Umwege | Ferropolis
Stadt aus Eisen

Die Zeiten des Kohleabbaus sind vorbei: Aus der alten Grube wurde Ferropolis, die Stadt aus Eisen.
Die Zeiten des Kohleabbaus sind vorbei: Aus der alten Grube wurde Ferropolis, die Stadt aus Eisen. | Foto (Detail): © Adobe

Als der Kohleabbau eingestellt wurde, blieb vom Örtchen Gremmin nicht viel mehr übrig als eine immense Grube und verwaiste Baumaschinen. Doch aus der Verwüstung erwuchs etwas Neues: Ferropolis, die Stadt aus Eisen.
 

Von Jan Zipperer

1982 erreichte der Braunkohle-Tagebau die Region östlich von Dessau. Das war das Ende der Gemeinde Gremmin. Große Baggermaschinen rollten an und rissen das Dorf und seine Häuser nieder. Rund neun Jahre dauerte die Auskohlung – zurück blieb nur ein großes Loch. Aber war Gremmin nun für immer ein verlorener Ort? Nein! Die verlassene Grube ist heute lebendiger denn je.

Martin Brück, ein Architekturstudent, der an der nahegelegenen Bauhaus Stiftung seine Diplomarbeit schreiben wollte, entwickelte eine Idee mit Zukunft: Man könnte doch die zurückgelassenen gigantischen Baumaschinen und Bagger in ein besonderes Freilichtmuseum und Veranstaltungsgelände umwandeln. Und so geschah es. Anfang des neuen Jahrtausends entstand aus dem großen Loch ein See und aus den Schaufelradbaggern und Großgeräten eine ausgefallene Kulisse für Musikfestivals und andere Veranstaltungen. Ferropolis war geboren: der Ort, an dem Vergangenheit auf Zukunft trifft.

Ob Heavy-Metal-Konzert oder Deutschrap-Festival, ob klassisches Orchester oder Ostrock-Band, ob Mallorca-Party oder Pyro-Games: Hier läuft alles, und die riesigen Maschinen tragen zu einer außergewöhnlichen Atmosphäre bei. Manche der alten Bagger sind über 30 Meter hoch und mehr als 100 Meter lang. Zwei der spektakulären Tagebaugroßgeräte kann man besichtigen, eines sogar barrierefrei mit Aufzug.

Während der Braunkohletagebau die Umwelt einfach nur massiv zerstört hatte, setzt Ferropolis heute auf Aufklärung und erneuerbare Energien. Schülergruppen aus dem Umland können hier etwas über Nachhaltigkeit und Umweltschutz lernen. Es gibt nicht nur einen Schulungs- und Experimentierraum, sondern auch ein Museum, in dem die Bergbaugeschichte erzählt wird. Und das Skelett eines Waldelefanten, der vor 120.000 Jahren hier gelebt haben soll, ist ebenfalls ausgestellt.

An den idyllischen Seen lässt sich bestens schwimmen und entspannen. Wander- und Radwege laden dazu ein, das Gelände zu erkunden. Ferropolis hat sogar ein Standesamt: Wer in naher Zukunft einen Bagger-Fan heiraten möchte, sollte hier mal nach Terminen fragen.

UMWEGE

Was bedeutet Görliwood, warum findet man in Bayern ein Stück Karibik und wo könnt Ihr vor Schaufelradbaggern tanzen? In unserer Serie nehmen wir Euch jeden Monat mit an einen Ort in Deutschland, den Ihr vielleicht noch nicht kennt, aber unbedingt kennenlernen solltet. Wir zeigen Euch Orte, die von der üblichen Touristenroute abweichen. Seid Ihr bereit für einen kleinen Umweg?

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