Generation Z
Nichts ist wichtiger als die Familie
Die „Generation Greta“ ist politisch aktiv, digital, liberal – aber überraschend konservativ in der persönlichen Lebensplanung. Ein Blick in die Umfragen unter den zehn- bis zwanzigjährigen Deutschen aus den Jahren 2019 bis 2021.
Von Petra Schönhöfer
Es ist eines dieser Wochenendseminare irgendwo im Nirgendwo: Die zehnte Klasse des Gymnasiums einer deutschen Kleinstadt sitzt an langen Tischen. Soeben wurden die Schüler*innen gefragt, wie sie sich ihr Leben in zehn Jahren vorstellen. „Ich studiere Informatik“, sagt der sechzehnjährige Fabian. „Ich werde Autorin“, gibt Lisa zu Protokoll. Darüber hinaus sehen sich alle in einer festen Partnerschaft („verlobt oder verheiratet“) und leben mit Haustieren im Eigenheim. Eigene Kinder: sind „geplant“ oder bereits „unterwegs“. Mit Mitte 20, wohlgemerkt. Für jemanden Mitte 40, aus der Generation X also, klingt das überraschend geordnet, ja fast ein wenig bieder.
Wie die eigenen Großeltern
Und dennoch sind, wenn man zahlreichen Studien und Umfragen glauben möchte, genau diese traditionellen Vorstellungen charakteristisch für die Generation Z – jene Post-Millennials, die zwischen 1997 und 2010 geboren wurden. Wie die 18. Shell Jugendstudie zeigt, sind für die überwältigende Mehrheit der Jugendlichen gute Freunde, eine vertrauensvolle Partnerschaft und ein gutes Familienleben die wichtigsten Werte. Insgesamt orientieren sie sich an vielen Werten der Großeltern, etwa wenn es darum geht, Familie und Kinder zu versorgen: Sie arbeitet Teilzeit, er macht im Job nur geringe Abstriche.
Apropos Job: Karriere ist zwar ein wichtiger Teil des Lebens, aber nicht das oberste Arbeitsziel der Generation Z, sagten 2021 rund zwei Drittel der Befragten in der Studie future for work von Zenjob, einer Online-Plattform für Nebenjobs. An der obersten Stelle der Bedürfnispyramide steht demnach die Vereinbarkeit des Jobs mit dem Privatleben (69 Prozent). Bald dahinter folgt die persönliche Identifikation mit dem Unternehmen (55 Prozent), wobei die Generation Z den Mittelstand klar favorisiert, denn hier scheint die Kombination aus Sicherheit und familiärer Umgebung besonders attraktiv zu sein. Für etwa ein Viertel der jungen Menschen sind das Arbeiten in Startups und die Selbstständigkeit die idealen Arbeitsformen.
Das Smartphone in die Wiege gelegt
Die Generation Z ist auch die erste Generation, die komplett mit dem Smartphone aufgewachsen ist. Sie ist immer online, ihr echtes Leben verschmilzt nahezu mit dem digitalen. Am Handy verbringen sie sehr viel Zeit in sozialen Netzwerken wie Instagram, etwas mehr als zwei Stunden am Tag, so eine Studie des Online-Kiosks Readly. Durch das Internet und die ständige Vernetzung mit der Außenwelt sind die Mitglieder der Generation Z gut informiert und ständig aktuell.
Die Gen Z ist die erste Generation, die komplett mit dem Smartphone aufgewachsen ist.
| Foto (Detail): © Adobe
So hält auch künstliche Intelligenz Einzug in den Alltag der Jugendlichen. Eine Technologie, die wie sie selbst im Teenageralter ist und mit ihnen wächst. In der Onlinebefragung We and AI vom Weizenbaum-Institut in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut hatte ein Drittel der befragten jungen europäischen Erwachsenen zwischen 18 und 30 Jahren kein Problem damit, wenn ein Strafverfahren gegen sie auf der Basis einer automatisierten Entscheidung eingeleitet werden könnte: Obwohl sie im Zeitalter des „Großen Lauschangriffs“ geboren wurden, fühlen sich 58 Prozent in Bezug auf die Analyse von Datenmengen zur Identifizierung potenzieller krimineller Aktivitäten wohl oder gleichgültig.
Politisch, bunt, engagiert
Von der Generation Z werden Diversität, Inklusion und Individualität großgeschrieben. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen stehen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen mit sehr großer Mehrheit positiv gegenüber. Die Ablehnungswerte liegen durchweg bei unter 20 Prozent, so die Shell-Jugendstudie. Sie trägt den Untertitel „Eine Generation meldet sich zu Wort“, denn aus ihr geht auch hervor, dass sich die unter 20 Jahre alten Jugendlichen wieder politisieren. Sie artikulieren ihre Interessen und Ansprüche nicht nur untereinander, sondern auch gegenüber der Politik – viele sprechen sich daher auch für das Wahlrecht ab Geburt aus.
Die Mehrheit der Jugendlichen blickt dabei positiv in die Zukunft. Ihre Zufriedenheit mit der Demokratie nimmt zu und auch die Europäische Union wird überwiegend positiv wahrgenommen. Am meisten Angst macht ihnen jedoch die Umweltzerstörung. Nicht umsonst nennt man sie auch „Generation Greta“, nach der schwedischen Umweltaktivistin Greta Thunberg, die mit ihren „Fridays for Future“-Demonstrationen eine weltweite Jugendbewegung geschaffen hat.
Kommentare
Kommentieren