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Annette Hess, bisher bekannt vor allem als Szenaristin der erfolgreichen und beliebten TV-Serie Weißensee, die einen Einblick in das Leben in der Deutschen Demokratischen Republik in den 1980er-Jahren gewährt, legt mit Deutsches Haus ihr Romandebüt vor. Hess widmet sich auch in ihrem Roman der deutschen Nachkriegsgeschichte, diesmal den in Schweigen und in (Familien-)Geheimnisse verhüllten 1960er-Jahren in Westdeutschland.
Die junge Übersetzerin und Dolmetscherin für polnische Sprache, Eva Bruhns, nimmt arglos den Auftrag an, bei einem Prozess zu dolmetschen, der sich laut Auftraggeber über mehrere Wochen hinziehen könnte. Ihre Familie, die den Gasthof „Deutsches Haus“ führt, und ihr vermögender Verlobter sind entschieden dagegen, aber Eva nimmt die Arbeit trotzdem an. Während des Prozesses wird sie durch die Aussagen von Klägern, Zeugen und Angeklagten allmählich mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Vergangenheit konfrontiert, worüber damals sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Familienkreis nicht gesprochen wurde. Zudem kommt sie zahlreichen unerklärlichen Details der Familienvergangenheit auf die Spur. Wo hat sie eigentlich Polnisch gelernt? Wieso kannte sie die polnischen Zahlen, bevor sie auf Deutsch zählen konnte? Und warum kommt ihr ein Haus, das sie auf einem Foto unter dem Beweismaterial sieht, so bekannt vor?
Ein erschütternder Roman über die deutsche Schuld und ihre Interpretation in der Nachkriegszeit, aber auch über die junge, emanzipierte, moderne Frau, die dafür, dass sie ihren eigenen Weg gehen kann, auch die Ehe mit dem reichen Partner und die Verbindungen mit ihrer Familie aufs Spiel setzt.
Annette Hess
Deutsches Haus
Ullstein Verlag, Berlin, 2018
ISBN: 978-3550050244
368 Seiten
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