Künstlerresidenz 2017
Janine Eisenächer
Mit dem Aufenthaltsstipendium bietet das Goethe-Institut in Kooperation mit dem Wellington City Council Kulturschaffenden aus Deutschland die Möglichkeit, im Rahmen eines dreimonatigen Stipendiums in Neuseeland zu leben und zu arbeiten. Der Aufenthalt in Wellington soll den Stipendiatinnen und Stipendiaten dabei Inspiration und künstlerische Orientierung zugleich sein. Im direkten persönlichen Austausch mit der Kulturszene vor Ort können sie konkrete Projektvorhaben weiterentwickeln und umsetzen sowie nachhaltige Arbeitskontakte zu neuseeländischen Kultureinrichtungen und Kulturschaffenden aufbauen oder vertiefen. Auf diese Weise entfaltet sich ein interkultureller Dialog, der sowohl für die Stipendiatinnen und Stipendiaten als auch für die neuseeländische Kulturszene eine Bereicherung darstellt.
Residenzkünstlerin 2017: Janine Eisenächer
Janine Eisenächer (*1983 in Stassfurt/ DE) ist seit 2006 als freischaffende Performancekünstlerin, Kuratorin und Autorin tätig. Ihre recherchebasierte Performance-Praxis hat sie innerhalb verschiedener kollektiver Zusammenhänge in Berlin entwickelt, die sie mitgegründet hat, beispielsweise im Berlin n@work (2005-2011, mit Jörn J. Burmester, Florian Feigl, Nicolas Galeazzi, Joy Harder und Otmar Wagner), in der künstlerisch-wissenschaftlichen Gruppe (e)at_work (2006-2011, mit Michael Conrad, Joy Harder, Julia Hielscher-Szegedi und Sonja Winkel) und im Performance-Duo Eisenächer/Harder CLAIMS (2006-2011, mit Joy Harder). In diesen Gruppen wie auch in ihren Solo-Arbeiten setzt sich Eisenächer hauptsächlich mit den Themen Arbeit und Zusammenarbeit (von Künstler*innen) sowie mit den Politiken und Ökonomien im Kunstfeld auseinander und bearbeitet darin Fragestellungen zu Identität, Gender, Sorge, Solidarität, (Post-)Kolonialismus und Rassimus. Desweiteren beschäftigt sie sich mit ethnologischen Phänomenen (Anthropophagia, Vaudou, Cargo-Kulte), mit Rap- und Hip-Hop-Kulturen, mit Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen Kunst, Feminismus und Aktivismus, und arbeitet zu Fragen von Selbstorganisation und Institutionalität.
Neben ihrer Performance-Praxis ist Eisenächer als Kuratorin und Autorin mit Fokus auf Performancekunst und kulturpolitische Fragen tätig. Sie war Co-Kuratorin und -Organisatorin der monatlichen Veranstaltung Performer Stammtisch in Berlin (2007-2011, mit Aline Benecke, Jörn J. Burmester, Florian Feigl und Siân Robinson Davies), der Platform Young Performance Artists in Berlin (2010 und 2011, mit Neil Jefferies) sowie einiger kleiner Performanceveranstaltungen in Berlin und Montréal. Am Berliner Künstler*innenhaus und Kunstverein Flutgraben e.V., in dem sie seit 2009 Vorstandsmitglied ist, hat sie mit der künstlerisch-kuratorischen, kollektiven institutionskritischen Praxis Inverse Institution (2011-2015, mit Sönke Hallmann, Lydia Hamann, Kaj Osteroth, Jo Zahn und Inga Zimprich) das künstlerische Programm des Vereins realisiert und die Strukturen des Vereins bearbeitet. Derzeit arbeitet sie mit ihren Kolleg*innen an einer Rekapitulation, Workshop-Reihe und Publikation zu dieser Praxis. Im letzten Jahr hat Eisenächer das Rechercheprojekt Wie wollen wir zusammenarbeiten? mitinitiiert (mit Karolina Dreit, Aiko Okamoto und Felicita Reuschling), in dem sie anhand von Fragebögen und Workshops Bedingungen und Formen der oftmals prekären Zusammenarbeit in selbständiger Kulturproduktion untersucht.