Die Internationale Deutscholympiade (IDO) ist der weltweit größte Deutschwettbewerb. Die Teilnehmer*innen erleben den olympischen Gedanken des friedlichen Zusammenlebens, des fairen Miteinanders und des Reichtums der verschiedenen Kulturen in der Welt.
Dabei sein heißt gewinnen
Die Leidenschaft für die deutsche Sprache, der Wissensdurst und die Interkulturalität sind die Merkmale, die die Internationale Deutscholympiade (IDO) zu einem wirklich einzigartigen Ereignis machen. DABEI SEIN. Wissen schaffen. Zukunft machen lautete das Motto, das vom 15. bis 22. Juli 2024 Hunderte von Schüler*innen und Lehrer*innen in einem lehrreichen Wettbewerb zusammenbrachte. Die Träume von Lernenden aus 62 Ländern verflochten sich auf dem Weg nach Göttingen, dem Veranstaltungsort der IDO 2024. Unter ihnen auch Lilian El Sayed aus Tortona und Martina Sorato aus Venedig, die stolz den zweiten Platz für das Niveau B1 belegte.
Die IDO ist jedoch weit mehr als ein Wettbewerb der deutschen Sprache. „Wir kamen alle aus verschiedenen Kulturen, aber uns vereinte der Wunsch, den neuen Generationen die Werte der Akzeptanz und der Brüderlichkeit zu vermitteln“, berichtete Chiara Trevisanato, die Lehrerin von Martina, die die beiden Mädchen nach Göttingen begleitete und die Erfahrung aus einer anderen Perspektive erlebte: „Wir haben nicht teilgenommen, um zu gewinnen, sondern mit dem Geist des Wissens und der Erweiterung unserer Horizonte.“ Die IDO ist vor allem eine Plattform für persönliche Entwicklung und kulturellen Austausch. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, mehr über die lokale Kultur zu erfahren, die Akademie der Wissenschaften in Göttingen zu besuchen, verschiedene Unternehmen zu erkunden, an Workshops und Konzerten teilzunehmen und mit Hunderten von neuen Freunden und Kollegen ihre Sichtweisen, Traditionen und interessante Aspekte ihres eigenen Landes zu teilen.
Und wie nimmt man nun an der nächsten Olympiade 2026 teil?
Der Weg ist folgender: Zunächst musst du ein Goethe-Zertifikat in Deutsch auf Niveau A2 oder B1 erwerben, um dich für die italienische nationale Vorrunde zu qualifizieren.Wenn du dich selbst und deine Fähigkeiten unter Beweis stellst, dann hast du die Chance, den ersten Platz zu erreichen und dir ein Ticket für die IDO 2026 zu sichern!
Die Internationale Deutscholympiade (IDO) ist nicht nur ein Sprachwettbewerb, sondern eine Erfahrung, die Studenten aus der ganzen Welt durch die Leidenschaft für die deutsche Sprache und den kulturellen Austausch vereint. In diesem Jahr vertraten Lilian El Sayed aus Tortona und Martina Sorato aus Venedig Italien in Göttingen, begleitet von der Lehrerin Chiara Trevisanato. Diese drei Protagonistinnen haben nicht nur großartige Ergebnisse erzielt, wie den zweiten Platz von Martina im Niveau B1, sondern auch eine tiefe persönliche Entwicklung erfahren. In diesem Interview erzählen sie von den Emotionen, die sie erlebt haben, und den bedeutendsten Momenten dieses außergewöhnlichen Events und geben Einblicke in ihre Beziehung zur deutschen Sprache.
Wie war es, an der IDO als Lehrerin teilzunehmen?
Emotional. Die Vorstellung, Kollegen aus der ganzen Welt zu treffen, mit unterschiedlichen Erfahrungen und sozialen Situationen, aber vereint durch den Wunsch, den Jugendlichen Werte wie Akzeptanz über sprachliche und kulturelle Unterschiede zu vermitteln, hat mich berührt. Es war schön, auf Deutsch kommunizieren zu können und uns in der Liebe zur deutschen Sprache und Literatur verbunden zu fühlen. Wir waren gewissermaßen Brüder.
Welche Aktivitäten fanden Sie besonders interessant?
Alles war sehr interessant und neu. Zum Beispiel das Seminar „Unsere Prinzipien für guten Deutschunterricht“. Wir waren in Gruppen und haben die Prinzipien und festen Punkte im Deutschunterricht zusammengetragen, die überraschenderweise die gleichen waren. Das bedeutet, dass der Schüler im Mittelpunkt stehen muss, sich motiviert und involviert fühlen soll. Wir fanden auch Metaphern für die Lehrer, wie die des Gärtners, der Blumen pflegt. Ich habe auch die freien Momente sehr geschätzt, in denen wir uns besser kennenlernen konnten und mehr über das Persönliche geteilt haben.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrer Schülerin Martina und was haben Sie gefühlt, als Sie sie auf dem zweiten Platz im Niveau B1 siegen gesehen haben?
Martina ist ein sonniges Mädchen, das es nicht mag, im Rampenlicht zu stehen. Sie ist sehr proaktiv, witzig und auch ein bisschen ironisch. Sie hat eine Intuition, die über die Wörter hinausgeht. Sie ist auch ein freies Mädchen, das nicht um jeden Preis den Sieg erreichen möchte. Sie ist keine Streberin. Das Risultat ergibt sich von selbst, weil sie daran interessiert ist, sich weiterzuentwickeln. Sie hat auch viel Fantasie, ist unterhaltsam und das überrascht mich. Es ist schön, so etwas bei den Jugendlichen zu finden. Ihr Sieg hat mich positiv überrascht und berührt. Wir haben teilgenommen, um zu lernen und unsere Horizonte zu erweitern, nicht mit der Idee, unbedingt zu gewinnen. Allein die Tatsache, Spaß zu haben und Neues kennenzulernen, war schon ein Preis. Ich habe gesehen, dass sie so gelassen und sich wohl gefühlt hat, dass sie für mich bereits gewonnen hatte. Zu sehen, dass dies anerkannt wurde… na ja, ich habe geweint. Als Lehrerin gibt dir das so viel zurück für all die Mühe. Es hat all dem, was ich gemacht habe, einen Sinn gegeben.
Was ist Ihr Geheimnis, um die Schüler während des Unterrichts zu begeistern?
Einen Schritt zurücktreten und sie wichtig fühlen lassen. Im Laufe der Zeit habe ich meine Lehrweise stark verändert. Auch die IDO hat mich bereichert, denn ich habe immer mehr verstanden, dass der Schüler sich zufrieden fühlen muss mit dem, was er verstanden hat, dass er einen Schritt nach vorne gemacht hat. Dann erzähle ich viel von mir. Ich erinnere sie daran, dass ich auch Mühe hatte. Ich teile viel mit ihnen, auch die Wahl der Themen und Inhalte.
Was hat Sie zur deutschen Sprache und Kultur hingezogen?
Ich habe das sprachliche Gymnasium besucht. Ich habe Deutsch auf sehr traditionelle Weise gelernt. Ich bin meiner Lehrerin sehr dankbar für das, was sie mir beigebracht hat, aber ich konnte nicht sprechen. Dann war ich einmal in Deutschland und während einer Führung in Köln war ich überrascht, als ich hörte, dass die Führerin ein Italienisch sprach, das wie von einem Muttersprachler klang, es war akzentfrei. Ich dachte: „So möchte ich auch werden“. Deutsch ist so schön, es ist wie wenn du eine Sinfonie hörst, die von einem Maestro dirigiert wird, ohne Stolperer und Missgeschicke. Ich wollte über das, was ich in mir hatte, sprechen können, immer die richtigen Worte finden, um meine Emotionen auszudrücken. Dann habe ich eine Zeit in einer deutschen Familie verbracht. Ich hatte Glück, weil die Menschen mir geholfen haben, mich auszudrücken. Diese Aufmerksamkeit für Kinder ist dann typisch für die deutsche Kultur. In diesem langen Sommer habe ich viel gesprochen, so viel über mich gesagt. Da bin ich wirklich gewachsen.
Was würden Sie jenen raten, die einen Weg zur deutschen Sprache einschlagen möchten?
Die Herausforderung anzunehmen und Vorurteile abzubauen. Die Vorurteile gegenüber dem Volk, gegenüber der Sprache sind sehr tief verwurzelt. Dann Neugier zu haben, sich selbst ins Spiel zu bringen. Ohne Leidenschaft ist alles schwierig. Die Motivation ist das Herzstück von allem. Dann ein bisschen Organisation und ein bisschen mentale Freiheit. Schluss mit diesen Vorurteilen.
Was hast du gefühlt, als du für den zweiten Platz im Niveau B1 bei der IDO ausgezeichnet wurdest?
Es sind keine alltäglichen Erfahrungen. Ich muss auch sagen, dass der Sieg die unerwartetste Erfahrung der Olympiade war. Es war unbeschreiblich, ich war wirklich dort, um teilzunehmen. Ich habe versucht, den Moment so gut wie möglich zu genießen, denn solche Erfahrungen kommen nicht wieder und ich habe das Glück, zu den wenigen zu gehören, die davon berichten können! Als ich meinen Namen hörte, dachte ich: „Ah, bin ich das wirklich?!“. Nach ein paar Monaten fällt es mir schwer, es zu realisieren. Das sind Dinge, die wichtige Meilensteine markieren, sowohl für mich als auch für die Lehrerin Trevisanato.
Wie ist dein Verhältnis zu deiner Lehrerin Chiara Trevisanato?
Eine wunderbare Beziehung. Vielleicht sieht man das nicht so sehr in der Schule, aber es ist eine große Freude, etwas zurückgeben zu können. Ich sehe, dass sie wirklich Herz und Seele in die Organisation des Unterrichts steckt. Wenn eine Lehrerin zeigt, dass ihr ihre Arbeit und ihre Schüler wichtig sind, kann man nur dankbar sein und sagen: „Es ist ihr zu verdanken, dass ich an diesem Punkt angekommen bin“. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass Professorin Trevisanato genauso viel Freude an diesem Sieg hatte wie ich. Ich verdanke ihr alles.
Was nimmst du von dieser Erfahrung mit und welche Aktivitäten haben dir am besten gefallen?
Mir haben alle Aktivitäten gefallen, sie waren sehr durchdacht und gut strukturiert, um alle einzubeziehen. Wenn ich eine auswählen muss, würde ich den „Länderabend“ nennen, bei dem jeder fünf Minuten Zeit hatte, sein Land vorzustellen. Ich werde mich immer daran erinnern, dass als ich und Lilian auf die Bühne gingen und Sarà perchè ti amo von Ricchi e Poveri auflegten, alle, ohne ein Wort Italienisch zu verstehen, anfingen zu singen und zu tanzen. Es war verrückt zu sehen, wie Menschen aus Usbekistan die „Ricchi e Poveri” sangen. Außerdem war es für mich eine Möglichkeit, Italien auf der Bühne zu repräsentieren und mich bei all denen zu bedanken, die das ermöglicht haben, wie Frau Baldermann und das gesamte Goethe-Institut.
Was fasziniert dich an der deutschen Sprache und Kultur?
Es ist schwer, sich auf einen Aspekt zu beschränken. Am Anfang war ich sehr neugierig, die Sprache zu verstehen. Ich mag, dass sie etwas „gehobener“ ist. In der Schule hat mich das Studium der Literatur auch sehr zur deutschen Sprache und Kultur hingezogen. Bei der IDO war es nicht mein erster Aufenthalt in Deutschland, und ich kann sagen, dass mich der deutsche Lebensstil sehr fasziniert.
Wirst du auch in Zukunft weiter Deutsch lernen?
Sicherlich, nach einer solchen Erfahrung wird Deutsch in meinem Leben bleiben, und ich hoffe, es wird eine Konstante sein, die mir vielleicht ermöglicht, auch für eine Zeit ins Ausland zu gehen.
Was hast du gefühlt, als du die italienische Vorrunde im Niveau A2 gewonnen hast und dann an einer Erfahrung wie der IDO teilgenommen hast?
Ich war wirklich stolz. Ich liebe die deutsche Sprache und war sehr aufgeregt, als meine Lehrerin mir mitteilte, dass ich an der Olympiade teilnehmen würde. Es war eine unvergessliche Erfahrung. Ich erinnere mich, dass ich zuerst sehr ängstlich war, weil ich noch nie alleine gereist war. Dann habe ich so viele Menschen kennengelernt, es war einfach magisch, dorthin zu gehen und mein Deutsch mit Menschen aus der ganzen Welt zu üben.
Was nimmst du von dieser Erfahrung mit und welche Aktivitäten haben dir am besten gefallen?
Vor allem die Menschen. Wir haben uns sehr verbunden und mit einigen haben wir bis heute Kontakt. Dann all die Dinge, die ich gelernt habe, und die Kulturen, die ich entdeckt habe. Mir haben alle Workshops gefallen, die wir mit echten Fachleuten gemacht haben. Aber vor allem die Momente, in denen wir zusammen waren, wie das Konzert und der „Länderabend“. Also die Gelegenheiten, in denen wir mehr über uns selbst teilen konnten und Zeit für uns hatten.
Wie hast du dich mit der Lehrerin Chiara Trevisanato und deiner Freundin Martina Sorato, gefühlt?
Wirklich sehr, sehr gut. Die Lehrerin war sehr hilfsbereit und organisiert. Wenn ich ein Problem hatte, war sie immer da, wir haben uns immer in unserer WhatsApp-Gruppe geschrieben. Sie war sehr freundlich, wir haben immer unsere Meinungen zu dem geteilt, was wir gemacht haben. Martina ist wirklich sehr sympathisch und wir hatten die Möglichkeit, uns besonders während der Reise gut zu verstehen.
Was würdest du deiner Lehrerin, Assunta Civita, sagen?
Ich würde ihr wirklich danken für die originelle Art, wie sie mir Deutsch beigebracht hat. Sie legt viel Wert auf die deutsche Sprache und auf ihre Schüler. Sie ist immer sehr geduldig und organisiert oft Gruppenaktivitäten, die uns helfen, jeden Aspekt der Sprache zu verbessern, von der Aussprache bis zum Wortschatz. Sie hat meinen ganzen Erfolg verdient.
Wirst du in Zukunft weiterhin Deutsch lernen wollen?
Ja, die deutsche Sprache fasziniert mich sehr. Von Anfang an habe ich sie nicht als zu schwierig empfunden und ich würde wirklich gerne weiterhin lernen, fließender werden und meinen Wortschatz erweitern. Ich mag die Struktur der Sprache und wie sie klingt. Ich würde auch gerne mit Sprachen arbeiten.