Mila Teshaieva
Familien in Europa
Ich sehe mein Mitwirken an diesem Projekt des Goethe-Instituts als Möglichkeit meine Langzeitrecherche zum Konstrukt eines europäischen kollektiven Gedächtnisses und Einzelerinnerungen nun vertiefen zu können, und auf die Länder Deutschland und Albanien zu fokussieren. Ich werde mich für das Projekt auf kleinere Niederlassungen in ehemaligen Industriegebieten konzentrieren: Sachsen-Anhalt in Deutschland und die Shkodër Region in Albanien. Während sich diese zwei Länder sowohl wirtschaftlich, als auch durch ihre soziale Infrastruktur und Lebensqualität extrem unterscheiden, sieht man bei näherer Betrachtung der oft schwierigen Lebensumstände der Bevölkerung, sowie der historischen Umständen, eindeutige Gemeinsamkeiten in beiden Länder. Der Zusammenbruch des Systems vor 30 Jahren, hat nicht nur zu einer politischen Entwicklung geführt, sondern auch das Leben der Menschen radikal verändert. Neben dem Verlust der ökonomischen Grundlage durch Schließungen von Fabriken und Minen, kollabierte das gesamte soziale System, inklusive ideologischer Ziele und Ideale, und für die meisten der dort lebenden Menschen, hat sich die neue, verheißungsvolle Zukunft bis heute nicht erfüllt.
Inmitten dieser kahlen, tristen Kulisse vergessener Orte, Hoffnungslosigkeit und der Missdeutung der eigenen Vergangenheit, möchte ich mich mit meiner Arbeit den Menschen nähern und somit persönliche Momente schaffen. Ich möchte die Solidarität und den Zusammenhalt innerhalb von kleinen Gruppen, die Wahrnehmung der Vergangenheit und deren Darstellung, im heutigen kollektiven Gedächtnis dokumentieren. Während ich über die Vergangenheit und Gegenwart beider dieser Gebiete recherchiere, bleibe ich weiterhin offen für alle Möglichkeiten und Gelegenheiten die sich auf dem Weg dahin ergeben.
Biographie
Ich wurde 1974 in Kiew geboren und lebe zurzeit in Berlin. In meinen Arbeiten konzentriere ich mich auf konstruierte soziale Identitäten und die politische Manipulation von Geschichte und Erinnerung. Hierbei kombiniere ich einen dokumentarischen Aspekt mit künstlerischer Interpretation. Meine Arbeit wurde weltweit in Galerien und Museen ausgestellt, die letzte Ausstellung war im Museum Europäischer Kulturen (Deutschland), im Haggerty Museum of Art in Milwaukee (USA), dem Alma Lov Museum (Schweden) und dem Museum Kunst der Westküste (Deutschland) zu sehen. Bis heute habe ich zwei Monographien beim Kehrer Verlag veröffentlicht: „Promising Waters“ im Jahr 2013 und „InselWesen“ im Jahr 2016. Hinzu kam der Band „Faces and Stories of Entrepreneurs“ (2015), herausgegeben und unterstützt von der Schweizer Eidgenossenschaft. Meine Arbeit wurde ebenfalls in diversen Zeitungen veröffentlich, unter anderem dem Time Magazine, Die Zeit, GEO und Financial Times. Neben meinen privaten Projekten beteilige ich mich oft an Auftragsprojekten mit internationalen Entwicklungshilfe-Organisationen wie GIZ, SDC, Unicef und vielen anderen. Zudem bin ich Mitglied von Ostkreuz-Agentur der Fotografen.