Beim Schreiben der letzten Beiträge habe ich Lust bekommen, diese ganze Angelegenheit mit der Bewegung für Klimagerechtigkeit und der Generationenfrage zu thematisieren, und das mache ich jetzt. Die Bildchen haben zwar nichts damit zu tun, aber es ist ganz witzig, wenn du sie über Whatsapp an deine Onkeln und Tanten schickst, die dir zu jedem Namenstag ein Glitzer-GIF aufs Auge drücken. Vielleicht bekommen so auch sie ein bisschen „climate anxiety“, denn schließlich gilt: geteilte Angst ist halbe Angst.
Der Ausdruck ‚O.k., Boomer‘ bringt (…) die Entnervtheit einer jungen Generation auf den Punkt, die es leid ist, zu erdulden, und die einfach nur verlangt, respektiert und gehört zu werden. Ernst genommen zu werden.
Wie ich gesagt habe: Gesegnet sei das erste „O.k., Boomer“, denn die explosionsartige Verbreitung des Memes hat einen Generationenkonflikt sichtbar gemacht, der zwar schon davor deutlich spürbar war, aber für den es bisher keine Worte gab. Jetzt gibt es sie und nun können wir über die enorme Bedeutung nachdenken, die dieser Konflikt für die Klimaschutzbewegung hat.
Es wäre alles einfacher, wenn man sofort ein Opfer und einen Täter ausmachen könnte. Jemanden, der die Schuld trägt (die Babyboomer, die in der Zeit des Wirtschaftsbooms zwischen 1945 und 1964 geboren wurden), und einen vollkommen Unschuldigen, der die Folgen trägt (die Millennials, die in den 1980er- und 1990er- Jahren geboren wurden).
meint Luca Sandrini in The Bottom Up. Das wäre in der Tat einfach, aber die Realität sieht anders aus: Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass sich jüngere Generationen zivilgesellschaftlich weniger engagieren, und zwar auch in Sachen Umweltschutz. Es ist kein Geheimnis: Die von der parlamentarischen Politik übergangenen Zoomer und Millenials sind zynischer und desillusionierter als ihre Eltern. Ihre Haltung ist oft die von Doomern, die das Gefühl haben, nicht über die nötige Macht zu verfügen, um gesellschaftlich etwas verändern zu können. Eine Haltung, die natürlich nachvollziehbar, aber auch ziemlich kontraproduktiv ist.
Kurz gesagt, die Zeit ist reif und – ob es uns gefällt oder nicht – Voraussetzung für die aktive Veränderung unserer Gesellschaft und ihrer Produktionssysteme ist der Aufbau eines konstruktiven intergenerationalen Dialogs. Es liegt also an uns, klar über Klimagerechtigkeit, Transition (s. Die Bedeutung von Klima-Gerechtigkeit) und Postkapitalismus (s. Alternative Lebensformen) zu sprechen. Es liegt an uns, beim Weihnachtsessen mit den Onkeln und Tanten geduldig zu sein.
Drei Staffeln lang haben wir uns bei Blog, Engage, Act mit der Gegenwart auseinandergesetzt: wir haben den Status Quo des Kampfs gegen den Klimawandel beleuchtet und einen Blick hinter die Kulissen und auf die Entwicklungen der Klimabewegung geworfen. Zum Abschluss blicken die Blogger*innen nun in die Zukunft und fragen, wie gesellschaftlicher Wandel möglich ist, wie Veränderung heute schon gelebt wird, welche (kreativen) Zutaten dafür benötigt werden und warum Du ein Teil davon sein musst!