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Oma Trude
Kleine Superhelden im Erdreich

Oma Trude kompostiert
© Illustration: Celine Buldun

Als Pflanzenfreundin braucht Oma Trude gerade im Frühling viel Komposterde – und nutzt dafür ihren Garten-Komposthaufen. Aber Kompostieren klappt auch in kleinen Stadtwohnungen. Unentbehrliche Helfer: Würmer – mit großem Hunger auf Biomüll! 

Von Oma Trude

Ihr Lieben,

neulich hatte ich Euch von meinem Versuch berichtet, Austernpilze zu züchten. Mit meinem bestellten Pilzzucht-Set hat am Ende alles wunderbar geklappt, meine erste Ernte schmeckte hervorragend, sehr aromatisch und frisch. Und es ist so faszinierend, das Wachstum dieser Naturwunder zu beobachten.

Kompostieren ohne Garten oder Balkon

Derzeit weiß ich oft nicht, ob man noch lachen, genießen oder feiern darf, während um uns herum und vor allem gerade in der Ukraine Menschen leiden. Aber wir müssen trotzdem unseren Alltag leben – und dazu gehört für mich, Euch über meine neuesten Entdeckungen in Sachen Nachhaltigkeit zu berichten. Also los: 

Wie so oft fing es harmlos bei einem Plausch an. Ein ehemaliger Arbeitskollege erwähnte mal nebenbei das Wort „Wurmbox“, und dass er viele Städter kennen würde, die sich mit dieser Form des Kompostierens auf kleinstem Raum befassen.

Wurmbox? Wurmkiste? Kompostieren auf dem Balkon oder in der Wohnung? Wer mich kennt weiß, dass mich das sofort neugierig gemacht hat, auch wenn bei mir immer schon ein herkömmlicher Komposthaufen in der Gartenecke steht. Es war nun recht leicht, mehr über die Wurmkisten zu erfahren. Man findet viele Seiten im Internet und viele Bestellmöglichkeiten von Würmern. Seit kurzem lässt mich auch meine Enkelin Miri in Hamburg an ihrem Wurmkisten-Erfolg teilhaben. Sie hat kürzlich eine Wurmbox bei sich aufgestellt, weil sie ihren Kindern ein Stück Natur näherbringen will. Ein tolles Lernprojekt für Ava und David! 

Was ist ein Wurmkomposter?

Ein Wurmkomposter ist quasi ein Mini-Komposthaufen mit vielen Würmern darin – mit derselben Leistung wie ein großer Garten-Komposthaufen, nur eben für Menschen ohne Garten und in Form einer speziellen Kiste aus Holz oder Kunststoff. Ihr braucht nicht einmal einen Balkon dafür, denn Würmer mögen es weder zu kalt noch zu warm. Ihre Lieblingstemperaturen bewegen sich zwischen 18 und 25 Grad Celsius. Daher könnt Ihr sie sogar in der Wohnung, etwa in einem Abstellraum halten. 

Die Würmer zersetzen auf schnellem Weg und kleinstem Raum sowie unter idealen Bedingungen Euren Biomüll und wandeln ihn in guten Humus um. Nachdem sie sich durch Euren Bioabfall gefressen haben, scheiden sie das Verdaute wieder aus. Und das ist der hervorragende Humus, den Eure Pflanzen – drinnen oder draußen – lieben werden. Man nennt diese nährstoffreiche Erde auch „Schwarzes Gold des Gartens“. Davon braucht Ihr eurer Pflanzenerde nur fünf bis zehn Prozent zufügen, dann habt Ihr Eure Pflanzen beim Blühen und Wachsen schon sehr unterstützt.

Wenn es Euch ein bisschen vor den Würmern ekelt, verwendet Handschuhe. Denn Ihr müsst Hand anlegen, um an den guten Humus zu kommen. Wie, das erkläre ich später.
Übrigens keine Angst, eine Wurmflucht in die Zimmer Eurer Wohnung müsst Ihr wohl nicht befürchten. Die Würmer bleiben angeblich dort, wo sich ihr Futter befindet: in der Kiste, die zudem mit einem Deckel versehen ist. 

Wie funktioniert’s?

Es gibt verschiedene Formen und Methoden bei den Wurmboxen, aber das Prinzip ist immer gleich. Manche Boxen sind aus einem Stück, da findet alles in dieser einen Kiste statt. Manche setzen sich aus mehreren Stapelboxen zusammen. Immer muss man von unten nach oben (oder von links nach rechts) den Umzug der Würmer vom fertigen Humusbereich in den neuen, noch humusfreien Futterbereich unterstützen. Schaut Euch ein passendes Video im Internet an, dann versteht Ihr besser, was ich meine. 

Ich habe die Beschreibung eines Wurmboxlieferanten im Internet gefunden, die die ich gerne an Euch weitergeben möchte. Vielleicht wird dann einiges klarer. Andere Lieferanten haben vermutlich abweichende Empfehlungen, aber so bekommt Ihr eine Idee des Ablaufs:
  1. Ihr habt eine Wurmbox mit allem Zubehör gekauft. Nun nehmt Ihr kleine Kartonschnipsel und weicht diese in Wasser ein. 
  2. Den Karton mischt Ihr unter das gelieferte Substrat für die Würmer.
  3. Das Ganze gebt Ihr in die Wurmbox und die Würmer aus der gut verschlossenen Tüte oben drauf.
  4. Eine ebenfalls mitgelieferte Kokosmatte kommt dazu. Da die Würmer die Matte über längere Zeit verspeisen, braucht Ihr immer wieder Nachschub.
  5. Nach 72 Stunden – Ihr habt eure Würmer in Ruhe gelassen, habt den Deckel nicht geöffnet und nicht herumgestochert – füttert Ihr sie mit Kaffeesatz und klein geschnittenem Biomüll. Den gebt Ihr unter die Kokosmatte.
  6. Das wiederholt Ihr täglich.
  7. Nach einiger Zeit kontrolliert Ihr, ob „Wurmtee“ nach unten gesickert ist, den Ihr ablassen müsst. Das ist ein weiteres Produkt dieses Zersetzungsprozesses, eine Flüssigkeit aus den Bioabfällen und dem Verdauungsprozess, die ein toller Dünger sein soll – im Verhältnis eins zu zehn.
  8. Nach vier bis sechs Monaten, die Würmer haben sich vermehrt, stellt man z.B. eine passgenaue, durchlöcherte, mitgelieferte Kiste oben auf die Würmer und ihren Erde-Lebensraum. Dort hinein gibt man von nun an den Biomüll und füttert weiter.
  9. Die Würmer kriechen zum Futter nach oben in die neue Kiste.
  10. Wenn sie dort angekommen sind, kann der Wurmhumus entnommen werden. Man stellt dafür die Kiste mit den Würmern und dem Bio-Abfall auf eine große Unterlage und schaufelt den Humus heraus. 
Dann geht es wieder von vorne los. Laut Wurmbox-Hersteller könnt Ihr nach sechs Monaten bereits fünf Kilo Wurmhumus aus 50 Kilo Biomüll erzielen.

Warum …

…sollte man seinen eigenen Humus herstellen? Nun, zum einen, weil der Humus von hervorragender Qualität ist und Ihr auf den Kauf von Dünger verzichten könnt, der ja irgendwo hergestellt und von dort transportiert werden muss. Ein weiterer Vorteil ist, dass Euer Biomüll nicht von Eurem Zuhause zur Kompostier- oder Biovergärungsanlage gefahren werden muss. Sowohl bei der Kompostieranlage als auch durch weniger LKW-Transport kann CO2 eingespart werden. Ihr leistet also einen kleinen, aber feinen Beitrag zum Umweltschutz. Und lernt etwas über die Zusammenhänge in der Natur.

Leibspeise

Würmer fressen die Hälfte ihres eigenen Körpergewichts am Tag. Ein Kilo Würmer futtert also ein halbes Kilo Bioabfall am Tag. Ihr füttert sie täglich mit klein geschnittenem Zellstoff (Karton, Papier) und ebenso mit in circa fünf Zentimeter lange Stücke geschnittenen Bioabfall. Was sie am liebsten fressen, hängt von der Wurmart ab. Einmal im Monat dabei sein sollte eine spezielle Mineralstoffmischung, damit der PH-Wert im neutralen Bereich bleibt. 

Die drei am häufigsten vorkommenden Kompostwürmer (siehe Wurm-Fakten weiter unten) sind die ideale Mischung für einen Kompostierungsvorgang. Denn die ersten beiden Arten fressen viel von frischem Bioabfall, der Eisenia Hortensis hingegen bevorzugt Zuchterde, Karton und Papier. Manche Leute erzählen sogar, dass sie wegen ihrer Würmer wieder mehr Platz in der Papiertonne haben. Unglaublich! Hört sich fast wie ein Scherz an, kann aber zur Folge haben, dass auch hier der LKW vielleicht seltener fahren muss.

Wurm-Fakten

Diese interessanten Wurm-Fakten braucht Ihr nicht unbedingt zum Kompostieren, aber Euer Wurmverständnis wird wachsen, das verspreche ich:
  • Es gibt über 3000 verschiedene Arten von Regenwürmern weltweit, etwa 50 leben in unseren Gefilden. 
  • Ein Wurm ist rund um die Uhr aktiv und schläft nicht. Seinen Namen hat der Regenwurm daher vom „sich regen“ und nicht vom Regen. 
  • Die Vibration der Regentropfen lockt den Wurm an die Oberfläche, weil es die gleiche Frequenz ist, mit der einer der größten Fressfeinde des Wurms, der Maulwurf, gräbt. Würmer fliehen sozusagen vor dem Maulwurf.
  • Ein Wurm kann Schwermetalle im Boden abbauen.
  • Er schlürft sein Fressen (da er keine Zähne hat), das immer aus totem Pflanzenmaterial und niemals aus lebenden Pflanzen besteht.
  • Man unterscheidet zwischen den größeren Tauwürmern und den kleineren Kompostwürmern. Tauwürmer sind die Regenwürmer, denen man auf der Wiese und im Garten begegnet.
  • Eisenia Fetida ist der bekannteste und verbreitetste Kompostwurm, auch Tigerwurm genannt. Er wird zwischen sechs und 10 Zentimeter groß und zwischen drei und sechs Millimeter dick. Nach sechzig Tagen ist der Wurm ausgewachsen und geschlechtsreif.
  • Ebenso verbreitet ist der dem Tigerwurm ähnliche Eisenia Andrei. 
  • Als dritter im Bunde der am häufigsten vorkommenden Würmer in unserem Kompost gilt der Eisenia Hortensis, auch Riesen-Rotwurm genannt. Er kann bis zu einem Zentimeter dick werden und zwischen 10 und 17 Zentimeter lang. Er braucht länger, bis er geschlechtsreif ist (ca. 100 bis 150 Tage) und pflanzt sich insgesamt weniger schnell fort.
Na, habe ich Euch neugierig gemacht? Und sorgt Euch nicht: Wenn es bei Euch aus irgendeinem Grund nicht klappt, setzt Eure Würmer einfach auf dem nächsten Komposthaufen aus. Der lässt sich hoffentlich in Eurer Nähe finden, selbst wenn Ihr in einer Stadt wohnt.

Es grüßt Euch herzlich und mit allen guten Wünschen 
Eure Trude

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