Hans-Christian Schink bangaloREsident@Pepper House
Hans-Christian Schink wurde 1961 in Erfurt geboren. Von 1986-91 studierte er Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) Leipzig und schloss 1993 ebendort ein Zusatzstudium als Meisterschüler ab.
2002 erhielt er ein Stipendium der Villa Aurora, Los Angeles, 2012 der Villa Kamogawa, Kyoto und 2014 der Deutschen Akademie Villa Massimo Rom. Seine Arbeit wurde mit weiteren Preisen und Stipendien ausgezeichnet, beispielsweise war er 2008 Gewinner des ING REAL Photography Award.
Einzelausstellungen fanden unter anderem statt im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg; Neues Museum Weimar; Angermuseum, Erfurt; Kunstmuseum Dieselkraftwerk, Cottbus (alle 2011); Landesgalerie Linz am Oberösterreichisches Landesmuseum, Linz (2010); Museo de Arte Contemporáneo, Salta und Museo Municipal de Bellas Artes Dr. Genaro Pérez, Córdoba, Argentinien (2008); Martin Gropius Bau Berlin (2004).
Fotografien von Hans-Christian Schink waren zudem in zahlreichen Gruppenausstellungen zu sehen, u.a.: The Tropics, Iziko S. A. National Gallery, Kapstadt (2009), Centro Cultural Banco do Brasil, Brasília und Centro Cultural Banco do Brasil Rio de Janeiro (2007–08);
Veto: Zeitgenössische Positionen in der deutschen Fotografie, Deichtorhallen Hamburg (2009); Zwischen Wirklichkeit und Bild: Contemporary German Photography, The National Museum of Modern Art, Tokyo und The National Museum of Modern Art, Kyoto (2005).
Ausgewählte monographische Publikationen sind "Fotografien aus Rom" (2015), "Tohoku" (2013), "Fläming" (2012) "Hans-Christian Schink" (2011), "1h" (2010), "Verkehrsprojekte" (2004) und "LA" (2004).
Abschlussbericht
Mein Aufenthalt in Kochi vom 2. bis 30.8.2016 brachte eine unerwartete Wendung in meiner Arbeitsweise und meinem Themenspektrum mit sich.
Ursprünglich hatte ich geplant, das fast allen meinen Projekten zugrunde liegende Thema der zivilisatorisch beeinflussten Umwelt auch an diesem Ort unter den vorgefundenen Konditionen fortzusetzen. Bisher habe ich dafür mit analoger Großformatkamera und vorzugsweise bei der undramatischen Stimmung eines bedeckten Himmels gearbeitet.
Da jedoch die Wetterbedingungen und die damit verbundenen Lichtverhältnisse dieses Vorhaben unmöglich machten, war ich gezwungen, einen anderen Ansatz zu finden. Zumal es in einem Zeitraum von vier Wochen ohnehin schwierig ist, ein in sich geschlossenes Projekt zu realisieren.
Nicht zum ersten Mal spielte bei der Entscheidungsfindung der Zufall eine wesentliche Rolle.
Die nach einigen Tagen der ersten Erkundung des Areals entstandene vage Vorstellung, in Kochi nach Einbruch der Dunkelheit zu fotografieren, wandelte sich zur konkreten Idee, als eines Abends die Straßen rund um meinen Aufenthaltsort für Filmaufnahmen mit künstlichem Licht aufwändig beleuchtet wurden.
Dadurch entstand eine Atmosphäre, die einen bisher vertrauten Ort unwirklich erscheinen ließ, in diesem Fall durch einen bewussten Eingriff in eine vorhandene Struktur.
Aus dieser Situation heraus entstand der Gedanke, diese Wandlung ins Surreale nur mit Hilfe der in den Straßen von Kochi vorhandenen Lichtquellen zu erreichen.
Mit diesem Effekt der scheinbaren Verschiebung der Realität durch die unterschiedliche Verarbeitung von Licht durch das menschliche Auge und die Kamera hatte ich mich bereits unter anderen technischen und konzeptionellen Voraussetzungen in der Serie LA.Night (2002/2003) beschäftigt.
Während in LA.Night die Charakteristik des verwendeten Filmmaterials entscheidenden Einfluss auf die Rezeption der Arbeiten hatte, habe ich in Kochi zum ersten Mal überhaupt mit digitaler Technik gearbeitet. Die technische Perfektion dieser Aufnahmen führte zu einer ganz anders gearteten Form von Künstlichkeit als bei den in Los Angeles entstandenen Fotografien.
Dennoch gibt es einen verbindenden Aspekt in diesen beiden Serien: LA.Night basiert nicht zuletzt auf der Erinnerung an die prägende Wirkung von Hollywood-Filmen, die die eigentlich banale Realität eines Ortes in einen Mythos zu verwandeln suchen. Den nachhaltigsten Effekt hatte in dieser Hinsicht sicherlich Mulholland Drive von David Lynch, an den in gewisser Weise auch der 2004 entstandene Collateral von Michael Mann anknüpft.
Aus diesen Momenten des Bildgedächtnisses und der surreal wirkenden Situation des Filmdrehs am Parade Ground in Kochi hat sich schließlich der Ansatz für die Serie Kochi Nights entwickelt.