Stadtkonturen Heidelberg
Eine Stadt voller Literatur, Kultur und Kontraste

Heidelberg
© Nimish Sawant

Nur 160.000 Einwohner*innen, ein Viertel davon Studierende, und fast 14 Millionen Besucher*innen pro Jahr sind ein klares Zeichen dafür, dass es sich bei Heidelberg nicht um eine gewöhnliche Universitätsstadt handelt. Gelegen am Neckar, im Norden des süddeutschen Bundeslandes Baden-Württemberg, ist Heidelberg gesegnet mit einer ansprechenden Mischung aus altmodischem Charme, einer jungen Bevölkerung, hochmodernen Forschungseinrichtungen und atemberaubender Natur.

Von Nimish Sawant

Heidelberg aufgrund seiner Bedeutung für die Romantik von der UNESCO zur „Literaturstadt“ erklärt. Doch beginnen wir mit einer Einrichtung, die untrennbar mit Heidelberg verbunden ist – seiner Universität!

Die 637 Jahre alte Universität

Universität Heidelberg © Nimish Sawant

Die Universität Heidelberg wurde 1386 gegründet, was sie zur ältesten Universität Deutschlands macht. An ihren fünf Campus werden pro Jahr etwa 40.000 Studierende aufgenommen, ein Fünftel davon aus dem Ausland. Ihr breites Fächerangebot, von Astronomie über Medizin bis hin zu Literatur und Philosophie, macht sie zu einer der leistungsstärksten Forschungsuniversitäten Europas. 57 Nobelpreisträger*innen haben an der Universität studiert oder gelehrt. Unter ihren berühmtesten Absolvent*innen und Dozent*innen finden sich unter anderem Größen wie die politische Theoretikerin Hannah Arendt, der Philosoph Georg Hegel, der Chemiker Robert Bunsen, der Physiker Gustav Kirchoff, der Mathematiker Daniel Bernoulli, der Physik-Nobelpreisträger James Franck und der ehemalige deutsche Kanzler Helmut Kohl. Neben traditionellen Disziplinen ist Heidelberg ein Zentrum innovativer Krebsforschung, für Bioinformatik und digitale Medien.

Ein Besuch des Universitätsmuseums zeigt anschaulich, wie sich Universität und Stadt seit dem 14. Jahrhundert entwickelt haben. Wie die meisten Universitätsstädte ist Heidelberg auf beiden Seiten des Neckar gespickt von Gebäuden, die zu verschiedenen Fachbereichen der multidisziplinären Universität gehören. Nicht übersehen sollte man das einstmalige Gefängnis für Studierende, den „Studenten Karzer“ (1780-1914), wo KommilitonInnen für kleinere Vergehen wie öffentliches Singen, Trunkenheit, illegale Fechtduelle und dergleichen einsaßen. Die Haft konnte 24 Stunden bis vier Wochen dauern. Das Gefängnis ist bedeckt von Graffiti und Kunstwerken der dort darbenden und ein bemerkenswerter Kontrast zu anderen, glanzvolleren Touristenattraktionen der Stadt.

Schloss Heidelberg

Heidelberger Schloss © Nimish Sawant

„Um gut zu wirken, muss eine Ruine den richtigen Standort haben. Diese hier hätte nicht günstiger gelegen sein können“, schreibt der amerikanische Autor Mark Twain in seinem Buch Bummel durch Europa.

Wer Heidelberg besucht, sieht die Burgruine hoch am Nordhang des Königstuhls die Stadt überblicken wie ein Schutzengel. Der Zustand der Anlage im Baustil von Gotik und Renaissance hat nichts mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun, denn Heidelberg wurde überraschenderweise von den alliierten Streitkräften verschont. Die Ruinen stammen aus dem 17. Jahrhundert, als französische Truppen das Schloss im pfälzischen Erbfolgekrieg mehrfach zerstörten. Später beschädigten Naturereignisse wie Blitzschlag weitere Teile des Komplexes. Die Burgruine wurde zum Sehnsuchtsort der Romantiker des 18. und 19. Jahrhunderts, die in die Stadt drängten. Heute ist sie eine der größten Touristenattraktionen Heidelbergs. Ein Faszinosum im Inneren des Schlosses ist das Große Fass, das weltgrößte Weinfass, das sieben Meter hoch ist und ein Fassungsvermögen von 220.000 Litern besitzt. Wenn man nach einem langen Tag müde von der Besichtigung Heidelbergs ist, lohnt es sich, auf einer der Bänke im Schlosshof Platz zu nehmen und den herrlichen Sonnenuntergang zu bewundern.

Die längste Fußgängerzone Europas

Hauptstraße Heidelberg © Nimish Sawant

Einkaufsstraßen in deutschen Altstädten sind nichts Besonderes. Doch die Heidelberger Hauptstraße kann sich rühmen, die längste reine Fußgängerstraße Europas zu sein. Ob man durch ein Antiquariat stöbern, einen neuen Lamy-Füllfederhalter kaufen, realistische zoologische Zeichnungen bewundern, in einer der ansässigen Chocolaterien ein süßes Dessert genießen, ortstypische Mitbringsel oder hochwertige Luxusartikel einkaufen möchte, die Hauptstraße bietet für jede/n etwas. Auch viele der wichtigsten Touristenattraktionen wie das Universitätsmuseum, die Heiliggeistkirche, die Providenzkirche, das Rathaus und der Kornmarkt finden sich an dieser Straße. Sie mündet in mehrere Plätze, auf denen man nach Stunden auf Heidelbergs hügeligem Terrain ausruhen, einen Kaffee oder Drink genießen und die Passanten beobachten kann.

Wanderwege rund um Heidelberg

Wanderwege rund um Heidelberg © Nimish Sawant

Heidelberg liegt eingebettet zwischen zwei Bergen und bietet viele Wanderwege, die Fußgängern und Radfahrern atemberaubende Aussichten auf die Altstadt und ihre Umgebung eröffnen. Für eine kurze, aber anspruchsvolle Wanderung geht man auf dem Philosophenweg zum Bismarckturm und dann über den gewundenen Schlangenweg zurück zur Altstadt. Wer mehr Ausdauer hat, kann von der Altstadt zum Königstuhl wandern – dem höchsten Punkt Heidelbergs. Man findet viele gut ausgeschilderte Bergrouten rund um Heidelberg, wie den 126 Kilometer langen Neckarsteig, der Abenteuerlustige und Naturbegeisterte lockt.

Über den Künstler

Anand Deshpande (*1988 in Pune) ist Datenwissenschaftler und lebt in Heidelberg. Anand arbeitet an der Universitäts-Frauenklinik in Tübingen. Er ist Mitglied des Ramanbaug Yuva Manch Germany e.V., der Dhol-Tasha-Auftritte und andere interkulturelle Aktivitäten in ganz Deutschland organisiert. Dhol Tasha ist ein volkstümliches Percussion-Ensemble aus Maharashtra. Über den Verein ist Anand bei großen Veranstaltungen der indischen Gemeinde in Deutschland aufgetreten, etwa anlässlich des indischen Unabhängigkeitstages, zu Ganesh Chaturthi oder auf dem Karneval der Kulturen in Berlin. Anand möchte über Workshops und Seminare Dhol Tasha in Deutschland bekannt machen.

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