Webcomic-Serie „Queere Comic Konversation“
In den Farben vereint
Für die Comic-Reihe „Queere Comic Konversation“ schicken die Künstler*innen Anna Heger und Sam Orchard ihre Avatare an verschiedene Orte in Neuseeland und Deutschland. Dort sprechen sie über Erlebnisse als queere Personen, Erfahrungen mit Hass und Gewalt und über Unterstützungssysteme.
Von Daniel Welsch
Es ist der großen Distanz zwischen ihren Wohnorten zu verdanken, dass die Corona-Pandemie zumindest auf die Zusammenarbeit von Anna Heger und Sam Orchard keinen Einfluss hatte. Da zwischen Neuseeland und Deutschland mehr als 18.300 Kilometer liegen, konnten sich die Künstler*innen sowieso nur im digitalen Raum treffen. Und in ihren gemeinsamen Comics. Dort zeigen sie einander queere Orte oder Veranstaltungen in ihren Heimatstädten München und Wellington. In der ersten Episode von „Queere Comic Konversation“ nimmt Anna Heger Sam Orchard mit zur CSD-Parade auf dem Münchner Marienplatz und Sam Orchard erklärt, warum es in Wellington gleich zwei Paraden gibt.
Da die Maßnahmen zur Einschränkung des Corona-Virus echte Reisen unmöglich machten, war es für Sam Orchard umso schöner, zumindest seinen Comic-Avatar auf die Reise schicken zu können. „Es herrschten Ausgangsbeschränkungen, als wir zusammen an den Comics arbeiteten“, erläutert der Autor der Comic-Reihe „Rooster Tails“ im Interview des Internationalen Comic-Salons Erlangen. „Wir waren beide zu Hause in unseren Wohnungen eingesperrt. Deshalb war es aufregend, mit diesem Comic auf magische Weise an verschiedene Orte zu reisen.“ Zu den weiteren Schauplätzen der monatlich erscheinenden Comic-Reihe gehören Demonstrationen, Parks, Gemeinschaftszentren sowie Bars.
An diesen Orten unterhalten sich die beiden queeren Zeichner*innen über Trans- und Queerfeindlichkeit, ihre Erfahrungen mit Hass und Gewalt, aber auch über Wahlfamilien, sichere Orte und Unterstützungssysteme für queere Menschen. Welche Probleme und Implikationen gegenderte Pronomen mit sich bringen und welche Alternativen es in der englischen und deutschen Sprache gibt, davon handelt die nächste Ausgabe der Reihe. Mit dem nichtbinären Pronomen „xier“ hat Anna Heger selbst eine solche Alternative entwickelt.
„Mein Pronomen ‚xier‘ wird von manchen trans Personen verwendet, aber viele Menschen auf dem Trans-Spektrum verwenden als Eigenbezeichnung ‚er‘ oder ‚sie‘“, so Anna Heger. „Das sollte die betroffene Person immer selbst entscheiden. ‚Xier‘ ist auch nicht per se als Pronomen für trans Personen gedacht. Es kann hilfreich sein, um über nichtbinäre Personen zu sprechen oder auch über eine Gruppe, wenn man deren Gender nicht kennt.“
An den sechs Episoden haben die beiden Künstler*innen gemeinsam gearbeitet. Die Farbgebung zeigt an, wer welchen Teil des Comics gezeichnet hat. Grün umrandete Figuren und Objekte stammen von Sam Orchard, Anna Heger verwendet violette Farbtöne. Damit interessierte Leser*innen noch tiefer in die behandelten Themen eintauchen können, folgt am Ende jeder Episode eine Sammlung mit Erklärungen und hilfreichen Links zu weiteren Informationen.