Rakshita Mittal ist eine in Bangalore, Indien, ansässige bildende Künstlerin. In ihren Arbeiten erforscht sie die Beziehungen zwischen Menschen und den von ihnen bewohnten Räumen. Sie wählt Momente der gemeinsamen Verbindung und Gefühle aus, um eine Geschichte mit Bildern als Grundlage zu konstruieren.
Rakshita hat einen Master-Abschluss in Information Arts & Information Design Practices von Srishti Institute of Arts, Design & Technology in Bangalore. In ihrer Arbeit zu den Themen wie Gemeinschaft, Geschlecht und Raum ist ihre Praxis von den unterschiedlichen Kulturen geprägt, die unseren Umgang miteinander bestimmen. Sie benutzt Fotografie und Drucktechnik als ihr primäres Medium, um einen Dialog zu starten und sinnvolle Interaktionen zu schaffen.
Bei den Lichtenberg Studiosmöchte Rakshita ein Werk schaffen, das sich auf die lokalen Gemeinschaften dieser Gegend, insbesondere auf die Frauen, konzentriert. Durch das Medium der bildenden Kunst und der Fotografie möchte sie die Rolle der Frauen, ihre Interaktionen und die Art und Weise, wie sie die kulturelle Landschaft dieses Ortes prägt, erforschen.
Während meiner bangaloREsidency-Expanded in den Lichtenberger Studios in Berlin habe ich die Menschen und Familien aus Ost-Berlin dokumentiert, die seit der DDR-Zeit in Lichtenberg leben und miterlebt haben, wie sich die kulturelle Geografie des Bezirks im Laufe der Jahrzehnte verändert und weiterentwickelt hat. Diese Familien haben sowohl den Bau als auch den Fall der Berliner Mauer bis hin zur deutschen Wiedervereinigung (1989) miterlebt. Die Geschichte Ostdeutschlands, das von einem kommunistischen Regime in eine Demokratie überging, besteht aus den Mikrogeschichten seiner Bewohnenden, die weiterhin hier - teilweise immer noch in denselben Häusern - leben und ihre eigenen Räume sowie Bedeutungen von Stärke und Freiheit geschaffen haben.
Lichtenberg wird heute auf den ersten Blick oft als grauer, ruhiger Berliner Bezirk wahrgenommen, der in der Vergangenheit lebt und in dem ältere Menschen mit preiswerten Wohnungen leben, etwas abseits des Stadtzentrums. Doch je mehr Zeit ich im Bezirk verbrachte, um über seine Geschichte und Bedeutung zu recherchieren, desto interessanter wurde Lichtenberg für mich zu einem Ort, der die Vergangenheit und Gegenwart Berlins erzählt - ein Ort, an dem sich die politische und soziale Geschichte Berlins, sozialer Wohnungsbau, Industriegebiete, zahlreiche Parks mit der neuen Stadtplanung, einer großen migrantischen Bevölkerung, einem der größten Techno-Clubs Berlins (Sysiphos) und jungen Paaren, die hierher ziehen wollen, um ihre Familien zu gründen, überschneiden.
Als Künstlerin, die mit Geschichten in Lichtenberg arbeitet, habe ich mich objektiv in die Vergangenheit begeben, um die Gegenwart zu verstehen. Dies geschah durch Gespräche, Austausch und das Knüpfen von Verbindungen mit den Menschen, die hier seit der DDR-Zeit aufgewachsen sind. 2021 ist die Berliner Mauer schon längst gefallen. Umso wichtiger ist es, diese Geschichten jetzt aufzuzeichnen, solange sich die Generationen, die diese Erfahrungen gemacht haben, noch daran erinnern und darüber sprechen können. Die Nichtlinearität von Erzählungen und mündlichen Überlieferungen hat mich dazu gebracht, die persönlichen Geschichten von Menschen zu dokumentieren, mit der Absicht, Raum für gemeinsame und tolerante Dialoge zu schaffen.
Während der vier Wochen, die ich in den Lichtenberg Studios verbracht habe (und zwei weiteren, in denen ich die Stadt außerhalb des Studios erkundet habe), habe ich neue Wege gefunden, um Verbindungen zu meiner Umgebung, den Menschen und mir selbst herzustellen. Mein Projekt war komplett auf Menschen ausgerichtet, und da ich im vergangenen Jahr einige Zeit damit verbracht hatte, am Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan Deutsch zu lernen, war das von Vorteil. Viele Leute, die ich für das Projekt interviewt habe, sprachen kein Englisch und dass ich ein paar Brocken Deutsch sprechen konnte, war eine große Hilfe, um Gespräche zu beginnen und Vertrauen aufzubauen. Uwe, mein Gastgeber, half mir mit Ressourcen und ermöglichte mir die Vernetzung mit lokalen Kunstschaffenden, Galerien und Kurator*innen. Obwohl mein Projekt am Ende des Aufenthalts noch nicht abgeschlossen war, konnte ich einen Teil davon im Museum Lichtenberg ausstellen, zusammen mit den Arbeiten anderer ehemaliger Stipendiat*innen.
Das Residenzprogramm war für mich eine erfüllende Erfahrung, da es mir die Möglichkeit bot, in einer Stadt wie Berlin zu arbeiten. Die Tatsache, dass ich dort als Künstlerin tätig war, mit den Menschen interagierte und mich in der Kultur zurechtfand, hat mir geholfen, meinen eigenen Schaffensprozess besser zu verstehen und meine Perspektive zu verändern. Ich bin mit bedeutungsvollen, gemeinsamen Verbindungen und neuen Möglichkeiten für das Projekt zurückgekommen. Vielen Dank an das Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan für die Unterstützung dieses Unterfangens, als Künstlerin zu lernen, zu wachsen und zu vermitteln. Ich bin zutiefst dankbar!