Eine musikalische Begegnung
„Ich war total verzaubert.“
Marja Burchard und Roman Bunker sind Teil der deutschen Bands Embryo und JISR. Im Interview berichten sie über ihre erste Begegnung mit Südasien und ihre Begeisterung für indische Musik.
Von Mohit Jindal
Roman, wann und wie sind Sie das erste Mal mit Südasien in Berührung gekommen?
Roman: Meine erste Begegnung mit Südasien war tatsächlich eine musikalische Begegnung, schon weit vor meiner ersten Indienreise. Denn die Musik Indiens wurde in den 1960er-Jahren dank George Harrison von den Beatles und Ravi Shankar sehr populär. Bands wie Traffic, The Rolling Stones und The Beatles trugen plötzlich indische Gewänder und reisten nach Rishikesh. Diese Bands haben als erstes ein Bild von Südasien nach Deutschland gebracht, wenn man sonst von Indien sehr wenig wusste. Meine erste Begegnung mit Indien war auch ein großer Kulturschock, denn es war völlig anders als das, was wir in Europa kannten. Ich bin dann 1976 das erste Mal nach Indien gereist und hatte den besten Kontakt, den man sich vorstellen kann, mit Trilok Gurto, ein indischer Perkussionist und Komponist.
Marja, Sie sind Tochter von Christian Burchard, dem Gründer der Band Embryo, und hatten dadurch schon als Kind mit der Musik Südasiens Kontakt. Wie haben Sie Südasien wahrgenommen?
Marja: Mein Eindruck war, dass die Menschen sehr diszipliniert, sehr intensiv waren. Ein Konzert war in Südasien immer ein sehr feierlicher Anlass, sehr respektvoll. Man zieht die Schuhe aus, es ist so ein heiliger Ort, ein Ritual. Die Sängerin R.A. Ramamani hat vor den Konzerten meditiert. Es wurde sehr ehrfürchtig mit Musik umgegangen.
Wie nehmen Sie den Umgang mit südasiatischer Kultur in Deutschland wahr?
Marja: Ich kritisiere unsere Übernahme von indischer Kultur in Deutschland, weil sie sehr oberflächlich ist. Yoga ist sehr populär, aber ich finde es sehr vordergründig. Oberflächlich ist auch, dass Instrumente einfach gespielt werden, ohne sich davor mit ihnen auseinanderzusetzen. So fährt jemand zwei Wochen nach Indien und kauft sich eine Sarod und spielt sie dann einfach. Ich habe mit einer Sarod-Spielerin gesprochen. Sie hat gesagt, du musst erst einmal viele Jahre lernen zu singen, um das Instrument überhaupt anzufassen.
Wie kam es zu Ihrer Südasienreise in den 1970er-Jahren?
Roman: Mich hat die Musik interessiert und natürlich auch der spirituelle Aspekt. Indien galt damals als Land der Magie. Die Neugier war natürlich groß, auch auf diese Vielfalt an Religionen. Am wichtigsten war die Popkultur. Die berühmtesten Sänger der Welt trugen damals T-Shirts mit dem Bild von Meher Baba, einem indischen spirituellen Meister. Für mich war diese Verbindung von Musik, Spiritualität und Neugier entscheidend. Auch Hermann Hesse trug zu dieser Faszination bei.
Marja, wie war Ihrer Ansicht nach die Wahrnehmung von Deutschland in Südasien?
Marja: Ich würde sagen, sehr offen und neugierig. Die Leute fanden es interessant, was für Instrumente mitgebracht wurden und ob was Neues zusammen entwickelt werden könnte. Sie ließen sich von uns inspirieren.
Glauben Sie, dass Südasien in irgendeiner Weise Einfluss auf die europäische Musik hatte?
Marja: Klar. Die Beatles!
Roman: Die USA waren das modernste Land in den 1950er-Jahren, moderner als Deutschland. 1956 wurde dort das erste klassische indische Konzert im Radio gesendet. Davor hatten die Leute nie indische Musik gehört. Das war für manche eine Explosion, totale Begeisterung! Zum Beispiel für La Monte Young, ein amerikanischer Komponist und Musiker. Der hatte das im Radio gehört und sagte: Da muss ich hin, das ist für mich interessant.
In den 1960er- und 1970er-Jahren reisten Tausende junge Europäer und US-Amerikaner nach Südasien. Was waren Ihrer Meinung nach die Gründe für diese Begeisterung?
Roman: Die Faszination darüber, dass es ein Land gibt, das zwei so extreme Pole aufweist. Die Leute feiern, werfen Farben, trinken Bhang, und es ist eine absolute Ekstase. Auf der anderen Seite die Askese. Damals in Indien, oder vielleicht auch heute noch, konnte man unter einem Baum sitzen und zehn Jahre lang meditieren. Wenn man genug Ausdauer hatte und sitzen blieb, wurde man nicht weggejagt. In welchem anderen Land gibt es so etwas? So was kann man sich bei uns sehr schwer vorstellen.
Besteht diese Begeisterung an Südasien heute noch?
Roman: Ich glaube schon. Es gibt viele Fans von indischer Musik, von klassischer Musik, natürlich auch von Bollywood-Filmmusik, von Filmen und von Tanzszenen. Das sieht man ja kaum anderswo.
Gibt es eine bestimmte südasiatische Melodie oder ein Lied, das Sie beeinflusst hat?
Roman: Eine meiner allerersten Erfahrungen mit indischer Musik hat mich sehr inspiriert, nämlich Bismillah Khans „Two Shehnais.“ Das hat mich umgehauen.
Marja: Ich bin mit südasiatischer Musik groß geworden. Das indische Musikinstrument Shehnai berührt mich total. Damals hatte ich auch einen Tabla-Spieler kennengelernt. Er hat mit jedem Finger den krassesten Schlag gemacht und ich war total verzaubert!
Roman: Meine erste Begegnung mit Südasien war tatsächlich eine musikalische Begegnung, schon weit vor meiner ersten Indienreise. Denn die Musik Indiens wurde in den 1960er-Jahren dank George Harrison von den Beatles und Ravi Shankar sehr populär. Bands wie Traffic, The Rolling Stones und The Beatles trugen plötzlich indische Gewänder und reisten nach Rishikesh. Diese Bands haben als erstes ein Bild von Südasien nach Deutschland gebracht, wenn man sonst von Indien sehr wenig wusste. Meine erste Begegnung mit Indien war auch ein großer Kulturschock, denn es war völlig anders als das, was wir in Europa kannten. Ich bin dann 1976 das erste Mal nach Indien gereist und hatte den besten Kontakt, den man sich vorstellen kann, mit Trilok Gurto, ein indischer Perkussionist und Komponist.
Marja, Sie sind Tochter von Christian Burchard, dem Gründer der Band Embryo, und hatten dadurch schon als Kind mit der Musik Südasiens Kontakt. Wie haben Sie Südasien wahrgenommen?
Marja: Mein Eindruck war, dass die Menschen sehr diszipliniert, sehr intensiv waren. Ein Konzert war in Südasien immer ein sehr feierlicher Anlass, sehr respektvoll. Man zieht die Schuhe aus, es ist so ein heiliger Ort, ein Ritual. Die Sängerin R.A. Ramamani hat vor den Konzerten meditiert. Es wurde sehr ehrfürchtig mit Musik umgegangen.
Wie nehmen Sie den Umgang mit südasiatischer Kultur in Deutschland wahr?
Marja: Ich kritisiere unsere Übernahme von indischer Kultur in Deutschland, weil sie sehr oberflächlich ist. Yoga ist sehr populär, aber ich finde es sehr vordergründig. Oberflächlich ist auch, dass Instrumente einfach gespielt werden, ohne sich davor mit ihnen auseinanderzusetzen. So fährt jemand zwei Wochen nach Indien und kauft sich eine Sarod und spielt sie dann einfach. Ich habe mit einer Sarod-Spielerin gesprochen. Sie hat gesagt, du musst erst einmal viele Jahre lernen zu singen, um das Instrument überhaupt anzufassen.
Wie kam es zu Ihrer Südasienreise in den 1970er-Jahren?
Roman: Mich hat die Musik interessiert und natürlich auch der spirituelle Aspekt. Indien galt damals als Land der Magie. Die Neugier war natürlich groß, auch auf diese Vielfalt an Religionen. Am wichtigsten war die Popkultur. Die berühmtesten Sänger der Welt trugen damals T-Shirts mit dem Bild von Meher Baba, einem indischen spirituellen Meister. Für mich war diese Verbindung von Musik, Spiritualität und Neugier entscheidend. Auch Hermann Hesse trug zu dieser Faszination bei.
Marja, wie war Ihrer Ansicht nach die Wahrnehmung von Deutschland in Südasien?
Marja: Ich würde sagen, sehr offen und neugierig. Die Leute fanden es interessant, was für Instrumente mitgebracht wurden und ob was Neues zusammen entwickelt werden könnte. Sie ließen sich von uns inspirieren.
Glauben Sie, dass Südasien in irgendeiner Weise Einfluss auf die europäische Musik hatte?
Marja: Klar. Die Beatles!
Roman: Die USA waren das modernste Land in den 1950er-Jahren, moderner als Deutschland. 1956 wurde dort das erste klassische indische Konzert im Radio gesendet. Davor hatten die Leute nie indische Musik gehört. Das war für manche eine Explosion, totale Begeisterung! Zum Beispiel für La Monte Young, ein amerikanischer Komponist und Musiker. Der hatte das im Radio gehört und sagte: Da muss ich hin, das ist für mich interessant.
In den 1960er- und 1970er-Jahren reisten Tausende junge Europäer und US-Amerikaner nach Südasien. Was waren Ihrer Meinung nach die Gründe für diese Begeisterung?
Roman: Die Faszination darüber, dass es ein Land gibt, das zwei so extreme Pole aufweist. Die Leute feiern, werfen Farben, trinken Bhang, und es ist eine absolute Ekstase. Auf der anderen Seite die Askese. Damals in Indien, oder vielleicht auch heute noch, konnte man unter einem Baum sitzen und zehn Jahre lang meditieren. Wenn man genug Ausdauer hatte und sitzen blieb, wurde man nicht weggejagt. In welchem anderen Land gibt es so etwas? So was kann man sich bei uns sehr schwer vorstellen.
Besteht diese Begeisterung an Südasien heute noch?
Roman: Ich glaube schon. Es gibt viele Fans von indischer Musik, von klassischer Musik, natürlich auch von Bollywood-Filmmusik, von Filmen und von Tanzszenen. Das sieht man ja kaum anderswo.
Gibt es eine bestimmte südasiatische Melodie oder ein Lied, das Sie beeinflusst hat?
Roman: Eine meiner allerersten Erfahrungen mit indischer Musik hat mich sehr inspiriert, nämlich Bismillah Khans „Two Shehnais.“ Das hat mich umgehauen.
Marja: Ich bin mit südasiatischer Musik groß geworden. Das indische Musikinstrument Shehnai berührt mich total. Damals hatte ich auch einen Tabla-Spieler kennengelernt. Er hat mit jedem Finger den krassesten Schlag gemacht und ich war total verzaubert!