Firat Yildiz ist ein in Pforzheim lebender Künstler und komponist für zeitgenössische elektronische Musik. Neben seiner eigenen Klangpraxis kreiert Yildiz in Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen Klanglandschaften für Performances, Film und Multimedia-Installationen. Seine Klangforschung manifestiert sich oft in Klangmeditationen, Listening-Sessions und auch Tanzmusik im Club. Als Sohn zweier Migranten mit Wurzeln im Osten der Türkei (Südost Anatolien).
Beeinflusst durch das Leben zwischen zwei Kulturen, Ursprüngen und Traditionen. Einem Leben zwischen Religionen, formt das künstlerische Profil vom „Dazwischen-sein“. Die Gedanken seiner Arbeit basieren auf den Fragen nach der Identität, Herkunft, Limitation, Unterdrückung und des positiven Wandels.
Im Rahmen der bangloREsidency an der Indian Sonic Research Organisation setzt sich Yildiz mit dem Teppich auseinander, als Schnittstelle für klangliches und materielles Geschichtenerzählen, als Raum für Gemeinschaft und Gastfreundschaft, als Relikt einer Zeit, die vom Zusammenprall der Kulturen auf der Suche nach neuen gemeinsamen Ausdrucksformen geprägt ist.
Teppiche sind ein lebendiges Zeugnis migrierender kultureller Praktiken und materiellen Wissens, das sich durch verschiedene Geografien bewegt; ihre algorithmischen Muster sind eine uralte Technologie, die Erinnerungen und Geschichten bewahrt und weitergibt. In den heutigen globalisierten Gesellschaften trägt jeder mit seinem individuellen Hintergrund, zu einem multikulturellen sozialen Gefüge bei, sei es im virtuellen oder physischen Raum. Elektronische Kommunikation und neue Technologien verstärken diesen kulturellen Austausch in einem rastlosen digitalen Nomadentum, das kulturelle Grenzen beschleunigt und auflöst und gleichzeitig unzählige Arten von hybriden kulturellen Ausdrucksformen hervorbringt.
Zuletzt arbeitete Yildiz gemeinsam mit Wissenschaftler*innen des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie an einer Reihe experimenteller Klanglandschaften unter Verwendung wissenschaftlicher Audiodaten. Er komponierte Stücke für Performances wie "My Burden is My Soulmate" von Leman Daricioglu (2022), "Thermal Dynamics" von Anjana Berger (2020) und für die virtuelle Performance "Der Massenmensch" von Lena Hetzel und Janina Au (2021). Darüber hinaus schuf er Klangarbeiten für die Einzelausstellung "Immaterial" des 4E-Kollektivs im Emma Kreativzentrum in Pforzheim sowie für das Vorprogramm der Ornamenta triennale in einer Kirche in Lienzingen, mit dem Medienkünstler Özgur Kar (2021).