Der Weg in eine erfolgreiche Zukunft
Die Rolle der Formalbildung in der Spielebranche
Die Videospielbranche ist in den vergangenen Jahren immer stärker in das Interesse der Öffentlichkeit gerückt. Mit der zunehmenden weltweiten Verbreitung von Smartphones wurde auch der zuvor von einer anspruchsvollen technologischen Ausstattung abhängige Zugang zu diesem Unterhaltungsmedium erleichtert. Gleichzeit hat sich mit der Ausweitung von E-Sport-Angeboten, Streaming-Plattformen und Crowdfunding-Möglichkeiten das Nutzungsverhalten einzelner Bevölkerungsgruppen in Bezug auf Videospiele und spielerische Inhalte geändert.
Von Shagun Shah
Doch wie genau funktioniert der Einstieg in die Branche? Welche Ausbildung ist sinnvoll, um diesen Berufswunsch zu verwirklichen? Wie können sich Bewerber*innen in dieser Wachstumsbranche von der trotz aller noch zahlenmäßig großen Konkurrenz abheben?
Erste Schritte
Wer eine berufliche Karriere in der Spieleindustrie anstrebt, sollte sich vorher ausführlich über die Beschäftigungsmöglichkeiten auf diesem Markt informieren.In einem Studio finden sich diese Aufgabenbereiche in den Positionen „Spieledesigner*in“, „Systemdesigner*in“, „Concept-Artist“, „Trickzeichner*in“, „Sounddesigner*in“, „Produzent*in“, „Produktmanager*in“ und „Spieleprogrammierer*in“ wieder.
Wie in jedem anderen Berufszweig streben Menschen eine Karriere im Bereich der Entwicklung von Videospielen aus zahlreichen Gründen an: angefangen bei der absoluten Begeisterung für Videospiele bis hin zu dem Wunsch, herkömmliche Berufskenntnisse im Zusammenhang mit einem kreativen und technisch anspruchsvollen Medium anzuwenden.
Gehalts- und Karriereaussichten
- Bei den Karriereaussichten rangieren unternehmensorientierte Berufsprofile wie beispielsweise Projektmanagement üblicherweise am oberen Ende der Gehaltsskala.
- Danach folgen die Tätigkeiten von Ingenieur*innen und Techniker*innen wie Programmierung und Tontechnik. Gestalterische Arbeiten und Trickzeichnen, Produktion und Design bewegen sich im Mittelfeld, Qualitätssicherung dagegen im unteren Feld.
Selbstorganisiertes Lernen versus formale Bildung
Während in den meisten herkömmlichen Berufen ein einschlägiger gradualer oder postgradualer Studienabschluss verlangt wird, gibt es beim Einstieg in die Spielebranche ungeachtet der großen Nachfrage einige Schlupflöcher. Je nach angestrebter Funktion wird man feststellen, dass die Mehrzahl der Arbeitgeber*innen weniger Wert auf Hochschulabschlüsse und mehr Gewicht auf das Portfolio, d. h. auf den Nachweis der für eine Tätigkeit erforderlichen Kompetenzen und Fähigkeiten, legt.
Wer einen formalen Bildungsweg einschlagen möchte, sollte immer die im Bereich der Spieleentwicklung angestrebte Funktion im Blick behalten. Beispielsweise erfordern Aufgaben wie Game Design, gestalterische Tätigkeiten und Storywriting in der Regel die Vorlage eines Portfolios und das Ablegen einer Studioprüfung. Jobs im Produktmanagement und der Programmierung erfordern dagegen eher einen Hochschulabschluss in BWL oder Informatik.
Natürlich ist es möglich und sehr wahrscheinlich, dass man die Prozesse der Spieleentwicklung im Selbststudium erlernen kann. Trotzdem ist es nicht von der Hand zu weisen, dass ein strukturiertes Unterrichtsumfeld im Rahmen eines Hochschulstudiums womöglich die besseren Lernergebnisse bringt und insbesondere in großen Studios ein gewisses Maß an Legitimität verleiht. Abschlüsse mit einer Spezialisierung im Bereich des Videospieledesigns können künftigen Spieleentwicklern ebenfalls einen Vorteil gegenüber ihren Mitbewerber*innen verschaffen. Weil sie auf diese Weise einschlägige Kompetenzen mit Blick auf die angestrebte Karriere erwerben.
In dem Bereich „Game Design“ einsteigen
- Wer im Bereich Game Design arbeiten will, benötigt in der Regel eine Kombination aus verschiedenen Fertigkeiten. Diese reichen vom Verständnis des Spieler*innenverhaltens über das Storytelling, die Dokumentation technischer Informationen, die Entwicklung mathematischer und physikalischer Modelle bis hin zum Verständnis der Nutzer*innenerfahrung. Aus diesem Grund ist es sehr gut möglich, mit einem Bachelor-Abschluss in freien Künsten oder Wissenschaften eine Karriere im Game Design anzustreben. Auch Abschlüsse in kreativem Schreiben, Regie, Psychologie, Informatik, Wirtschaftswissenschaften, Mathematik und Produktdesign können sinnvoll sein und eine besondere Perspektive auf eine Tätigkeit im Designbereich bieten.
- Was gestalterische Aufgaben anbelangt, gibt es eine ganze Reihe möglicher Tätigkeiten, vom Character-Design und der Concept-Art bis hin zur Trickzeichnung und 3D-Modellierung. Angesichts der besonderen Fertigkeiten, die für einige der Aufgaben erforderlich sind, werden für potenzielle Spielekünstler*innen ein hohes Kompetenzniveau und Kenntnisse im Umgang mit den Standard-Tools der Branche vorausgesetzt. Für eine Tätigkeit in diesem Bereich ist das Portfolio der Bewerber*innen besonders ausschlaggebend. Die Aussichten, sowohl als Autodidakt*in als auch über den formalen Bildungsweg eine Anstellung zu finden, sind daher ausgesprochen gut.
- Bei Aufgabenbereichen mit höheren technischen Anforderungen wie der Spieleprogrammierung verbessern sich die Einstellungschancen mit einem einschlägigen formalen Bildungsabschluss erheblich. Ein Bachelor-Abschluss in Informatik oder einem einschlägigen Ingenieurstudiengang wäre daher ausgesprochen vorteilhaft.
Mögliche Studienorte
Auch in Deutschland gibt es einige namhafte und ausgesprochen renommierte Universitäten, die keine oder nur geringe Studiengebühren verlangen. Wer einen Studienabschluss in Videospiel- und Multimediadesign machen möchte, kann Bachelorprogramme in Game Design an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin oder in Digital Games an der Technischen Hochschule Köln belegen.
In Indien ist das Studienangebot im Bereich Game Design vermutlich eingeschränkter, da die indische Videospielebranche noch in den Kinderschuhen steckt. Allerdings gibt es einige erwähnenswerte Angebote am Srishti Institute of Art, Design and Technology und am National Institute of Design.
Braucht man einen Master-Abschluss?
Während in anderen Berufszweigen ein Master von Vorteil sein kann, bildet ein höherer Bildungsabschluss keine zwingende Voraussetzung für eine Tätigkeit im Bereich der Spieleentwicklung. Vor allem dann nicht, wenn man zum Zeitpunkt der Bewerbung bereits Berufserfahrungen sammeln konnte. In der Videospielebranche gleicht kaum ein Job dem anderen – auch wenn die Berufsbezeichnungen dieselben sind. Bei vergleichbaren Voraussetzungen sind die Aufstiegsmöglichkeiten im Laufe der Zeit zunehmend an das persönliche Kompetenzportfolio geknüpft.Dennoch sind Bildungsabschlüsse immer sinnvoll. Angesichts der Tatsache, dass ein Master-Abschluss eine größere Spezialisierung im Vergleich zu einem Bachelor-Abschluss bedeutet, ist es für Bachelor-Absolvent*innen aus branchenfernen Studiengängen immer sinnvoll, einen Master zu machen, um sich vor dem Berufseinstieg oder in Übergangszeiten zwischen zwei Jobs in bestimmten Bereichen zu spezialisieren. Ein Master wird von Arbeitergeber*innen mit allergrößter Wahrscheinlichkeit als Pluspunkt im Lebenslauf von Bewerber*innen gewertet.
Einstieg in die Industrie
Unabhängig vom persönlichen Bildungsweg gibt es einige wertvolle Strategien, die man befolgen sollte.Durch den Nachweis von Kenntnissen in der Spieleentwicklung können künftige Arbeitgeber*innen die Kompetenz ihrer Bewerber*innen am besten einschätzen.
Es ist unerheblich, ob das Portfolio persönliche Projekte, Belegarbeiten oder bezahlte Auftragsarbeiten enthält. Wichtig ist, dass jeder Bestandteil von ausgesuchter Qualität ist und die persönlichen Fähigkeiten in den Bereichen Programmierung, gestalterisches Arbeiten, Nutzererfahrungen, Storytelling und Game Design herausstellt. Dies bedeutet nicht, dass die Projekte in der Mappe alle Bereiche der Spieleentwicklung abdecken müssen. Ein Portfolio, das eine spezifische Kompetenz in den Mittelpunkt rückt (z. B. Gestaltung, Programmierung, Storywriting), kann ebenfalls erfolgversprechend sein, wenn daraus die angestrebte Position klar abzulesen ist. Portfolios können ebenso gut auch Gruppenprojekte enthalten, sofern der persönliche Beitrag ersichtlich ist. Auf diese Weise wird zusätzlich ein Nachweis über die eigene Teamfähigkeit erbracht.
Gemeinsam Ideen entwickeln: Game Jams
Mit den Game Jams soll ein Anreiz zur Entwicklung von Inhalten geschaffen werden, die später für ein Portfolio überarbeitet werden können. Darüber hinaus erhalten aufstrebende Game Designer*innen durch die Teilnahme an Wettkämpfen die Möglichkeit, sich ein berufliches Netzwerk aufzubauen.
Einige Beispiele für Game Jams: Global Game Jam, Ludum Dare, Weekly Game Jam, Game Maker's Toolkit Jam und das Game Mixer Programm des Goethe-Instituts.