Stereotype
PODCAST: Indien in deutschen Medien

Wir lernen über Menschen aus anderen Ländern und ihre Kulturen vor allem aus den Medien. Die Berichterstattung beeinflusst insbesondere unsere Vorstellungen von Orten, an denen wir noch nie waren. Indien ist für die Mehrheit der Deutschen ein solcher Ort. Wie wird das Land in den Medien dargestellt? In diesem Podcast geht es um die Rolle von Stereotypen in der Berichterstattung.

Von Pia Behme

Wir haben gewisse Vorstellungen davon, wie das Leben in anderen Ländern aussieht. Auch dann, wenn wir selbst nie vor Ort oder in Kontakt mit Menschen aus der lokalen Bevölkerung waren. In Indien isst man nur dies, alle Deutschen machen jenes, in Mexiko macht man das so. Meistens beschränken sich diese Vorstellungen auf wenige und immer gleiche Merkmale, Eigenschaften und Verhaltensweisen. Anders gesagt, unsere Wahrnehmung ist von Stereotypen geprägt.

Ob die Medienberichterstattung zur Entstehung von Stereotypen beiträgt, ist nicht zwingend eine Frage von Desinformation oder “Fake News”. Die Auswahl der Themen selbst hat einen starken Einfluss darauf, was wir mit anderen Ländern in Verbindung bringen.

Indien-Berichterstattung in deutschen Medien

Laut einer Studie, die 400 Artikel von Spiegel Online, Deutsche Welle, Bild.de und Express Online analysierte, dominierten die Themen sexuelle Gewalt, berühmte Persönlichkeiten, Tiere und Kuriositäten die Berichterstattung über Indien im Jahr 2018. 

Unter Kuriositäten fielen bizarre, unerwartete und meist negative Zwischenfälle einzelner Inder. Zum Beispiel Berichte über jemanden, der tödlich verunglückte während er ein Selfie machte. In Nachrichten über Tiere ging es in den meisten Fällen um solche, die nicht natürlich in Deutschland vorkommen.

Diese Themenauswahl zeichnet ein eng gefasstes, stereotypes Bild von Indien. 

Warum liegt der Fokus auf diesen Themen? Wie werden Ereignisse zu Nachrichten? Ist stereotyper Inhalt das, was die Leser wollen?

In diesem Podcast, sprechen die indische Journalistin Sunaina Kumar, der deutsche Korrespondent Nick Kaiser und Pradnya Bivalkar von der Universität Tübingen über die Rolle von Stereotypen in der Auslandsberichterstattung.