueller Bhavan. Sie waren da nicht mit ihren Buddies zusammen, arbeiteten stattdessen hart an den Abschlusspräsentationen der Residenten. Nur zu gern waren sie bereit, die Arbeit kurz zu unterbrechen, etwas Luft zu schnappen und mit mir über ihre Arbeit zu plaudern.
“Ehrlich gesagt hatte ich gedacht, wir würden die ganze Zeit mit Künstlern in Galerien abhängen“, erzählt Max mit einem Lachen. Er und die anderen Praktikanten hatten von der bangaloREsidency nur im Internet gelesen, bevor sie sich auf die Stelle bewarben. Sie waren neugierig. “Als ich mich bewarb, dachte ich, ich würde die ganze Zeit mit den Künstlern verbringen”, sagt Marie, “doch wenn man dann hier ist, sieht man, wie alles organisiert ist und welche Arbeit dahinter steckt.”
Zu Beginn ihrer Zeit am Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan lasen die Praktikanten die Projektvorschläge der Residenten und wählten diejenigen aus, mit denen sie arbeiten wollten. “Mir wäre jedes der Projekte recht gewesen”, meint Marie, “denn alle von ihnen klangen unheimlich spannend!“ Die anderen stimmen ihr zu und erinnern sich, dass ihnen am Anfang gar nicht richtig klar war, was es heißt, ein „Buddy“ zu sein. “Ich wusste irgendwie schon, dass es ein “Buddy-System” gab”, sagt Liv, “mir war aber nicht klar, wie das genau funktioniert.“ Jetzt, mitten bei der Arbeit, erklärt sie, dass es darum ginge, die Künstler mit Tipps zu versorgen, welche Veranstaltungen am jeweiligen Tag stattfinden, ihnen mit den sozialen Medien zu helfen und sie bei der Umsetzung ihrer Projekte zu unterstützen. “So die einfachen Dinge eben”, scherzt Marie.
Neben den offiziellen Veranstaltungen wie Präsentationen und den vom Institut organisierten Ausflügen unternahmen ein paar der Praktikanten auch privat einiges mit den Buddies. Liv fuhr mit Marius und einigen anderen zum Klettern nach Badami. Kerstin besuchte Verena in deren Gastorganisation Abhinaya Taranga und sah sich anschließend mit ihr noch ein Theaterstück an.
Während sich die Vier durch das Buddy-System mit den Künstlern austauschten, nahmen sie auch Bangalore anders wahr – oder fanden heraus, dass sie die Stadt auf ganz ähnliche Weise kennenlernen. “Marius arbeitet an einem Projekt, das auf der Idee des Jugaad beruht”, erklärt Kerstin. “Davon hatte ich zuvor noch nie gehört. Jetzt entdeckte ich es hier jeden Tag!“ Liv pflichtet ihr bei. “Uns war aufgefallen, dass viele Plakatwände in der Stadt keine Stromverbindung mehr haben. Und dann erzählte uns Marius, dass er für sein Projekt Fotos von genau diesen Plakat-Skeletten mache… Wir sehen alle die gleichen Sachen, was wirklich interessant ist.”
Auch wenn die Buddies sich etwas Zeit für sie nahmen, wäre es doch auch nett gewesen, wenn sich die Künstler noch mehr für sie interessiert hätte, klagt Max: “Mehr zwangloser Austausch wäre schon schön gewesen und etwas mehr Interesse an unseren Biographien statt immer nur gefragt zu werden, ob man noch helfen kann.“ Auf diese Kritik hin schlägt Kerstin eine Lösung vor: „Ein Buddy-Tag wäre cool! Die Residency ist eine ziemlich intensive Sache und wir könnten etwas organisieren, das etwas Erholung bietet. Etwas, wo wir uns eher auf privater Ebene begegnen – sonst treffen wir uns ja immer nur als Gruppe.”
Danach gefragt, was sie mit Blick auf das nächste Jahr ändern würden, sind sich alle vier Praktikanten einig: Es sollte einen ortskundigen Praktikanten aus der Stadt in der Gruppe geben. “Wir kamen hier ja nicht viel früher als die Residenten an“, erklärt Marie, „so dass wir oft auch nicht so schnell auf alles eine Antwort hatten. Wir mussten uns erst mit der Stadt vertraut machen und uns zum Beispiel bei anderen über Gegenden kundig machen, von denen wir nie gehört hatten.“ Da es um einen kulturellen Austausch gehe, “wäre es hilfreich, wenn jemand dabei wäre, der Bangalore besser kennt.“ „Ja, und ein Grundkurs in Kannada wäre auch nicht schlecht“, ergänzt Liv.
Während die Zeit der Residency so langsam zu Ende geht, trennen sich die Wege der Buddies wieder. Liv und Marie kehren nach Deutschland zurück, während Kerstin noch einige Wochen bleiben will, bevor es nach Malaysia weiter geht. Und Max will noch so lange in Indien bleiben, bis ihm das Geld ausgeht.