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Umwege | Höhlenhäuser im Harz
In den Fels gehauen

Sie scheinen wie aus einem Märchenbuch entsprungen, idyllisch und mystisch zugleich: die historischen Höhlenhäuser im Harz.
Sie scheinen wie aus einem Märchenbuch entsprungen, idyllisch und mystisch zugleich: die historischen Höhlenhäuser im Harz. | Foto (Detail): © Adobe

Was tun, wenn Wohnraum knapp ist? In Langenstein im Harz schlugen sich die Menschen einst Höhlen in die Sandsteinfelsen. Einige dieser Wohnhöhlen kann man bis heute besichtigen – sie sehen sogar ziemlich gemütlich aus.
 

Von Alina Schwermer

Sie könnten einem surrealen Märchenbuch entsprungen sein, die historischen Höhlenhäuser im Harz. Ihre Wohnzimmer, Küchen und Kinderstuben sind heute zwar ausgestattet mit ganz bürgerlichen alten Schränken, Sofas, Betten – aber ihre Wände bestehen immer noch aus rohem Felsen. Denn diese Häuschen sind wortwörtlich in Stein gemeißelt und sind damit: Höhlen. Ihr Dach ist bewachsener Stein, und durch gardinengesäumte Fenster im Fels dringt wenig Licht nur in die vorderen Zimmer.

Höhlenhäuser gibt es natürlich auch anderswo zu bestaunen, wie zum Beispiel in einigen berühmten Anlagen in Italien, Georgien oder der Türkei. Aber eben nicht nur da. In den Höhlen im Harz lebten im 19. Jahrhundert ganz selbstverständlich Familien mit Kindern; vor einigen wurden kleine Kräutergärten angelegt. Zwölf Höhlenwohnungen gibt es noch, zwei davon im Bereich der ehemaligen Altenburg, zehn als Reihenhaussiedlung am Schäferberg im Ortsteil Langenstein. Sie zeigen die große Kreativität früherer Arbeiterfamilien und erinnern daran, was für begabte Architekt*innen sie waren. Sie zeigen aber auch, wie beengt und oft gar nicht märchenhaft sie damals lebten.

Wahrscheinlich haben schon die alten Germanen im Harz Höhlen in den Sandstein gehauen. Doch das Gros der Wohnungen entstand im 19. Jahrhundert, weil es in Langenstein an Wohnraum fehlte. Landarbeiter*innen haben daraufhin einfach selber Häuser in den Fels gehauen. Trotzdem waren die rund 30 Quadratmeter großen Bauten keine Elendssiedlung. Es lebte sich sogar mitunter besser als im Dorf, denn auf die Anhöhe schien mehr Sonne, und die Temperatur im Höhlenhaus war angenehm. Erst 1916 zog der letzte Bewohner aus. Anschließend geriet der kulturelle Wert in Vergessenheit, die Räume wurden als Schuttlager, Ställe oder Gemüselager genutzt. Es ist den vielen Helfer*innen vom Verein „Langensteiner Höhlenwohnungen e.V.“ zu verdanken, dass man heute fünf wiedereingerichtete Höhlen besichtigen kann. Wer mag, bucht sich noch eine Führung hinzu und lässt sich die Geschichten vom Leben in den Harzer Höhlen erzählen.

Umwege

Was bedeutet Görliwood, warum findet man in Bayern ein Stück Karibik und wo könnt Ihr vor Schaufelradbaggern tanzen? In unserer Serie nehmen wir Euch jeden Monat mit an einen Ort in Deutschland, den Ihr vielleicht noch nicht kennt, aber unbedingt kennenlernen solltet. Wir zeigen Euch Orte, die von der üblichen Touristenroute abweichen. Seid Ihr bereit für einen kleinen Umweg?

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