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Berlinale Blogger*innen 2024
„Il cassetto segreto“ von Costanza Quatriglio

Szene aus "Il cassetto segreto"  (The Secret Drawer) von Costanza Quatriglio
Il cassetto segreto (The Secret Drawer) von Costanza Quatriglio | © Fondo Giuseppe Quatriglio

Der neue Film von Costanza Quatriglio geht bei der 74. Berlinale in der Festival-Sektion Forum ins Rennen, die sich ganz dem Dokumentarfilm widmet. Zwei Ebenen der Erinnerung spielen zusammen, um die Lebensgeschichte eines Mannes neu zu entdecken: Giuseppe Quatriglio.

Von Sara De Pascale

Die Ursprünge der Dokumentation

Mit der Arbeit an diesem Film hat die Regisseurin 2010 begonnen, als sie das Wiederauftauchen eines Schulheftes mitfilmte, das ihrem Vater Giuseppe Quatriglio, einem führenden sizilianischen Journalisten, gehört hatte. Im Öffnen einer Schublade und im Hervorholen jener alten Seiten hat eine Produktion ihren Ursprung, derer die Regisseurin sich damals noch gar nicht bewusst war.

Nach dem Tod ihres Vaters beschloss Costanza Quatriglio, die Unterlagen und Dokumente, die er während seiner langjährigen Arbeit zusammengetragen hatte, der sizilianischen Zentralbibliothek „Alberto Bombace“ zu schenken. Und infolgedessen begann sie die Auflösung des Raumes, in dem sie aufgewachsen war, zu dokumentieren.

Doppelte Erzählstruktur

Die Dokumentation verwebt persönliche und kollektive Erinnerung miteinander und zeigt Giuseppe Quatriglio anhand seiner eigenen Schriften, Artikel, Filmaufnahmen und Reisefotografien. Zugleich rekonstruiert sie Recherchen und Interviews, die Italien und insbesondere Sizilien von den 50er Jahren bis in die Gegenwart widerspiegeln. Intellektuelle, Dichter*innen, Schriftsteller*innen und sogar Maler*innen wechseln sich auf den alten Aufnahmen aus Quatriglios Arbeitszimmer ab.

Das Publikum bleibt gebannt dank der Doppelstruktur, die über die gesamte Dauer des Films durchgezogen ist. Costanza hat die Leidenschaft gefunden, die sie mit ihrem Vater verbindet: das Geschichtenerzählen mit Bildern zu begleiten und menschliche Wesen aus der Sicht derer zu zeigen, die sprechen.

Die Montage erhält einen durchdringenden Rhythmus aufrecht und füllt so den Saal abwechselnd mit Gelächter und Ergriffenheit. Die Regisseurin bietet einen zutiefst persönlichen Einblick in ihre Geschichte als Tochter, aber auch in die Geschichte eines Sizilianers, der – ohne je auch nur die geringste Absicht gehabt zu haben, seine Heimat zu verlassen – die ganze Welt bereist hat.

„Film hat Macht, er kann das Leben in Tod und den Tod in Leben verwandeln. Es war ein Prozess: Als wir begonnen haben, die Fotonegative zu digitalisieren, sind alle diese Bilder herausgekommen und es war, als ob der Film eine Stimme bekommen und zu mir gesagt hätte: Hallo, da bin ich – bereit, gedreht zu werden.“

So die Regisseurin am Ende der Vorführung. Wir sind live dabei, wie das Genre des Dokumentarfilms zurückkehrt und auf Filmfestivals zunehmend an Beliebtheit und Sichtbarkeit gewinnt, während das Erzählen Platz findet in einer Welt, die sich heute wieder nach Unterhaltung und Wissen auf dem Boden der Realität sehnt.

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