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Erfolg für die PASCH-Schule Marco Polo in Apulien
Städtekooperation – Bari und Hamm gewinnen Präsidentenpreis

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella | Foto: dpa

Am 12. Oktober 2021 verliehen die Staatsoberhäupter Steinmeier und Mattarella erstmals den deutsch-italienischen Preis für kommunale Partnerschaften. Unter den Gewinnern sind die Städte Bari und Hamm. Den Grundstein für diese besondere Auszeichnung legten die PASCH-Schule Marco Polo in Apulien und das Friedrich-List-Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen.

Von Klaus Dorwarth

EINE AUSZEICHNUNG DER BESONDEREN ART

In gewisser Weise schließt sich der Kreis: Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident und Gründervater der 2008 lancierten Initiative Schulen: Partner der Zukunft (PASCH), ehrt eine italienische Schule, die 2017 in das Exzellenznetz des Auswärtigen Amtes aufgenommen wurde und die nun mit ihren schulpartnerschaftlichen Bemühungen den Grundstein zu dem Festakt am 12. Oktober in Berlin gelegt hat. Entsprechend glücklich ist das ITE Marco Polo, Fachoberschule für Wirtschaft und Sprachgymnasium im süditalienischen Apulien, allen voran die Schulleiterin Rosa Scarcia und Grazia Zagariello, die koordinierende Deutschlehrkraft.
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Im Oktober 2016 hatte die Schule an einer Matchingbörse des Goethe-Instituts Rom teilgenommen, zu der zwanzig italienische und deutsche berufsbildende Schulen geladen waren. Schon damals war es „Liebe auf den ersten Blick“, erinnern sich Rosa Scarcia und Grazia Zagariello. Im Friedrich-List-Berufskolleg in Hamm (Nordrhein-Westfalen) hatten sie den idealen Partner für ein Austauschprogramm ausgemacht. Die Liaison zwischen beiden Schulen erscheint nun in einem neuen illustren Licht: der erstmaligen Auszeichnung mit dem Steinmeier-Mattarella-Preis für besonders innovative Partnerschaften und Projekte zwischen italienischen und deutschen Kommunen. Preisverleihung in der italienischen Botschaft in Berlin. V.l.n.r.: Armando Varricchio, italienischer Botschafter in Berlin; Marc Herter, Oberbürgermeister der Stadt Hamm; Antonio Decaro, Bürgermeister der Stadt Bari; Viktor Elbling, deutscher Botschafter in Rom Preisverleihung in der italienischen Botschaft in Berlin. V.l.n.r.: Armando Varricchio, italienischer Botschafter in Berlin; Marc Herter, Oberbürgermeister der Stadt Hamm; Antonio Decaro, Bürgermeister der Stadt Bari; Viktor Elbling, deutscher Botschafter in Rom | Foto: Dario-Jacopo Laganà

STÄRKUNG VON ZIVILGESELLSCHAFT UND DEMOKRATIE  

Der mehrjährige berufsbezogene Austausch beider Schulen und die daraus entstandenen Beziehungen zwischen ihren Gemeinden wurden im Mai 2021 mit einer offiziellen Städtefreundschaft besiegelt. Entsprechend waren es die jeweiligen Bürgermeister, die in Berlin den neuen Preis im Beisein der beiden Staatspräsidenten entgegennahmen.

Insgesamt wurden fünf deutsche und fünf italienische Kommunen für ihre Kooperation prämiert: Drei Preise gingen an kleine und mittelgroße Partnergemeinden (bis zu 40.000 Einwohnern), zwei Preise an größere Partnerkommunen (ab 40.000 Einwohnern), darunter an Bari und Hamm. Mit der Bewerbung einzureichen waren Projekte in den Kategorien Kultur, Jugend und bürgerschaftliches Engagement, Innovation sowie sozialer Zusammenhalt. Die von Deutschland und Italien paritätisch ausgezahlten Preisgelder sind dazu bestimmt, die prämierten Projektvorschläge umzusetzen.

Das italienische und deutsche Staatsoberhaupt hatten ihren gemeinsamen Preis bei ihrem Treffen am 17. September 2020 in Mailand angekündigt. Mit der Vergabe der Auszeichnung sollen das länderübergreifende Engagement auf lokaler Ebene bestärkt und bereits bestehende und zukunftsorientierte kommunale Partnerschaften gefördert werden.

In seiner Festrede verwies Bundespräsident Steinmeier auf die verbindende innereuropäische Wirkung der Initiative:

Dieses Engagement ist ein kostbares Gut. Gerade in Zeiten, in denen die Idee des vereinten Europas an Glanz verliert und das Nationale wieder an Verführungskraft gewinnt.“

Frank-Walter Steinmeier

Sein Amtskollege Sergio Mattarella formulierte es so:

Wir legen großen Wert auf dieses Geflecht der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen unseren Kommunen, das die Bürgerinnen und Bürger dieser Kommunen miteinbezieht und damit einen bedeutenden Teil des sozialen Gefüges unserer beiden Länder darstellt.“

Sergio Mattarella

Dem Aufruf der Staatspräsidenten, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen, waren auf Anhieb mehr als siebzig deutsch-italienische Städtepartnerschaften und damit über 140 Gemeinden beider Länder gefolgt. Frank-Walter Steinmeier (re.) empfängt seinen Amtskollegen Sergio Mattarella (li.) in Berlin. Frank-Walter Steinmeier (re.) empfängt seinen Amtskollegen Sergio Mattarella (li.) in Berlin. | Foto: keystone

INDUSTRIEKULTUR UND STADTERNEUERUNG

Das Preisgeld – jeweils 25.000 Euro für Bari und Hamm – dient der Umsetzung der eingebrachten Projektideen. Die Schülerinnen und Schüler beider Städte sind nun aufgerufen, ihrem erfolgreichen Projektvorschlag #ImmaginariUrbani Gestalt zu verleihen: Wie lassen sich stillgelegte Industrieanlagen sowie Kultur-und Naturräume so erneuern, dass sie für eine städtische Nutzung wieder attraktiv werden? In Bari geht es im Wesentlichen um einen ehemaligen Militärstützpunk, eine stillgelegte Tabakfabrik, einen alten Fischmarkt und einen nicht mehr genutzten Gasometer. In Hamm wird man sich auf die kreative Nachnutzung eines früheren Bergwerks und die weitere Nutzung des Lippeparks auf einem ehemaligen Industrieareal konzentrieren.

Geplant sind gemeinsame Workshops und Schüleraustausche in beiden Städten. Daran beteiligt werden jeweils hundert Schüler*innen, dazu kommen hundert Vertreter des Vereinswesens beider Kommunen. Ziel ist es, ein gemeinsames Forum für Forschung, Diskussion, partizipative Gestaltung und urbanen Aktivismus zu schaffen. Die PASCH-Schule Marco Polo in Bari Die PASCH-Schule Marco Polo in Bari | Foto: Schulbesitz

EIN GEMEINSAMER RAUM FÜR EINE NACHHALTIGE ZUKUNFT

Rosa Scarcia, die Schulleiterin des Marco Polo und eng mit dem Goethe-Institut Rom verbunden, ließ ihren Emotionen freien Lauf. Bereits wenige Wochen zuvor, während ihrer Anwesenheit bei der nationalen PASCH-Schulleitertagung in Rom, war die Nachricht inoffiziell durchgedrungen. Ihre bewegte Stellungnahme folgte dann zu gegebener Zeit:    

„Die Nachricht von der Anerkennung unseres Projektvorschlags hat uns mit großer Freude und Begeisterung erfüllt. Es handelt sich um ein Projekt mit einem hohen zivilgesellschaftlichen und ethischen Wert, das auf der konkreten länderübergreifenden Zusammenarbeit zwischen zwei Schulen und zwei Gemeinden gründet. Zusammen für ein gemeinsames Projekt zu arbeiten ist unverzichtbarer demokratischer Ausdruck für die Erziehung unserer Jugendlichen zu einem europäischen Bürgerbewusstsein. Wir sind davon überzeugt, dass dies die beste Weise ist gemeinsam zu wachsen, Hindernisse und Vorurteile jeglicher Art zu überwinden und konkret zum Bau eines Europa beizutragen, das ein Gemeinsames Haus und ein gemeinsamer Raum sein will, in dem innovative Visionen für eine nachhaltige Zukunft entstehen können.“ (Rosa Scarcia)

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