Passaggio a Napoli
Hör-Reise
Mit dem Wesen Neapels in Berührung kommen dank der Texte deutschsprachiger Autoren, die im 20. Jahrhundert die Stadt besuchten und ihr flüchtendes, widersprüchliches, oft maßloses Wesen versuchten zu greifen. Tagebücherfragmente, Erzählungen, Reportagen und Gedichte stellt „Station Neapel“ (Passaggio a Napoli) vor. Die kurzen Hörspiele sind als akustische Postkarten gedacht. Sie wenden sich an all die Reisenden, die Neapel hörend entdecken wollen. Und jedes Mal wird Neapel vom Neuen überraschen und ein anderes Gesicht zeigen.
Sieben kurze Folgen, sieben Telegramme aus den 30er Jahren über diese antike und zugleich moderne Stadt, jenseits aller bekannten Klischeebilder.
Hier spürt der Philosoph "das lebendige Spiel der Kraft der Geschichte": Neapel, Hafenstadt und Stadt voller Leben und Aberglaube.
Und dann das Getöse einer modernen Stadt, ungebändigt in allen seinen Erscheinungsformen zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Das Bild der Straßenbahn und der Gassenjungen, die sich dieses neuen Verkehrsmittels bedienen als wäre es ein Spiel.
Und schließlich die Krippe, die Darstellung der Geburt Jesu Christi umgeben vom wimmelnden Leben Neapels in kleinstem Maßstab. Und vieles andere.
Jeder Stadt wird eine Todsünde zugesprochen, Neapel steht für die Faulheit.
Weiterhin spricht er über die Trägheit der Neapolitaner, aber auch ihren ausgeprägten Sinn für die Arbeit. Und geht es um ihre unbändige Leidenschaft für das Lottospiel und die Ziehung der Lottozahlen.
Es gibt die Straße der Lederverkäufer, der antiken Bücher oder der Uhren. Überall findet der Verkauf vor Allem außerhalb der Läden statt, direkt auf der Straße, nimmt sie ganz ein.
Dieses Handeln ist wie ein Freilichttheater, die Verkäufer sind Zauberkünstler, misteriöse Händler, wie aus einer orientalischen Fabel entstiegen.
Die Kostprobe der Tintenfischbrühe löst die Überlegung in ihm aus , dass es wirklich notwendig ist, während einer Reise auch nicht die kleinste Gewohnheit eines Volkes zu vernachlässigen, um tatsächlich das Herz einer Stadt zu entdecken. Um deren Essenz zu verstehen muss man schlafen und essen wie die Neapolitaner.
Walter Benjamin ist besonders von einer ungewöhnlichen Figur beeindruckt: den Künstlern, die die Heiligenbilder auf die Bürgersteige zeichnen. Akkurate , glanzvolleKunstwerke, die ihre Aura verströmen. Sie erscheinen zwischen den staunenden, sie bewundernden Neapoletanern und und werden dann von deren Schritten wieder ausgelöscht.
Weiterhin erzählt er von der Gewohnheit, jede Art von Fest durch ein Feuerwerk zu krönen. Die Küste von Neapel nach Salerno ist sogar nachts dadurch erleuchtet. Walter Benjamin hat die Vorstellung, dass man sich in einen Postboten, verwandeln müsse, um Neapel wirklich kennenzulernen, um so in die Häuser hineintreten zu können, die großen Tore zu durchqueren und unbekannte Straßen zu entdecken.
Bevor er sich verabschiedet, besucht er den Hafen, erzählt von den Menschen,die die Stadt verlassen, um in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Amerika aufzubrechen. Vom Meer aus werfen sie noch einen letzten Blick auf die Stadt, um dieses wunderbare Bild in Erinnung zu behalten.
Nach einem langen Spaziergang durch verschiedenen Stadtviertel wünscht er sich: „Später einmal wiederkommen, eine Zeitlang Neapolitaner sein!“
Direkt im Herzen der Altstadt führt die spöttische und zugleich melancholische Stimme Pulcinellas die Reisenden durch Geschichten über jahrhundertealte Traditionen der Stadt.
Er berichtet über die enge Beziehung des neapolitanischen Volkes zu seinen Heiligen und deren Vermischung mit paganen Gottheiten.
Vor allem ist es der Heilige San Gaetano, der für die Gebete der Neapolitaner ein besonders offenes Ohr hat und dessen Anwesenheit besonders aufmerksame Touristen vielleicht spüren könnten, wenn er herumirrt auf der Suche nach dem “wahren Neapel”.