Nachgehakt bei Katie

Konstanz an einem guten Tag. Die Stadt liegt direkt an der Schweizer Grenze und den Alpen. © © Katie Rochow Konstanz an einem guten Tag. Die Stadt liegt direkt an der Schweizer Grenze und den Alpen. © Katie Rochow

Es ist April 2020 - vor zirka zwei Jahren habe ich meinen letzten Blogbeitrag für Tuning In geschrieben. Heute sitze ich auf dem Balkon meiner Wohnung in Konstanz - einer malerischen, kleinen Stadt in Süddeutschland. Wie ich hier gelandet bin? Naja, das ist eine längere Geschichte. Wenn ich an die letzten zwei Jahre denke, kommen allerlei Gefühle und Erinnerungen in mir hoch. Wo soll ich anfangen? Vielleicht beginne ich am Ende - mit dem Moment, als ich mich von Wellington verabschieden musste.

Die harten Fakten

Die Zeit war schneller gekommen als ich erwartet hatte. Mein Visum lief aus und meine beiden Lehraufträge waren bis zum Ende des Semesters befristet. Um in Neuseeland bleiben zu dürfen, musste ich einen Vollzeitjob und einen Arbeitgeber finden, der mein Visum sponsern würden. Meine Arbeit als Lehrbeauftragte in Kultur/Musik und Medienwissenschaften machte mir riesigen Spaß. Deshalb wollte ich auch weiterhin in diesem Bereich arbeiten und bewarb mich an Universitäten quer durch das ganzen Land: von Auckland, Hamilton und Wellington bis nach Christchurch und Dunedin. Leider gibt es in diesem Fachbereich wenig offene Stellen und eine große, internationale Konkurrenz. Kurzum, ich habe es nicht geschafft einen Job zu bekommen bevor mein Visum auslief.
 

Die schönste Zeit

Schnitzeljagd durch Wellington, um die tollsten Plätze, Freunde und ein Clownskostüm zu finden.
Schnitzeljagd durch Wellington, um die tollsten Plätze, Freunde und ein Clownskostüm zu finden. | © Katie Rochow
Die letzten Wochen in Wellington waren unglaublich toll und traurig zugleich. Meine Freunde haben alles gegeben, um diese Zeit zur besten meines Lebens zu machen. Von spontanen Segeltörns an der South Coast und verrückten Partynächten, bei denen wir ‘verborgene Schätze’ des Wellingtoner Nachtleben entdeckten, bis hin zur Schnitzeljagd, die mich durch gewieftes Rätsellösen an verschiedene Lieblingsplätze in der Stadt führte - an denen dann wiederum Freunde, Getränke und noch mehr gute Zeit auf mich warteten. 


 Erster und einziger Auftritt im Moorings. Katie auf der Bühne.
Erster und einziger Auftritt im Moorings. | © Katie Rochow
Und dann war da der Nachmittag im Moorings. Was für ein großartiger Moment. Ich traf Mike, einen lokalen Musiker, auf einer meiner letzten Hausparties in Newtown. Wir unterhielten uns über das Musiker-Leben, Wellingtons Musikszene und… meine Visums-Situation. Er fragte mich, ob ich meine eigenen Lieder schon einmal vor einem Publikum in Wellington vorgespielt hätte. Das hatte ich bis dahin noch nicht. Denn privat bin ich eigentlich eher eine zurückhaltende ‘Schlafzimmer-Musikerin’, die sich hauptsächlich zu Forschungszwecken im öffentlichen Raum mit Musik auseinandersetzt. Wir tauschten Telefonnummern und er wollte sich bald mit näheren Details bei mir melden - was er dann auch tat.

Einige Tage später saß ich im Moorings auf der Bühne. Dieses halb private, halb öffentliche (Wohn-)Haus ist nicht nur wunderschön, sondern auch ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt in Wellingtons Musikszene. Als ich auf der Bühne saß und meine Freunde im Publikum sah, war ich nicht nervös oder traurig, sondern unglaublich dankbar und glücklich.
 

Die Abreise

Verabschiedung mit Sektfrühstück am Strand.
Verabschiedung mit Sektfrühstück am Strand. | © Katie Rochow
Am Tag meiner Abreise überraschten mich meine Freunde mit einem leckeren Sektfrühstück am Strand. Nachdem wir gegessen, Sekt geschlürft und uns textilfrei im Meer abgekühlt hatten, legten sie mir eine wunderschöne Pounamu Kette um den Hals und setzten mich am Flughafen ab. Mir war klar - das war keine gewöhnliche Abreise. Ich freute mich nicht darauf, ‘nach Hause’ zu gehen und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Ich war todtraurig meine neuseeländische Familie zurück zu lassen und den Ort, an dem ich mich zuhause gefühlt hatte.

Was würde jetzt passieren? Wo würde ich hingehen? Was würde ich machen? Das war eine toughe Challenge. Es dauerte viele Monate, diverse Orts-, Wohnungs- und Jobwechsel bis ich dort ankam, wo ich jetzt bin - auf einem kleinen Balkon in Konstanz, mit einem super Job und tollen Freundschaften die langsam aber sicher heranwachsen.
 
Top