Als wir frühmorgens am Flughafen von Bangalore ankamen, erwarteten uns die Praktikantinnen des Goethe-Instituts mit Blumenketten. Auch mein Host Axel Brockmann war gekommen, um mich in mein neues Zuhause, ein Apartment im NCBS Housing Complex, zu bringen. Nur ein paar Stunden später saß ich nach einem sehr kurzen Schlaf in einem Taxi, das mich von den Außenbezirken Bangalores ins Zentrum, zum Goethe-Institut bringen sollte. Hier bekam ich den ersten Eindruck dieser schnell wachsenden Stadt mit Gebäuden für mehr als 12 Millionen Einwohner und dem oft chaotischen Verkehr.
Als ich am Goethe-Institut ankam, konnte ich nur einen kurzen Blick auf das große Nest der Riesenhonigbienen werfen, das sich am Gebäude auf der anderen Straßenseite befand. Dann mussten wir den Bus besteigen, der uns zu einer ersten Kennenlerntour durch Bangalore brachte.
Der folgende Tag war mein erster Tag am National Centre for Biological Sciences (NCBS). Vom ersten Moment fühlte ich mich in dem großen, von einer grünen Oase umgebenen Laborgebäude zuhause. Auf einem ersten Rundgang fand ich einen blühenden Flaschenbürstenbaum. Überall auf den Blüten waren Bienen, verschiedene Arten von Bienen. Hier sah ich sie zum ersten Mal, die drei unterschiedlichen in Bangalore vorkommenden Arten von Honigbienen: Die Zwerghonigbiene Apis florea, die Östliche Honigbiene Apis cerana und die Riesenhonigbiene Apis dorsata.
Während der ersten Woche fand ich noch mehr Nester der Riesenhonigbiene, ich traf Wissenschaftler, die über Bienen arbeiten, ich konnte mir nun ein Bild von Bangalore machen, als Stadt und Ort zum Leben, und ich begann intensiv Material für mein Projekt zu sammeln: Bienenzeichnungen von Kindern und Erwachsenen, Bienen-Experten und Laien, Interviews mit Menschen, die mit Bienen zusammenleben, durch Zufall oder aus Interesse, Fotografien und Geräusche von Bienen und der Stadt. Ich sammelte auch leere Wasserflaschen und andere Dinge, von denen ich dachte, dass ich sie gebrauchen könnte.
Suresh Jayaram, der Künstler, der das Projekt 1 Shanti Road betreibt, wollte mir die Honigbienennester in den Bäumen des Botanischen Gartens zeigen. Stattdessen fanden wir Warntafeln, die auf die Gefahren durch Bienen hinwiesen. Viele der Nester waren anscheinend zerstört worden, weil die Menschen nach mehreren Bienenattacken Angst vor ihnen hatten. Später gelang es mir dann doch noch einige bestehende Nester zu finden.
Hanumantha, ein Honeyhunter und Imker, zeigte mir, wie man mit Bienen umgeht ohne von ihnen gestochen zu werden. Er brachte mir eine Kolonie wilder Zwergbienen, die ich in den darauf folgenden Wochen beobachten konnte, bis sie schließlich davonzogen.
Wie ich erfuhr, sind September / Oktober nicht die Beste Zeit zur Bienenbeobachtung. Zu dieser Jahreszeit gibt es viel Regen und wenig blühende Pflanzen. Die Bienen ziehen dann oft an andere Orte, mit einem besseren Nahrungsangebot.
Sie machen es wie die vielen Menschen, die nach Bangalore kommen, weil sie als Bauern auf dem Land nicht genug verdienen. In Bangalore arbeiten sie dann als Bauarbeiter und leben in Hütten neben der Baustelle, oder sogar in Plastikplanenkonstruktionen im Rohbau. Andere kommen wegen der Karriere bei einem multinationalen Konzern (oder NCBS) nach Bangalore.
Viele Bilder und Geschichten zu Bienen und Menschen konnte ich während meines Aufenthalts sammeln. Ein Teil davon ist zu einem Buch geworden. Vieles wurde als Teil einer Installation am NCBS präsentiert. Die gesammelten Wasserflaschen wurden hier zu einem leuchtenden Schwarm blauer Bienen.
Danke an das Team des Goethe-Instituts, Axel Brockmann und sein Lab, sowie alle anderen, die mich in Bangalore in so vielfältiger und wunderbarer Weise unterstützt haben!