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Nachhaltigkeit
Firmenphilosophie: Sozialer Fortschritt

Sozialunternehmen verbinden Unternehmertum mit nachhaltigen Entwicklungszielen.
Sozialunternehmen verbinden Unternehmertum mit nachhaltigen Entwicklungszielen. | Foto (Zuschnitt): © Adobe

Sozialunternehmern geht es nicht ums Geld, sondern um eine bessere Welt. Häufig setzen sie dabei auf digitale Technologien.

Von Johannes Zeller

Etwa ein Drittel aller produzierten Lebensmittel landet im Müll, so die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen. Würde man nur ein halbes Prozent dieser Lebensmittel vor der Verschwendung retten, wäre das nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern würde auch jede Menge Geld einsparen. Aufbauend auf dieser Idee ist in Slowenien die Plattform Food+X entstanden, die mit Blockchain-basierter Technologie etwas gegen die Verschwendung von Lebensmitteln tun möchte.

Food+X vernetzt Lebensmittelhersteller, Restaurants und Supermärkte mit Käufern von Lebensmitteln – die Unternehmen können so überschüssige Lebensmittel und Gerichte schnell und einfach an den Kunden vermitteln. Aktuell beteiligen sich daran rund 120 Händler in Europa, darunter auch viele große Namen wie Henkel, Danone und Dr. Oetker. Lebensmittel, die nicht mehr vergünstigt zum Kunden gebracht werden können, werden an bedürftige Menschen gespendet.

Food+X ist ein Paradebeispiel für ein Sozialunternehmen. Diesen Unternehmen geht es nicht nur ums Geld, sondern auch um das Lösen gesellschaftlicher Probleme – in diesem Fall der verschwenderische Umgang mit Nahrungsmitteln. Mit seinem Geschäftsmodell gewinnt Food+X auch profitorientierte Unternehmen für seine Idee: Verkäufer machen zu Geld, was sie sonst weggeworfen hätten – Kunden profitieren von günstigen Preisen. „Als junge Sozialunternehmer versuchen wir, einen positiven Einfluss auf die Welt zu haben, andere zu inspirieren“, so Dalibor Matijevic, Gründer von Food+X.

Den Welthunger bis 2030 besiegen

2015 schätzte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die Anzahl der Sozialunternehmen in Deutschland auf etwa 70.000 – das sind rund zwei Prozent aller Unternehmen. Seither sind etliche Neugründungen dazugekommen. Viele sind als Unternehmen, einige aber auch als Non-Profit-Organisationen (NPO) oder gemeinnützige Vereine organisiert. Doch was macht ein Unternehmen oder eine NPO eigentlich zum Sozialunternehmen?

Die Vereinten Nationen haben 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable development goals, SDGs) definiert, die die Menschheit bis zum Jahr 2030 erreichen soll. Unter anderem beinhalten sie das Ende der Armut und des Welthungers, die Förderung von Gleichberechtigung und Bildung sowie den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen für alle Menschen. Unternehmen, Vereine und Projekte, die sich wirtschaftlich selbst tragen und zugleich einen Beitrag zu den SDGs leisten, fallen in die Kategorie Sozialunternehmen.

Auch Konzepte wie die Unverpackt-Läden gehören in den Bereich Sozialunternehmen. Auch Konzepte wie die Unverpackt-Läden gehören in den Bereich Sozialunternehmen. | Photo (Zuschnitt): © Adobe Das Konzept von Food+X greift gleich fünf der 17 SDGs auf, indem es aktiv gegen den Hunger vorgeht, innovative Infrastruktur schafft, zu verantwortungsvollem Konsum mahnt, zum Klimaschutz beiträgt und die Umwelt entlastet. Andere Sozialunternehmen widmen sich wieder anderen Themenfeldern: Fair-Trade-Unternehmen wie die Modemarke Armed Angels oder der Getränkehersteller Lemonaid sorgen für faire Arbeitsbedingungen in der Lieferkette und garantieren ökologische Produktion. 
 
Häufig setzen Sozialunternehmerinnen und -unternehmer bei ihren Projekten auf innovative Ideen und neue Technologien. Food+X und die dazugehörige App beispielsweise nutzen Blockchain-Technologie, um geringe Transportkosten, hohe Effizienz und Transparenz zu erreichen. Das Unternehmen Atmosfair bietet CO2-Kompensationen an, die Kundinnen und Kunden unter anderem beim Kauf eines Flugtickets gleich per Klick als Zusatzoption auswählen können. Die Virtual-Reality-App von Rehago bietet Rehabilitationstraining etwa für Schlaganfallpatientinnen und -patienten an, um den Mangel an Therapeuten auszugleichen. Der Verein Mobile Retter nutzt das Smartphone-GPS von Ersthelferinnen und Ersthelfern, um bei einem Notfall schneller Hilfe organisieren zu können. Und auch das Start-Up My Müsli vertrieb seine regional und ökologisch produzierten Müslis anfangs noch nicht deutschlandweit in den Supermärkten – das Unternehmen wurde über seine Website bekannt, auf der Kundinnen und Kunden sich ihren Lieblingsmix individuell zusammenstellen können.
 
Seit 2012 zeichnet der European Youth Award Social-Entrepreneurship-Projekte von jungen Teams aus Europa aus, die sich aktiv und zumeist mithilfe digitaler Technologien für nachhaltige Entwicklung einsetzen. „Ich bin überzeugt, dass jedes Unternehmen – ob kommerziell orientiert oder nicht – und jeder Einzelne einen nachhaltigen Beitrag zu den SDGs leisten können“, so Birgit Kolb, Projektmanagerin des European Youth Awards. Der Preisträger 2018 hieß übrigens: Food+X. 

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