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Klimaflüchtlinge
Die Klimakrise ist eine soziale Krise

Transparent an der Fassade des Madrider Rathauses mit der Aufschrifft „Refugees Welcome“
Transparent an der Fassade des Madrider Rathauses mit der Aufschrifft „Refugees Welcome“ | © Unsplash

Jedes Jahr werden etwa 20 Millionen Menschen durch den Klimawandel zur Flucht gezwungen. Ihr rechtlicher Anspruch auf Hilfe ist dabei jedoch minimal. Es ist eine soziale Krise, die gerade diejenigen Menschen besonders trifft, die am wenigsten zu den Ursachen des Klimawandels beitragen.
 

Von Carmen Huidobro und Belén Hinojar

1. Die großen Unbekannten

Klimaflüchtlinge, Umweltvertriebene oder „Klimigranten“ nennt man eine der dramatischsten, wenn auch nicht die sichtbarste Folge der bereits eingetretenen Klimakrise. Als Aktivist*innen sollten wir darüber Bescheid wissen und uns bewusst machen, dass die Klimakrise letzten Endes eine soziale Krise ist.
 
Klimaflüchtlinge sind Menschen, die aufgrund von Umweltveränderungen, die durch den Klimawandel verursacht werden, zur Migration gezwungen werden. Beispiele dafür sind Überschwemmungen, Dürren oder Wüstenbildungen ... Im Jahr 2020 waren laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als 98 Prozent der 30,7 Millionen verzeichneten Auswanderungen auf Umweltfaktoren zurückzuführen. Nach Angaben des UNHCR beläuft sich die durchschnittliche Anzahl der Menschen, die jedes Jahr aus diesen Gründen auswandern müssen, auf etwa 20 Millionen. Das folgende Schaubild, das in der Tageszeitung El País veröffentlicht wurde, stellt die verschiedenen Konzepte von und Gründe für Auswanderung dar.

Quelle: IDMC, EL PAÍS Quelle: https://elpais.com/sociedad/2019/12/03/actualidad/1575399365_095982.html | © IDMC

2. Fehlender Schutz auf globaler Ebene

Wir haben mit Francisco Rojo von Accem gesprochen. Accem ist eine spanischen NGO, die Geflüchtete und Menschen in anderen schutzbedürftigen Situationen unterstützt. Der Globale Pakt für eine sichere, geordnete und reguläre Migration (verabschiedet von der UN-Generalversammlung) erkennt die Existenz von „Migrationsbewegungen“ an, die durch Naturkatastrophen und die negativen Auswirkungen des Klimawandels verursacht werden, und fordert die Unterzeichner auf, die strukturellen Faktoren dieser Migrationsbewegungen zu minimieren. Migrant*innen wird jedoch kein rechtlicher Status gewährt und es wird lediglich versucht, die Faktoren zu minimieren, die die Menschen dazu zwingen, ihre Herkunftsländer aus diesen Gründen zu verlassen.

3. Wie Aktivismus helfen kann

Francisco sagt, dass „wir bei Accem bisher noch nicht auf Menschen getroffen sind, die ihren Antrag auf Schutz mit Zwangsumsiedlung aus Klimagründen gerechtfertigt haben. Aber es lässt sich nicht leugnen, dass Menschen zuweilen ihre Heimatländer auf der Suche nach einem besseren Leben verlassen. Obwohl sie es nicht direkt so sagen, kann es sein, dass sie ihr Herkunftsland verlassen mussten, weil der Klimawandel direkte Auswirkungen auf ihre Lebensbedingungen hatte, was sie wiederum daran hinderte, in ihrem Herkunftsland eine Arbeit zu finden, und dass dies der Grund für sie war zu emigrieren.“
 
Diese Situation stellt gegenwärtig eine große Ungerechtigkeit dar, da die am meisten  betroffenen Bevölkerungsgruppen gerade diejenigen sind, die am wenigsten zu den globalen Emissionen beigetragen haben. Bei Menschen in Somalia und Indien besteht laut einer Studie von Oxfam Intermón beispielsweise eine viermal höhere Wahrscheinlichkeit, dass sie aufgrund des Klimas fliehen müssen, als bei Menschen in Ländern mit hohem Einkommen wie Spanien und den USA. 
 
Aber es ist sicher, dass die Anzahl der Menschen, die aufgrund der Folgen des Klimawandels ihren Wohnort verlassen müssen, weiter steigen wird. Es liegt in unserer Hand, die Regierungen zum Handeln zu bewegen, um diesen Menschen gesetzlichen Schutz zu gewähren, Organisationen zu unterstützen, die sich für diese Sache einsetzen (indem wir sie sichtbarer machen oder ihr unsere Zeit widmen oder sie finanziell unterstützen ...) und das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie sehr der Klimawandel die Menschen betrifft und in Zukunft betreffen wird.
 
Genau darum geht es bei der „Pass-The-Mic“-Bewegung, über die unsere Kollegin Lola aus Belgien im letzten Artikel dieser Staffel berichtet: darum, jenen Menschen eine Stimme und Sichtbarkeit zu geben, die kaum Gehör finden, wie die sogenannten MAPA (Most Affected People and Areas/am meisten betroffene Personen und Gebiete).

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