Marje Hirvonen bangaloREsident@Attakkalari Centre for Movement Arts
Massenbewegung: Inspiriert von den Beziehungen zwischen Individuen und Massen wird Tänzerin und Choreografin Marje Hirvonen mit einer Gruppe aus (Nicht-)Tänzern an einer zeitgenössischen Tanzperformance arbeiten. Sie untersucht Menschenmassen und versucht den Begriff mithilfe des Körpers und aus einer inneren Perspektive neu zu definieren.
Marja-Leena (Marje) Hirvonen ist in Finnland geboren. Seit Herbst 2008 lebt sie in Köln. An der Hochschule für Musik und Tanz Köln studierte sie Bühnentanz und schloss erfolgreich ihr Studium ab. Schon vor ihrem Studium arbeitete Marje mit verschiedenen finnischenTanz-Ensemblen, u.a. Cat People und Step Up-dancers. Darüberhinaus unterrichtete sie Jugend-Ensemblen. Während ihres Studiums verbrachte sie vier Wochen in Indien, in Chennai, um indische Kampfkunst Kalariappayat und klassiche Tanzfomen Mohiniyattam und Bharatanatyam zu studieren.
Seit ihrem Abschluss an der Hochschule für Musik und Tanz arbeitet sie als Tänzerin/coChoreographin in verschiedensten Projekten in Kooperation mit Künstlern unterschiedlichster Disziplinen: Tanz, Installation, Design, Musik, physisches Theater, Video und Fotografie sowohl in NRW als auch im Ausland. Verschiedenen Formen des Theaters haben sie schon immer fasziniert: in Amsterdam arbeitete sie mit Jakob Ahlbom, der einen sehr eigenen Stil im physischen Theater entwickelt hat.
Im Rahmen des Nachwuchschoreograf-Programms, Werkstück, welches Tanzquartier
Wien jährlich initiiert und betreut, ist ihre erste Arbeit, ein Solo ‘’origin - sin -body’’, entstanden und wurde mit der Förderung von der Akademie der Künste der Welt gefördert und in Köln präsentiert.
Ihr Duett ‘‘Zweinsamkeit’’ mit Markus Tomczyk wurde im Herbst 2014 u.a. auf dem Tanzfestival 638 Kilo Tanz in Essen präsentiert. Ihr erstes abendfüllendes Projekt ‘‘Trinity’’ für vier Performerinnen wurde von vier verschiedenen Institutionen gefördert und durchweg sehr positiv aufgenommen. Im Juni 2017 wurde ‘‘Trinity’’ nach Krefeld zum FIRST STEPS-Festival eigeladen.
2016 wurde ihre Arbeit ‘‘RAVE’’ im Rahmen des New Talents - cologne biennale ausgewählt und mit zwölf Tänzern/Laien produziert.
Neben dem Choreografieren performt Marje Hirvonen in vielen verschiedenen Projekten, unter anderem war sie seit vier Jahren ein Mitglied sowohl der Gruppe Fantastic5 (eine urbane Tanzgruppe), als auch des FREIraum Ensembles, die jährlich site specific Performances präsentiert. Sie selber wirkte in verschiedenen Musikvideos mit, darüberhinaus choreografierte sie 2017 für das Musikvideo ‘‘No’’ der Band Bukahara 70 Laien-Tänzern.
Marje Hirvonen produziert und zeigt regelmässig ihre Arbeiten in der Tanzfaktur in Köln. Im März fand ihren Tanzabend/Event ‘‘FEST’’ mit einer neuen Premiere statt. Ihre Interessen liegen in aktuellen, sozial (-kritischen) Themen, die ihre Umwelt beobachten und kommentieren. Marje platziert sich als Künstlerin zwischen Tanz, Theater und Performance.
2017 wurde sie mit ihrem Konzept ‘‘fame - when I still thought I would become famous’’ für das Programm WEST OFF ausgewählt, welches Tanz in Tanz-/Theaterhäusern in Köln Düsseldorf und Bonn fördert.
Im Sommer 2017 spielt sie in mehreren Kurzfilmen mit, u.a von Uwe Repschläger und in den Diplom-Arbeiten von der Kunsthochschule für Medien.
Abschlussbericht
Meine Zeit in Bangalore war nicht lange, nur fünf Wochen, aber dafür sehr intensiv und produktiv. Die Orientierungswoche zu Beginn hat mir ein Gefühl gegeben, dass man nicht alleine ist, dass die anderen Residenten das Gleiche vor sich haben, und sich mit den gleichen Themen auseinandersetzen. Ich habe Freunde unter den Residenten gefunden, Kollegen, mit den ich eine sehr schöne Zeit hatte und gute Gespräche führen konnte. Sie waren gute Austauschpartner, auch bezüglich auf mein Projekt.
Attakkalari Center war ein guter Gastgeber. Erst war ich irritiert von meiner Dozenten-Position, aber letztendlich waren sie sehr flexibel mit der Planung; wen, wann, wie und wie viel ich unterrichte. Das Unterrichten hat mir sehr viel gegeben. Die Schüler waren motiviert und einfach sehr nette Menschen, die ich gerne unterrichtet habe.
Das Projekt ging von Anfang an gut voran. Ich habe viel vorgearbeitet, trotzdem war es eine Herausforderung, weil ich das Niveau der Schüler nicht wissen konnte. Doch sie haben sich sehr schnell entwickelt und verstanden, worum es geht. Mir war es wichtig, dass es ihnen bewusst ist, was wir gerade machen, was wir erzählen wollen: dass es ein Erlebnis ist, das wir mitteilen und im Moment gemeinsam erleben - und nicht nur eine Präsentation eines Themas.
Die Gruppe mit 12 Schülern war genau eine richtige Größe. Aber die Gruppe der Schüler im ersten Jahr mit 40 Leuten war fast zu groß, dafür die Studios einfach leider zu klein. Mit ihnen habe ich viel improvisiert und ich denke, dass es viel den Schülern gegeben hat - eine andere Herangehensweise kennenzulernen. Meine Präsentation war anders als alle meine Arbeiten davor: ohne Musik und ohne Trennung zwischen dem Publikum und Tänzern: es war ein Experiment für alle, das mir gut gefallen hat und ein Fenster geöffnet hat.
Ich bin sehr zufrieden mit den Tänzern und mit dem Abend. Für mich war es interessant, dass meine Position als Dozentin auch einen Einfluss auf meine Herangehensweise an mein Projekt hatte: es ging nicht nur um mich und meine Arbeit, sondern auch vor allem um die Schüler. Diese Erfahrung hat mich sehr bereichert. Ich wünsche mir sehr, dass es möglich wäre, zurückzukehren und wieder ein Projekt zu machen und wieder zu unterrichten.
Abgesehen von dem Attakkalari Center habe ich noch andere Kontakte geknüpft in der Tanzszene in Bangalore und ich hoffe, dass es zu einer weiteren Zusammenarbeit führen könnte; zum Beispiel eine Residenz in “Play and Discover” von Abhilash Ningappa.
Vielen Dank für diese einzigartige Erfahrung!