Asien Pazifik Deutsch-Olympiade

Teilnehmende an der Asien-Pazifik Deutscholympiade sitzen am Swimming-Pool und lachen in die Kamera.
© Chris Durrant

Alle zwei Jahre findet die IDO, die Internationale Deutscholympiade, in Deutschland statt. Es gibt nationale Deutscholympiaden als Vorrunden der IDO in vielen Ländern. 2017 fand zum ersten Mal eine internationale Deutscholympiade außerhalb von Deutschland – und zwar in Thailand - statt. An der Asien Pazifik Deutscholympiade nahmen knapp 80 Schüler und Schülerinnen aus 10 Ländern teil. Sieben Tage lang haben diese jungen Menschen aus Japan, China, Indien, Vietnam, Malaysia, Indonesien, den Philippinen, Thailand,  Australien und Neuseeland auf Deutsch sich kennengelernt, zusammen gearbeitet, gelernt, eine Wandzeitung produziert, an Wettbewerben teilgenommen. Zehn Länder, eine Sprache. Internationale Begegnungen auf Deutsch.

Lesen Sie hier einen Erfahrungsbericht von Chris Durrant:

Die Idee, einen Deutsch-Wettbewerb inmitten des asiatisch-pazifischen Raumes zu veranstalten erschien mir auf den ersten Blick etwas unbegreiflich, aber da es sich dabei um eine Anerkennung der Leistungen meiner Schülerinnen in den Prüfungen des Goethe-Institut handelte und alle Kosten für die Reise übernommen wurden, habe ich die Gelegenheit für Lucy Matehaere ergriffen, für 10 Tage nach Bangkok und Rayong an die Südküste Thailands zu reisen. Da Lucy und die sechs anderen neuseeländischen Schülerinnen und Schüler eine Betreuungsperson brauchten, konnte auch ich diese Chance wahrnehmen und sie begleiten.

Die internationale Deutsch-Olympiade findet alle zwei Jahre in Deutschland statt, doch dieses Jahr wurde zum ersten Mal eine Deutscholympiade in einer anderen Region der Welt veranstaltet. Obwohl ich anfänglich noch etwas skeptisch war, wie sich dies in der Realität gestalten würde, legten sich meine Zweifel schnell, da das Konzept, die positive Grundeinstellung und das Engagement der Schülerinnen und Schüler, die aus kulturell und religiös sehr unterschiedlich geprägten Ländern stammten, während der zehn-tägigen Aktivitäten und Wettbewerbe vollkommen überzeugten.

Für die Niveaustufe A1 bis A2 sollten die Schülerinnen und Schüler eine Wandzeitung erstellen. Dabei handelt es sich um eine Art Poster mit recht wenigen Textanteilen, wobei dies mit Material gestaltet wurde, das die Teilnehmenden mitgebracht hatten. Zudem mussten sie eine Gruppenpräsentation entsprechend ihres Sprachniveaus halten. Ich habe einige dieser Präsentationen gesehen und war davon beeindruckt, wie positiv, enthusiastisch und kompetent die Schülerinnen und Schüler ihren Aufgaben nachgegangen sind. Es war bemerkenswert zu sehen, dass die Schülerinnen und Schüler aus ganz Neuseeland die Aufgabe mit ähnlichen Herangehensweisen und Geschick bewältigten.

Für all diejenigen, die das neuseeländische Bildungssystem in Frage stellen – denkt mal darüber nach: Diese Schülerinnen und Schüler gingen so positiv, mutig, logisch vor und waren dazu in der Lage, in ungewissen bzw. unbekannten Situationen flexibel und angemessen zu reagieren. Dies war besonders beeindruckend, wenn man bedenkt, dass die Hälfte der Gruppe erst 15 Jahre alt ist.

Australien, Neuseeland, Thailand, die Philippinen, Vietnam, Indien, China, Indonesien, Malaysia und Japan haben jeweils sieben Jugendliche zu dem Wettbewerb entsandt. Viele dieser Länder haben immense Teilnehmerzahlen bei den Goethe Prüfungen. So war ich zum Beispiel besonders über die tausenden von Teilnehmenden an den A1 Prüfungen in Jakarta erstaunt. Obwohl Englisch immer noch die internationale Sprache der weltweiten Wirtschaftskommunikation darstellt, kann die deutsche Sprache in weiten Teilen der Welt und besonders in Westeuropa und im Osten, also allen Regionen, in denen deutsche Firmen und Unternehmen Produktion und Handel betreiben, als Konkurrent verstanden werden. So auch in Asien. Es war toll zu sehen, dass die Teilnehmenden aus Neuseeland, Indien und Malaysia untereinander auf Deutsch und nicht auf Englisch kommunizierten.

Nach den ersten Tagen in Bangkok wurden die Schülerinnen und Schüler in Rayong für die eigentliche Zeit des Wettbewerbs zusammen mit Teilnehmenden aus anderen Ländern in einem Beach Hotel untergebracht. Dies hatte diverse kulturelle Diversitätserfahrungen zur Folge. So tummelten sich die neuseeländischen Teilnehmenden zum Beispiel größtenteils am und im Pool, während andere Gruppen eher nicht so überzeugte Schwimmer zu sein schienen. Die Arten der Ballspiele waren auch je nach nationalen Vorlieben geprägt und so haben den Schülerinnen und Schülern aus anderen Ländern beigebracht, wie man einen Ball fängt oder eine Frisbee wirft – und das die gesamte Zeit über auf Deutsch.

Ich persönlich hatte eine sehr angenehme Unterhaltung auf Deutsch mit einem chinesischen Schüler, der mir von seiner bevorstehenden Gaokao-Prüfung nächstes Jahr berichtete. Er hat kein Englisch gesprochen und sagte mir, dass sein Deutsch recht dürftig sei (er sei nach eigener Aussage der schlechteste in seiner Klasse), doch wir führten eine 20minütige Unterhaltung über Prüfungen, Stress und den Druck der Familie. Ich war äußerst beschämt, als er und seine Klassenkameraden mir einen spontanen Applaus spendeten, nachdem ich „Hallo, mein Name ist Herr Durrant und ich bin ein Lehrer aus Neuseeland“ in meinem nicht-mal-A1-Niveau Mandarin Chinesisch sagen konnte.

Teilnehmende an der Asien-Pazifik Deutscholympiade diskutieren eine Aufgabe © © Chris Durrant Teilnehmende an der Asien-Pazifik Deutscholympiade während einer Aufgabe © Chris Durrant
Diese Schülerinnen und Schüler, die alle durch ihre jeweils verschiedenen Hintergründe, Schul- und Lehrerfahrungen und Sprachvermögen geprägt wurden, waren eine unvergleichliche Werbung für die Fähigkeit von Sprache, Brücken zwischen kulturellen Barrieren zu bauen und zu überwinden. Lucy Matehaere hat im Rahmen des Events neue Freundschaften mit den anderen 70 Teilnehmenden (Thailand durfte als Austragungsort 14 Personen schicken) geschlossen und als Lucy den Hauptpreis leider nicht gewann, sagten ihr die anderen, dass sie aber „ihre Herzen gewonnen hätte“. Rose aus Auckland, Emily, Rose und Josie aus Wellington, Emily aus Ashburton und Ben (der Hahn im Korb) aus Dunedin waren ausgezeichnete Botschafter für sich, ihre Schulen und ihr Land. Die Gruppe hat sich zudem vorgenommen, gemeinsam zu den Olympischen Spielen in Paris 2024 zu fahren, da Lucy sich das ambitionierte Ziel gesteckt hat, in die Fußstapfen der Olympiasiegerin Lisa Carrington zu treten. Wir fanden die Idee gut, uns dort wiederzutreffen und nur auf Deutsch zu reden.

Das Endergebnis der neuseeländischen Teilnahme waren sodann eine Silber- und Goldmedaille im A1- Wettbewerb sowie fünf Silber- und Goldmedaillen im A2-Wettbewerb, wobei ein eventuell noch wichtigerer Gewinn daraus, die enorme Verbesserung der gesprochenen deutschen Sprache und die vielen, neu geknüpften Kontakte zu anderen Deutsch-Lernenden aus der teilnehmenden Region, die mehr als die Hälfte der weltweiten Bevölkerung umfasst, darstellen.

Deutsch-Olympiade Asien Pazifik
- ein Film des Goethe-Institut Thailand


 

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