Innovationsaustausch
Wissenschaftliche Forschung in Neuseeland und Deutschland
![RV Sonne in Auckland RV Sonne in Auckland](/resources/files/jpg680/image-1-rv-sonne-in-auckland_737x320-formatkey-jpg-w320m.jpg)
Bionische Gelenke, Meeresökosysteme, Superdiversität: Um bessere Lösungen für gemeinsame Belange zu finden, arbeiten Wissenschaftler aus Neuseeland und Deutschland zusammen. Die Vereinbarung über eine wissenschaftliche und technologische Kooperation zwischen den beiden Ländern ist schon über 40 Jahre alt. Wie die Zusammenarbeit funktioniert, erklärt der derzeitige Koordinator der Initiative in Neuseeland Dave Lowe.
Warum, so mag man sich fragen, sollten Neuseeland und Deutschland, die geographisch so weit voneinander entfernt sind und ganz unterschiedliche sprachliche und kulturelle Hintergründe haben, eine Partnerschaft in Sachen Wissenschaft und Forschung eingehen? Auf den ersten Blick scheint eine solche Verbindung ungewöhnlich und wenig sinnvoll. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall.
Ich bin seit 2012 neuseeländisch-deutscher Koordinator für Wissenschaft und Innovation beim MBIE (das neuseeländische Ministerium für Wirtschaft, Innovation und Arbeit). Das Abenteuer Deutschland begann jedoch schon einige Jahre früher, als ich Masterstudent an der Victoria University war. Damals sprach ich kein Wort Deutsch, habe mich aber trotzdem entschieden, mich für ein Doktorandenstipendium der Bundesregierung für Atmosphärische Chemie an der Universität Köln zu bewerben. Nachdem ich dort einen Platz bekommen hatte, habe ich mich sofort für einen Deutschkurs angemeldet.
Doktortitel mit kleinen Extras
Die Versuche für meine Doktorarbeit habe ich dann in einer riesigen Forschungseinrichtung in Jülich, einer kleinen Stadt zwischen Köln und Aachen, inmitten von Zuckerrübenfeldern und Braunkohlekraftwerken, durchgeführt. Mit dem wissenschaftlicher Betreuer und den anderen Forschenden habe ich dabei ausschließlich auf Deutsch kommuniziert, und mein Weg zur völligen Beherrschung der Sprache war mit vielen lustigen Momenten gepflastert. Auch die Einstellung der Deutschen zu Arbeit und Spaß habe ich hier kennen- und schätzen gelernt.![Dave receiving “Doktorhut” Hier bekomme ich gerade meinen „Doktorhut“ – hier war es Tradition, dass die Kollegen einem einen verrückten Hut in Anlehnung an das Thema der Doktorarbeit bastelten. Irena und unser in Jülich geborener Sohn Greg schauen auch zu.](/resources/files/jpg669/image-2-dave-receiving-doktorhut_491x213-formatkey-jpg-w320m.jpg)
Danach hat mich meine Karriere in Atmosphärenwissenschaften wieder zurück in die USA, aber auch wieder nach Deutschland und Neuseeland geführt. Die Tatsache, dass ich bereits verschiedene Forschungskulturen kennengelernt hatte und vor allem mit der deutschen Forschungswelt so vertraut war, war die idealen Voraussetzung für meine Tätigkeit als Koordinator im Bereich Wissenschaft und Innovation bei der neuseeländisch-deutschen Zusammenarbeit.
Kompetenz auf beiden Seiten
Um von Neuseeland aus effektiv arbeiten zu können, musste ich die Stärken des wissenschaftlichen Arbeitens in Neuseeland und Deutschland genau kennen. Eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür war es, in beiden Ländern kompetente Partner ausfindig zu machen und Zusammenarbeiten zu initiieren, von denen beide Seiten profitieren.Das alles muss von Forschungsgeldern getragen werden. Dazu muss man sich mit den richtigen Partnern zusammenschließen, die diese Projekte finanzieren. In Deutschland sind diese vor allem in Bonn ansässig, etwa die Alexander von Humboldt-Stiftung, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung
In Neuseeland werden wissenschaftliche Projekte meist vom MBIE finanziert, für das ich tätig bin. Ich arbeite auch eng mit der neuseeländischen Botschaft in Berlin und der deutschen Botschaft in Wellington zusammen. Beide sind sehr um den wissenschaftlichen Austausch zwischen den beiden Ländern bemüht.
![RV Sonne in Auckland Die RV Sonne im Hafen von Auckland nach einer Forschungsreise zum Kermadecgraben nördlich von Neuseeland im Januar 2017.](/resources/files/jpg669/image-1-rv-sonne-in-auckland_491-formatkey-jpg-w320m.jpg)
Im Fall von INTERCOAST ist dieses Konzept ein Riesenerfolg, bei dem bislang 57 Teilnehmer (rund die Hälfte aus jedem Land) ihren Doktortitel gemacht haben Diese hochmotivierten und kompetenten jungen Leute leisten nun ihren Beitrag, um in beiden Ländern den Umweltschutz zu fördern und die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen zu verbessern.
![German INTERCOAST student Ein deutscher Teilnehmer des INTERCOAST Studienprogramms nimmt im Hafen von Tauranga Proben von Spurenelementen](/resources/files/jpg669/image-3-intercoast-student-sampling-seawater_245-formatkey-jpg-default-m.jpg)
Wissenschaftlerin (und Kanzlerin) Dr. Angela Merkel
Eines meiner Highlights während meiner Zeit als wissenschaftlicher Koordinator war der Besuch der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die 2014 die Universität Auckland besuchte. Die Kanzlerin, die selbst einen Doktortitel in Physikalischer Chemie hat und um die langjährigen Forschungsbeziehungen zwischen beiden Ländern weiß, hatte explizit um ein Treffen mit jungen Menschen, die in Neuseeland im Bereich Forschung tätig sind bzw. hier studieren, gebeten. Sie können sich vorstellen, dass diese Begegnung bei den jungen Leuten einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Erfolge aus der Welt der Wissenschaft
![40 years of NZ-Germany science cooperation 40 years of NZ-Germany science cooperation Logo © © MBIE 40 years of NZ-Germany science cooperation](/resources/files/jpg669/image-4-forty-years-of-nz-germany-science-cooperation-logo_491x213-formatkey-jpg-w320m.jpg)
Das 40. Jubiläum feiert man in beiden Ländern mit diversen Veranstaltungen. Zum Neuseelandtag im Oktober habe ich vor Wissenschaftlern und Würdenträgern eine programmatische Rede aus ganz Deutschland gehalten – auf Deutsch. Meine Sprachkompetenz war stets der Schlüssel zu meiner Funktion: Unsere deutschen Kollegen wissen es sehr zu schätzen, dass man die Sprache beherrscht, und diese Fähigkeit vereinfacht die Kommunikation zwischen den wissenschaftlichen Ministerien beider Länder enorm.
![Baring Head Atmospheric Trace Gas Sampling Station Es gibt viele Gründe, warum sich deutsche Wissenschaftler für Neuseeland interessieren, etwa die Lage oder die Umwelt des Landes. Die Forschungsstätte Baring Head etwa hat sich zu einem international renommierten Institut im Bereich atmosphärischer Spurenstoffe entwickelt, das auch von vielen deutschen Wissenschaftlern besucht wird.](/resources/files/jpg669/image-5_-baring-head-atmospheric-trace-gas-sampling-station_491x213-formatkey-jpg-w320m.jpg)