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Oma Trude
Nach Gebrauch zurück

Nach Gebrauch zurück: Oma Trude in der Bibliothek der Dinge
© Foto: Bib der Dinge Bochum / Illu: Celine Buldun

Warum kaufen, wenn man auch ausleihen kann? Die Bochumer bib der dinge steht für Oma Trude ganz oben auf der Liste der preiswürdigen Ökoprojekte. Da gibt’s einfach alles – vom Akkordeon bis zum Zwetschgenentsteiner.

Von Oma Trude

Ihr Lieben,

ich wusste doch, dass es nicht schwer sein würde, Euch ein weiteres geniales Ökoprojekt unserer Familien-Challenge vorzustellen. Diesmal darf sich meine Tochter Silke rühmen, den neuen Gewinner gefunden zu haben. Ihre Entdeckung hat mich auch gleich überzeugt. Es ist: die Bochumer bib der dinge. Eine Bibliothek, in der man sich, na was wohl, Dinge ausleihen kann! Nachhaltiger, meine Lieben, geht es ja fast nicht. Die ganze Familie ist hin und weg und auch ein wenig neidisch auf die Bochumer. Die Vorteile einer solchen Bibliothek und das Drumherum stelle ich Euch sehr gerne vor – ich bin ja von Silke bestens gebrieft.

Nachhaltiges Bochum

Es gibt weltweit und auch in Deutschland mittlerweile einige dieser Bibliotheken, in denen man sich mehr als nur Bücher oder elektronische Medien wie in einer herkömmlichen Bibliothek ausleihen kann. Aber die in Bochum scheint schon besonders und herausragend zu sein. Auf nach Bochum also, in die Ruhrgebiets-Stadt, in der Nachhaltigkeit eine sehr große Rolle zu spielen scheint. Schließlich gibt es hier eine Stabsstelle „Klima und Nachhaltigkeit“. Gestaunt habe ich auch, als Silke erzählte, dass es an der Hochschule Bochum sogar zwei Master-Studiengänge zu dem Thema gibt: Nachhaltige Entwicklung (zusätzlich auch ein Bachelor-Studiengang) oder Angewandte Nachhaltigkeit. Das freut mich sehr und macht mir Hoffnung. 

Geschichte

Noch kurz zu den Anfängen solcher Bibliotheken der Dinge, wie Ihr wisst, interessiere ich mich ja für Geschichtliches. Die ersten Bemühungen in die Richtung gab es schon in den 1970er Jahren, zum Beispiel im kalifornischen Berkeley. Und man kann wohl sagen, dass die Initiativen seit der Finanzkrise 2008 weltweit stark im Kommen sind. Viele der ersten Initiativen in Deutschland sind hingegen schon wieder geschlossen. „Leila“ hingegen ist es nicht! Berlins ersten Leihladen aus dem Jahr 2010 gibt es immer noch, Respekt. Das Leihen und Verleihen zu professionalisieren gefällt mir jedenfalls sehr. Auch Online-Plattformen wie nebenan.de verfolgen den Ansatz, dass nicht jeder alles besitzen muss, was er gerne hätte, sondern dass Leihen den Ressourcen-Verbrauch mindert. Nach dem Motto: Was schon da ist, muss nicht neu produziert werden. 

Leih‘ ich mir mal eben

Meine Tochter Silke, die mit ihrer Familie ja in Hamburg lebt, fuhr also auf einen fünfzigsten Geburtstag nach Bochum, ganz in den Westen Deutschlands. Sie begleitete ihren alten Schulfreund in die bib der dinge, der sich dort mit Adventsschmuck ausstatten wollte. Ihr habt richtig gelesen, Adventsschmuck, ist das nicht großartig?! Den gibt es allerdings nicht zum Ausleihen, er darf ihn behalten, wenn er möchte. Es wurde nämlich auch ein Tauschtisch eingerichtet, weil die meisten Deko-Artikel zu leicht kaputt gehen. Silke war begeistert! Was es da alles gibt! Und damit kommen wir zu dem Aspekt des Besonderen. In der Bochumer bib der dinge gibt es so unfassbar viele Gegenstände, dass nicht nur eine riesige Lagerhalle damit gefüllt ist, sondern auch etliche Zweigstellen der Stadtbücherei und andere Anlaufstellen als Standorte eingebunden sein können. 

Was hat die bib im Angebot?

Nahezu 2.000 Gegenstände befinden sich im Bestand der bib. Das ist wirklich beeindruckend. Dieser generiert sich hauptsächlich aus Spenden und wächst immer mehr. Ein paar Sachen wurden und werden gemäß einer Wunschliste auch angeschafft. Von der Bierbankgarnitur, über Spiele, ein Akkordeon, einen 3D-Drucker bis hin zu Verkleidungskostümen, Zwetschgenentsteinern und Werkzeugen aller Art findet man wahrscheinlich alles, was man jemals im Haushalt und der Freizeit brauchen kann. Nicht, dass ich einen benötigen würde, aber es gäbe sogar einen Kreuzlinienlaser, der horizontale und vertikale Linien auf die Wand projiziert. Und schaue ich beim Buchstaben W, so finde ich eine Wasserwaage, Wanderstöcke und ein Waffeleisen. Das sind durchaus Sachen, die ich nutze, nur eben total selten. Also würde sich leihen und mit anderen teilen für mich lohnen. 

Etwas Vorausplanung nötig

Ich stelle mir allerdings vor, dass man gut organisiert sein muss. Oder sagen wir es so: Extrem spontane Menschen, die immer alles sofort erledigt haben wollen, werden mit dem Bestell- und Abholvorgang vielleicht nicht glücklich. Wenn der Spiegel direkt nach dem Spontankauf an die Wand muss, dann hilft es nicht, dass die bib der dinge in Bochum sogar zwei Schlagbohrmaschinen im Angebot hat, aber man diese erst ausleihen oder möglicherweise auf sie warten muss. Wobei man die Dinge sogar in seine eigene Stadtteilbibliothek bestellen kann – dahin bringt die bib der dinge das Inventar nämlich auch, gebührenfrei. 

Was kostet das?

Wenn man es erst einmal nur ausprobieren möchte, zahlt man 15 Euro für einen Monat. Eine Jahresmitgliedschaft liegt bei 100 Euro, reduziert bei 50 Euro. Ich vermute, die Kosten hat man sehr schnell wieder drin. Allein wenn ich daran denke, wie viel Geld Eltern sparen können, wenn sie beispielsweise altersgerechte Spiele nur leihen, statt für einen kurzen Zeitraum im Leben ihres Kindes so etwas eigens zu kaufen.

Die Vorteile im Überblick

  • Geld sparen – ich kaufe weniger
  • Platz sparen – ich muss weniger verstauen
  • Ausprobieren – ich vermeide Fehlkäufe
  • Ressourcen schonen – ich trage dazu bei, dass weniger produziert wird
  • Vernetzen – ich werde Teil einer tollen Community
  • Sinnvoll spenden, entrümpeln (Ihr erinnert euch an meinen Beitrag dazu?) – ich lasse andere teilhaben und schaffe Platz im Haushalt
  • Werkstätten vor Ort nutzen – ich kann unter Expert*innen-Anleitung Dinge richtig nutzen

Mehr Infos

Mit-Gründerin Najine Ameli hat sogar ein Buch über die Bibliotheken der Dinge als Teil der Sharing-Economy-Bewegung geschrieben – für alle, die noch tiefer in das Thema einsteigen wollen. Silke hatte sich kurz mit ihr unterhalten, denn Najine Amelie ist natürlich auch vor Ort und arbeitet zusammen mit dem ehrenamtlichen Team daran, das Projekt bekannter zu machen und am Laufen zu halten. Dabei kamen sie auf einen interessanten Aspekt zu sprechen: Ein Problem unserer Gesellschaft ist doch, dass wir nicht auf unseren gewohnten materiellen Wohlstand verzichten wollen bzw. dass Dinge oftmals so billig zu haben sind, dass man sie „halt doch mal schnell aus dem Laden mitnimmt“. Daher freut es mich umso mehr, dass die bib der dinge so erfolgreich läuft. Zunehmend mehr Nutzerinnen und Nutzer leihen und fördern und müssen nicht auf ihren materiellen Wohlstand verzichten, auch wenn sie nicht die Eigentümer der Dinge sind. Najine Ameli rechnet damit, dass angesichts der hohen Inflation und der Energiekrise immer mehr Menschen zu ihnen kommen werden. Ich finde das zum einen traurig, zum anderen ändert sich dadurch etwas, was unserem Planeten nur gut tun kann.

Ihr Lieben, ich habe eine Ahnung, dass es in Bochum viel besser ist, als man glaubt ;) Liedzeile bekannt? Ich gebe Euch ein Stichwort: Herbert Grönemeyer.

Es grüßt Euch wie immer herzlich 
Eure Trude 

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