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Inklusion in den Künsten
Kulturelle Vielfalt durch Inklusion

Der Hornist Felix Klieser wurde ohne Arme geboren: Er bedient sein Instrument mit dem linken Fuß.
Der Hornist Felix Klieser wurde ohne Arme geboren: Er bedient sein Instrument mit dem linken Fuß. | Foto (Zuschnitt): © picture alliance/Bernd von Jutrczenka/dpa

Ein renommierter Horn-Spieler, der ohne Arme geboren wurde: Was ungewöhnlich klingt, ist ein aktuelles Beispiel, wie Inklusion in den Künsten gelingen kann. Auch barrierefreie Kulturhäuser und inklusiver Kunstunterricht zählen dazu.

Von Katja Marquardt

Als Vierjähriger verkündet Felix Klieser seinen Eltern: „Ich will ein Horn!“ Ein scheinbar unmöglicher Wunsch – denn Klieser wurde ohne Arme geboren. Doch der Junge bleibt hartnäckig und wird schließlich schon mit 13 Jahren an der Musikhochschule Hannover unterrichtet. Heute ist der 27-Jährige einer der weltbesten Hornisten. Er bedient dabei die Ventile seines Instruments mit den Zehen des linken Fußes. 
 
Der 1959 geborene und heute international bekannte Opernsänger Thomas Quasthoff wurde seinerzeit an derselben Musikhochschule nicht angenommen, weil er aufgrund seiner fehlenden Arme kein zweites Instrument spielen konnte. „Die Erwartungen an musikalische Höchstleistungen im Bereich der Klassik sind extrem hoch“, weiß Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung.Hasko Witte, der Manager des Ausnahme-Hornisten, sagt: „Felix Klieser spielt in einer Liga, in der es komplett egal ist, ob er mit Händen oder Füßen spielt. Entweder ist das Ergebnis sehr gut oder nicht.“  

Inklusion wird zur Normalität

2009 hat Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert und sich damit verpflichtet, kulturelle Teilhabe auch für Menschen mit Beeinträchtigungen weiter zu stärken. Dazu gehört nicht nur, sie als Künstler zu fördern und frühzeitig in die kulturelle Bildung einzubeziehen, sondern auch, sie als Publikum stärker anzusprechen. Auch bedingt durch neue Bauvorschriften wird bei den Konzerthäusern inzwischen sehr auf Barrierefreiheit geachtet, sei es durch rollstuhlgerechte Zuwege oder Induktionsschleifen für hörgeschädigte Besucher. Die Plattform Reisen für Alle hat ein bundesweit einheitliches Kennzeichnungssystem zur Barrierefreiheit touristischer Angebote geschaffen, darunter sind auch Museen und Konzerthäuser. 
 
„Der Bereich der Musikvermittlung hat sich in den letzten Jahren stark in verschiedene Zielgruppen differenziert“, so Gerald Mertens. So seien auch zahlreiche Formate für Menschen mit Handicaps entstanden. Der nächste Schritt müsse jetzt sein, Menschen mit Beeinträchtigung noch gezielter für den Kulturbesuch anzusprechen, um Hemmschwellen abzubauen. Projekte wie der Kulturschlüssel Saar setzen dort an: Die Kulturhäuser stellen nach dem Prinzip der Kulturlogen nicht verkaufte Restkarten kostenlos für Menschen mit Handicap zur Verfügung, die dann von ehrenamtlichen Paten ins Konzert oder Theater begleitet werden.
 
Auch der Museumsbereich geht seit geraumer Zeit neue Wege: In den meisten großen Kunstmuseen gibt es inzwischen Führungen in leichter Sprache, in Gebärdensprache oder auch Tast-Ausstellungen. Jochen Schmauck-Langer, der Museumsführungen für Menschen mit Demenz anbietet und Fachkräfte schult, plädiert dafür, diese Vermittlungsangebote im Rahmen des normalen Museumsbetriebs stattfinden zu lassen. 

An inklusiven Projekten mangelt es nicht

Die vielbeachtete Heidelberger Sammlung Prinzhorn geht das Thema von der anderen Seite an: Seit seiner Eröffnung 2001 zeigt das Museum ausschließlich Kunst von Psychiatrie-Erfahrenen. Inzwischen ist es mit seiner einzigartigen Sammlung sogenannter Outsider Art oder Art Brut selbstverständlicher Bestandteil der Museumslandschaft in der Region Rhein-Neckar.
Ein Inklusions-Tanzworkshop mit dem Bundesjugendballett in der Hamburger Ballettschule von John Neumeier. Ein Inklusions-Tanzworkshop mit dem Bundesjugendballett in der Hamburger Ballettschule von John Neumeier. | Foto: © picture alliance/ Christian Charisius/dpa Susanne Keuchel, die Direktorin der Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW, die 2015 die Trägerschaft des von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien geförderten Netzwerks Kultur und Inklusion übernommen hat, wünscht sich eine Repräsentanz von Menschen mit Behinderung nicht nur auf und vor der Bühne, sondern auch dahinter, etwa in der Verwaltung von Kultureinrichtungen oder in den Jurys: „Je vielfältiger die Organisationsstrukturen sind, desto mehr Menschen denken inklusiv.“
 
An guten inklusiven Projekten mangelt es nicht. Eine teilhabeorientierte Kulturarbeit vollziehe sich dabei nach wie vor meist Bottom-up als Einzelengagement, stellt Keuchel fest. Das Netzwerk arbeitet daher daran, die Rahmenbedingungen zu ändern. „Für Menschen mit Einschränkungen sind es oft Banalitäten, die sich bündeln und dadurch eine Teilhabe einschränken. In einer inklusiven Gesellschaft müssen eingespielte Abläufe auf ihre inklusive Öffnung stetig reflektiert werden.“

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