Anke Kuhl
Mit „keckem Strich“
In ihren Kinderbüchern und -comics skizziert Anke Kuhl Familienszenen realitätsnah und mit liebevollem Blick. Kinder erleben Freude und Ängste oft beinahe gleichzeitig, sagt die prämierte Illustratorin – und das wolle sie in ihren Geschichten zeigen.
Von Romy König
Es kann kompliziert zugehen, in so einer Familie: Da gibt es das „Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau“ und andere Verwandte, da gibt es Verbindungen und Strukturen, die selbst für Erwachsene manchmal schwer zu durchblicken sind.
Im Kinderbuch Alles Familie findet die Illustratorin Anke Kuhl die richtige Zeichensprache für das oft sehr komplexe Geflecht Familie. Das zumindest befand die Jury des Deutschen Jugendliteraturpreises: Mit wenigen Mitteln zaubere die Zeichnerin Emotionen in die Gesichter und Körpersprache der Figuren. Ohne „plump-stereotyp“ zu geraten, filtere sie das Charakteristische einer Gruppe oder einer Figur heraus. „Anke Kuhls Zeichenkunst, besonders ihr kecker Strich, überzeugen“, urteilte die Jury, als sie ihr 2011 zusammen mit der Autorin Alexandra Maxeiner den renommierten Buchpreis zusprach.
Gar nicht so leicht, da durchzublicken: Leseprobe aus dem Buch „Alles Familie! Vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau“ von Alexandra Maxeiner und Anke Kuhl.
| Foto: © Klett Kinderbuch Verlag
Nah an der Freude, nah an der Angst
Anke Kuhl lernte das Zeichnen an der Universität Mainz und an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung. 1999 gründete sie zusammen mit Künstler*innen wie Philip Waechter und Moni Port die Labor Ateliergemeinschaft in Frankfurt am Main. Hier entstehen seither zahlreiche Illustrationen für Bilder- und Kinderbücher.
„Alles genau so in echt passiert“: In „Manno!“ erzählt Anke Kuhl aus ihrer eigenen Kindheit.
| Foto: © Klett Kinderbuch Verlag
Seit 2015 schreibt und bebildert Anke Kuhl zudem eigene Kindercomics. Ihr 2019 erschienener Comicband Manno! – alles genau so in echt passiert thematisiert Szenen ihrer eigenen, wie sie sagt, „normalen“ Kindheit. Die Geschichten sind nah an den Freuden, aber auch den Ängsten von Kindern. Genau dies, die „Gleichzeitigkeit des Erlebens ganz unterschiedlicher Gefühle“, vermisse die zweifache Mutter in Kindergeschichten, weshalb sie in Manno! bewusst diesen neuen Schwerpunkt habe setzen wollen.
Auch mit dieser Arbeit konnte die gebürtige Hessin verschiedene Fachjurys überzeugen. So zeichnete die Berthold Leibinger Stiftung die Geschichtensammlung 2019 mit dem renommierten Comicbuchpreis aus und wies dabei auf das Wechselbad der Gefühle hin, das Kuhl bebildere. Kuhl, so heißt es in einer Mitteilung zur Verleihung, gehe in ihrer Arbeit „einfühlsam und humorvoll“ vor, aber eben auch, und das sei das Besondere: „immer authentisch“.
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