Carlos Andrés Rico, geboren 1986, studierte in Bogotá Musik mit dem Schwerpunkt Komposition. Zur gleichen Zeit arbeitete er als Koordinator und Moderator im Kulturradio. Seit April 2011 wohnt er in Hamburg. Hier belegte er den Masterstudiengang Multimediale Komposition, welchen er im Jahr 2015 abschloss.
2016 gründete er “Selva”, das erste Festival für experimentelle Kurzfilme, Performance und Musik aus Iberoamerika in Hamburg. Dieses Festival bietet eine frische Facette Lateinamerikas, Spaniens und Portugals, und geht weiter als die folkloristischen Auffassungen, mit denen man üblicherweise diese Regionen assoziiert.
Derzeit promoviert er an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg mit dem Thema Musikintervention im öffentlichen Raum als Strategie zur Förderung der sozialen Integration und betätigt sich nebenbei im musikalisch-sozialen Bereich durch die Arbeit mit dem von ihm mitbegründeten Iberoamerikanischen Netzwerk von Musikern und Künstlern (RIMA), welches lateinamerikanische und europäische Musiker verbindet und Konzerte in Hamburg veranstaltet.
Als Musiker leitet er “Sedah Hajusom”, ein Musikensemble von jungen Menschen mit Fluchterfahrung, das traditionelle Melodien mit Rap und elektronischen Beats mischt.
Radio Intervention Bengaluru
Mit seinen Interventionen verwandelt Carlos Andrés Rico, alltägliche Klänge und Orte in Kunst. Er versucht ein neues Territorium aus einer Symbiose von Musik, Performance und Stadt zu erschließen. Dieses Projekt geht über Grenzen hinaus und wird Teil des öffentlichen Raumes und der Erfahrungen der dort lebenden Menschen. Eine Stadt für alle, Kunst für alle.
Während der bangaloREsidency plant er, lokale Künstler einzuladen, an einer Reihe von Radioarbeiten über Kultur und öffentlichen Raum teilzunehmen und gemeinsam eine Intervention für die Straßen von Bangalore zu entwickeln.
Abschlussbericht
Im Laufe der Jahre und während ich mich mit zeitgenössischer Musik beschäftigte, entdeckte ich ein großes Interesse an der Möglichkeit, Arbeiten zu schaffen, die im öffentlichen Raum präsentiert werden könnten. Jetzt, zurück in Hamburg nach zwei Monaten Aufenthalt in Bangalore, glaube ich, dass die bangaloREsidency eine der besten Gelegenheiten war, um diesem Interesse nachzugehen und die Möglichkeit, den öffentlichen Raum als Ort des künstlerischen Schaffens nutzen zu können, zu bestätigen. Künstlerisches Schaffen im Sinne der Förderung des friedlichen Zusammenlebens der unterschiedlichen Generationen, sozialen Klassen und Religionen.
Es gibt zwei Hauptgründe, um das zu glauben: zuerst, die organisatorischen und finanziellen Unterstützung, die jeder Künstler vom Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan für sein Projekt bekommt. Man kommt in eine neue Stadt und es ist schon alles da, um mit der Arbeit beginnen zu können – einschließlich eines Netzwerks von Künstlern oder Personen, die möglicherweise Teil Deines Projekts werden könnten. Nicht zu vergessen, dass es für einen Künstler nicht einfach ist, die Möglichkeit zu finden, sich zwei Monate lang vollständig auf ein Projekt konzentrieren zu können.
Der andere Grund, warum ich die bangaloREsidency so lobe, ist der Gastgeber, mit dem ich zusammenarbeiten durfte: Maraa, Media & Arts Collective. Einfach der beste Gastgeber, den ich mir hätte wünschen können. Nicht nur wegen ihrer großen Gastfreundschaft, sondern weil sie mich zutiefst dazu inspiriert haben, künstlerisches Schaffen fast als eine Strategie zu verstehen, Inklusion, soziale Gerechtigkeit, fearless listening, und eine demokratische Nutzung und Zugang zu öffentlichen Räumen zu fördern.
Das Projekt ATTENTION This is not censored (ACHTUNG Dies ist nicht zensiert) wurde in Zusammenarbeit mit Madhuri und Jagdeesh von MoonArra, Parmita Mjukerjee, Veecheet Dhakal von Gauley Bhai und Narayanswamy entwickelt. Nach mehreren Proben (oder Jams) kulminierte dieses Projekt in zwei Aufführungen, eine im Auditorium des Goethe-Instituts und eine im offenen Raum des großartigen Cubbon Park.
Als ich das bunt gemischte und unerwartete Publikum sah, das neugierig zuhörte, bekam ich sofort das Gefühl, genau im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. Für mich ein unvergessliches Erlebnis.
Entsprechend dem hardworking Geist meines Host planten wir, die Musik aufzunehmen und eine EP (eine LP besser gesagt) zu veröffentlichen. Aufgenommen und Bearbeitet von Christopher Burchell, kann man sie kostenlos anhören und herunterladen:
https://maraa.bandcamp.com/album/attention-this-is-not-censored
Zum Schluss möchte ich mich bei allen Mitarbeitern des Goethe-Instituts / Max Mueller Bhavan, bei Maraa, meiner Bangalorer Familie Tasqeen, Jason, Asad und allen Musikern bedanken. Sie haben dieses Projekt möglich, und aus meiner bangalorREsidency einen großartigen und unterhaltsamen zweimonatigen Aufenthalt in Bangalore gemacht.