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Oma Trude
Shared Mobility – So geht die Verkehrswende

Granny Trude and shared mobility
© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Büttner; Celine Buldun

Oma Trude liebt ihren Elektroroller – und macht sich stark für neue Mobilitätskonzepte, die nach dem Motto „Geteilte Freude ist doppelte Freude“ funktionieren. Und vielleicht findet sie auf einer Mitfahrbank irgendwann sogar eine richtig nette Gesprächspartnerin!

Von Oma Trude

Ihr Lieben,

der Sommer naht in großen Schritten, und wenn die Sonne scheint, geht es mir gut, aber ich sage lieber „gebremst gut“. Das wird Euch vermutlich nicht anders gehen, schließlich sind seit Wochen und Monaten Corona und der schreckliche Krieg in der Ukraine unser Thema. Was von letzterem unter anderem bei uns ankommt, sind gestiegene Benzinpreise – und das lässt die Verkehrswende hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz noch in einem ganz anderen Licht erscheinen als bisher.

Ich möchte Euch daher heute Denkanstöße zur „Shared Mobility“ geben, der geteilten Mobilität. Ihr wisst sicher schon längst, was das heißt. Ich hingegen musste mir diesen Begriff erst von meinem Enkel Michi erklären lassen: Mehrere Personen teilen sich ein Fahrzeug, um Ressourcen zu sparen und die Umwelt zu schonen.

Mobilität war ja schon öfter mein Thema. Ich fahre Elektro-Roller oder nehme den Zug, wenn es einmal weiter weg gehen soll – etwa zum Schlittenfahren in die Berge, Ihr erinnert Euch vielleicht. Und meine Enkelin Miri in Hamburg hat ein Lasten-Pedelec, das ich schon ausprobieren konnte. Aber was, wenn man nicht mehr so mobil ist und noch dazu wie ich auf dem Land wohnt? Oder wenn man in der Stadt aufs Auto verzichten möchte?

Shared Mobility in der Stadt

Hauptproblem in den Innenstädten sind nach wie vor die Autos. Weniger wäre hier eindeutig mehr! Dabei können sowohl das so genannte Bikesharing als auch das Scooter-Sharing helfen. Achtung, beim Scooter, also beim Roller unterscheidet man zwischen den Elektro-Rollern mit Sitz, wie ich einen habe (e-Mopeds), und den Elektro-Tretrollern, auch E-Stehroller genannt. Würden beide jedoch als Ersatz für zum Beispiel eine Strecke zu Fuß genommen, ist dies keine Entlastung für die Umwelt, eher im Gegenteil.

Geteilter Roller

Wer aber den E-Stehroller ausleiht, um in Kombination mit dem öffentlichen Nahverkehr aufs Auto zu verzichten, der ist mit diesem „Elektrokleinstfahrzeug“ gut beraten – zumindest, was den Umweltschutz betrifft. Laut einiger Umfragen wird der E-Stehroller vor allem für die Freizeit genutzt, und nicht, um zur Arbeit oder dem Ausbildungsplatz zu gelangen. Aber ich hoffe, dass sich das schnell ändert, vielleicht auch im Zuge der Benzinpreiserhöhungen.

E-Tretroller sind seit Juni 2019 für den Straßenverkehr in deutschen Städten zugelassen – mit zum Glück einigen Verbesserungsschleifen seither. Sie sind angeblich viel nachhaltiger, viel robuster und langlebiger geworden. Die führenden Anbieter solcher Roller arbeiten wohl klimaneutral und haben sogar das Ziel, CO2-negativ zu werden. Aber da sind trotzdem die Akkus, größtenteils Lithium-Ionen -Akkus. Sie enthalten Rohstoffe wie Kobalt, Nickel, Kupfer oder Aluminium, deren Abbau belastend für die Gesundheit und die Umwelt sind. Also: Mal wieder nicht so einfach, eine klare Empfehlung auszusprechen, Ihr müsst für Euch selbst abwägen.

Mit App und Helm ab auf die Straße

Mit so einem E-Stehroller dürft Ihr nicht auf den Gehwegen fahren, sondern müsst Straße oder Seitenstreifen nehmen, wenn keine Radwege vorhanden sind. Also sind auch die Fußgängerzonen tabu. Es darf immer nur eine Person – am besten mit Helm – darauf fahren, die mindestens 14 Jahre alt sein muss. Manche Anbieter setzten das Mindestalter auch auf 18 Jahre fest. Die Registrierung über eine App ist notwendig, auch wenn Ihr nur mal schnell ein paar hundert Meter Strecke bewältigen möchtet. Abgerechnet wird ebenfalls über die jeweilige App. Die Kosten variieren, zu einem festen Grundpreis kommt etwa ein Minutenpreis dazu, der je nach Stadt, Tag und Uhrzeit unterschiedlich sein kann. Eine feine Sache – solange man sich auch weiterhin sportlich bewegt.

Shared Mobility auf dem Land

Neben dieser Form der Shared Mobility, zu der auch das Carsharing zählt, gibt es das so genannte Ridesharing. Wer jetzt an Uber denkt, liegt falsch. Der amerikanische Fahrdienst hat nichts mit den kostenlosen Fahrten über die Mitfahrbänke zu tun, die unter Ridesharing fallen. Tja, und da musste ich älteres Semester schon ein wenig lachen, als ich darüber las. Denn das gibt es ja schon immer, seit es Fahrzeuge gibt. Nur nannten wir es „Mitfahrgelegenheit“ oder „Trampen“. Interessant ist neuerdings aber die Entwicklung des „organisierten Autostopps“ im ländlichen Raum. Habt Ihr schon einmal von Mitfahrbänken gehört?

Bitte nur kurz Platz nehmen

Stellt man sich morgens oder abends an Durchgangsstraßen auf dem Land, sieht man meist jemanden alleine im Auto sitzen, vermutlich auf dem Weg in die Arbeit oder zum Einkaufen – der Dorfladen ist ja schon lange für immer geschlossen. Und man weiß auch, dass der ÖPNV auf dem Land nicht immer gut ausgebaut ist, manche entlegene Dörfer sind gar nicht erst an ihn angeschlossen. Was kann also jemand machen, der kein eigenes Auto hat, vielleicht sogar bewusst darauf verzichtet und trotzdem von A nach B gelangen muss? Ohne umständliche Organisation, ohne eine längerfristige Verabredung? Lösungsmöglichkeit: Er setzt sich auf eine Mitfahrbank, stellt sich an einen Treffpunkt für spontane Fahrgemeinschaften, an dem vielleicht sogar noch ein vom Anbieter installiertes Schild hochgehalten oder ausgewählt werden kann, das die gewünschte Richtung oder ein Ziel anzeigt. Viele Kommunen in Bayern haben sich bereits für Mitfahrbänke entschieden, viele überlegen noch. Mitfahrbänke können übrigens auch für die innerörtliche Mobilität von großem Nutzen sein.

Unverhofft kommt oft

Eine Kommune stellt ein Netz von Mitfahrbänken im öffentlichen Raum auf, die bestenfalls einheitlich gestaltet sind und dem Vorbeifahrenden sofort signalisieren: Die Person, die darauf sitzt, möchte mitgenommen werden. Insbesondere ältere Menschen können so jemanden finden, der sie zum Arzt bringt oder zum Einkaufen. Ein Riesenvorteil ganz nebenbei: Es könnte ein schöner sozialer Kontakt entstehen, ein Gespräch, vielleicht zwischen zwei einsamen Menschen. Oder man nutzt das Mitfahrbänkchen als Tourist und bekommt von einem Einheimischen einen guten Tipp. Ich finde die Idee jedenfalls sehr charmant und würde mir wünschen, dass möglichst viele Gegenden derlei organisierte Autostopps anbieten. Wer weiß, wie lange ich noch mit meinem Roller mobil bin?

Sollte man allerdings nicht mitgenommen werden auf dem Weg zu einem Termin, kann das zum Problem werden. Ich würde es trotzdem ausprobieren und vorsorglich genügend Zeit einplanen. Und Zeit hat man ja genügend im Alter …

In diesem Sinne: Danke, dass Ihr Euch Zeit für meinen Gedankenanstoß genommen habt. Lasst uns gemeinsam hoffen, dass die Verkehrswende irgendwann wirklich umfassend stattfindet!

Es grüßt Euch herzlich
Eure Trude

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