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Max Mueller Bhavan | Indien New Delhi

Indisch-Deutsche Freundschaft

Indisch-Deutsche Freundschaft
Ein Wandbild aus Neu-Delhi, das die indisch-deutsche Freundschaft feiert. | © Natalie Mayroth

Wie zeichnet sich die indischdeutsche Freundschaft angesichts des 75-jährigen Bestehens Indiens ab? - Ein Rück- und Ausblick.

Von Vipul Parashar

Wer diesen Artikel liest, kennt wohl schon den Namen Max Mueller, nach dem die Goethe-Institute in Indien benannt sind. Aber warum ist er überhaupt beim Thema indisch-deutsche Freundschaft relevant und was für eine Geschichte teilen die beiden Länder?

Indien und Deutschland besitzen eine lange Verbindung seit circa 500 Jahren durch Handelsbeziehungen und philosophische Auseinandersetzungen. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert strebten viele deutsche Unternehmen an, mit Indien zu handeln. Nicht zu vergessen sind die Philosoph*innen, die auch eine wichtige Rolle im Aufbau einer engen Beziehung spielten. Der Sohn von Wilhelm Mueller, der  ekannte Dichter Friedrich Max Mueller**, wurde in Sanskrit und weiteren Sprachen in Leipzig, Berlin und  aris unterrichtet. Er übersetzte die Upanishaden (philosophische, hinduistische Schriften) und erforschte die alte Sprache Sanskrit. Außerdem veröffentlichte Mueller den ältesten Teil der vier Veden, die Rigveda  us dem Sanskrit anhand von Manuskripten, die in England vorhanden waren, ins Deutsche.

Vor der Unabhängigkeit Indiens

Obwohl 1915 Indien ein Teil von Britisch-Indiens war, tauchten die ersten Spuren der modernen indisch-deutschen Beziehungen auf, als Unabhängigkeitskämpfer das kaiserliche Deutschland um Hilfe bei der Befreiung Indiens während des Ersten Weltkriegs baten. Was auch im Kopf behalten werden muss, ist, dass die indischen Truppen in der britischen Armee damals auch gegen Deutschland kämpften.
Während des Zweiten Weltkriegs bat der bengalische Freiheitskämpfer Subhash Chandra Bose das damalige Nazi-Deutschland um Hilfe, indem er militärische Unterstützung für die indischen Aufständischen von der deutschen Armee wollte. Nach dem Zweiten Weltkrieg teilten beide Länder ein ähnliches Schicksal: Die Bevölkerung und das ursprüngliche Territorium wurden geteilt. Beide mussten sich beweisen, bis sie auf eigenen Beinen stehen konnten. Die vollkommen neu gegründete und aufgeteilte Republik Indien war eines der ersten Länder, die die Bundesrepublik Deutschland als ein Land anerkannt hatte und ein diplomatisches Verhältnis eingerichtet hatte, obwohl 24.000 Soldaten der britisch-indischen Armee bei dem Krieg gegen Nazideutschland gestorben waren.
Die deutsche Sprache wurde allerdings schon seit 1914 in Indien unterrichtet. Der Linguist Pandurang D. Gune kehrte 1913 in seine indische Heimat zurück. Seine in Deutschland erworbenen Sprachkenntnisse und die Begeisterung für die deutsche Sprache gab er ab 1914 den Schülern der New English School in Pune weiter. Das erste Goethe-Institut wurde erst später, 1957 in Kalkutta gegründet und zwei Jahre darauf wurde unser eigenes, das Max Mueller Bhavan Delhi gegründet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Doch zuvor, im Jahr 1952, eröffneten beide Staaten Botschaften in Neu-Delhi beziehungsweise Bonn, der damaligen Hauptstadt Deutschlands. Die Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen zur Deutschen Demokratischen Republik (DDR) verweigerte der indische Ministerpräsident Jawaharlal Nehru anfangs, da damals Indien westdeutsche Wirtschaftshilfen verlangte. Nach dem Grundlagenvertrag zwischen Westdeutschland (BRD) und der DDR hat Indien ab 1972 auch diplomatische Beziehungen zur DDR aufgebaut.

Aber die verlockenden Meilensteine, Unterstützungsgespräche und die übergreifende Beziehung zwischen den Ländern waren nicht immer reibungslos. Auch die Schattenseiten der Geschichte sollten betrachtet werden, damit wir einen umfassenden Überblick bekommen und erkennen, wie ungleich oder gleich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern in der Vergangenheit verlaufen sind. 
Kurz nach den aufrichtigen früheren Beziehungen prangerte die BRD Indien wegen der Unabhängigkeit Goas von der portugiesischen Kolonialherrschaft im Jahr 1961 an und unterstützte Portugal, während Ostdeutschland, Indien beziehungsweise Goa mehr Unterstützung zuteilwerden ließ. Dies war vor allem auf die damalige Politik des Kalten Krieges zurückzuführen, als die DDR dem Warschauer Pakt verpflichtet war. Westdeutschland war dagegen an den Nordatlantikpakt (NATO) und die Vereinigten Staaten gebunden.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands, gekennzeichnet durch den Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989, wuchs die Beziehungen zwischen beiden allmählich. Dieser Zeitraum war von diplomatischen Besuchen und Gipfeln gekennzeichnet.

Seit 2011 finden die deutsch-indischen Regierungskonsultationen statt. Das jüngste dieser Treffen fand im Mai 2022 in Berlin statt. Das Ziel ist eine engere politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Indien. Die Länder sagten zu, dabei auch weitere Staaten mit einzubeziehen, insbesondere beim Klimaschutz.

Die jüngere Vergangenheit und Zukunftsmöglichkeiten

Das Verhältnis zwischen Deutschland und Indien ist sowohl strategisch als auch freundschaftlich. Die Beziehungen und die Zusammenarbeit ergeben sich aus dem kulturellen Austausch, gemeinsamen politischen Zielen in der Weltpolitik und der Zusammenarbeit in wissenschaftlichen Bereichen. Beide Länder verfügen über eine umfangreiche Arbeitskraft sowie über fundiertes Fachwissen. Durch diesen Austausch können beide Länder voneinander profitieren.

Die Zusammenarbeit führt auf Bereiche wie Anti-Terrorismus, Militärübungen (die zuerst fand in 2008 statt), wissenschaftlicher Austausch, wirtschaftlicher Fortschritt zurück. Als Beispiel leitet Deutschland eine Kampagne, damit der deutsche Mittelstand in Indien sich präsentieren kann und expandieren kann. Das heißt ‘Make in India Mittelstand!’. Darüber hinaus sind sie eng verbunden bei der Kooperation für nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz in beiden Ländern. Im April 2022, hat das Delhi Schulamt eine Absichtserklärung mit dem Goethe-Institut unterzeichnet, um Deutsch als Fach an öffentlichen Schulen anzubieten. Folglich werden weitere Kooperationsprojekte erwartet. Darüber hinaus vergibt der Verein, die Deutsch-Indische Gesellschaft, jährlich seit 1997 den Gisela-Bonn-Preis für Verdienste um deutsch-indische Beziehungen. 

Wie jede Freundschaft erlebt auch eine Internationale Höhen und Tiefen und es gab schon immer eine Distanz zwischen europäischen und asiatischen Kulturen und Ländern. Mit zunehmender Migration von Menschen und Ideen und dem wachsenden Austausch von Kultur und Sprache zwischen Ländern, bei denen das Goethe-Institut auch eine wichtige Rolle spielt, kann man auf weitere Entwicklung hoffen. 
Ein Blick in die Zukunft zeigt sicherlich eine erneute und engere Beziehung zwischen Deutschland und Indien, die nicht nur auf den bisherigen Schwerpunkten wie Handel und wissenschaftlichen Austausch beruht, sondern sich wohl auch auf weitere Bereiche der Zusammenarbeit ausweiten wird.
 
**Max Mueller (1823 - 1900) gilt als Mitbegründer der modernen Indologie und Sanskritforschung.

Zeitstrang:

1858 Indien gerät unter britische Kolonialherrschaft (Britisch-Indien)
1914 gibt es den ersten Deutschunterricht in Indien (in Pune und Mumbai)
1914-1918 Zeit des Ersten Weltkriegs
1930 Salzmarch (Salz-Satyagraha) von Mohandas Karamchand Gandhi
1941 Der Freiheitskämpfer Subhash Chandra Bose kommt nach NS-Deutschland 
1944-1948 Zeit des Zweiten Weltkriegs
1947 Gründung der Republik Indien
1949 Gründung der Republik Deutschland
1952 Botschaften in Neu-Delhi und Bonn öffnen, im Folgejahr wird der Verein Deutsch-Indische Gesellschaft e.V. gegründet
1957 Das erstes Goethe Institut/Max Mueller Bhavan eröffnet in Kolkata
1959 Das Goethe Institut/Max Mueller Bhavan eröffnet in Neu-Delhi 
1961 Die letzten Kolonien Goa wie Daman und Diu werden Teil Indiens
1972 Beziehungen zwischen Indien und der DDR werden aufgenommen
1989 Öffnung der Berliner Mauer
1990 Deutsche Wiedervereinigung und Ende der DDR
2011 Die ersten deutsch-indischen Regierungskonsultationen finden in Neu-Delhi statt

Vokabelliste:

Handelsbeziehungen, die = trade relations
Unabhängigkeit, die = independence
Unabhängigkeitskämpfer, die = freedom fighter
Botschaft, die = Embassy
Deutsche Demokratischen Republik (DDR) von 1949 - 1990 = German Democratic Republic (GDR)
Warschauer Pakt, der,  war ein militärischer Vertrag von 1955 bis 1991 und Gegenstück zur NATO = Warsaw Pact (WP)
NATO-Bündnis, das, wurde 1949 geschlossen = North Atlantic Treaty Organization
Westdeutschland (BRD) = West Germany
NS-Deutschland auch bekannt als Drittes Reich = Nazi Germany
 

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