Siedlung Saraçoğlu
- Baujahr: 1944–46
- Ort: Kızılay, Ankara
- Architekt: Paul Bonatz
Um der Wohnungsknappheit in Ankara zu begegnen, wurde gemäß dem 1944 verabschiedeten Gesetz über Dienstwohnungen für Beamte mit dem Bau der Saraçoğlu-Siedlung begonnen, die ein bedeutendes Beispiel für den Zweiten Nationalstil in der Hauptstadt darstellt. Der Architekt stützte sich hierbei auf das Verständnis des in den 1920er-Jahren in Deutschland vorherrschenden Siedlungsbaus, das nicht nur Wohnhäuser, sondern auch einen Spielplatz, eine Grund- und Mittelschule und andere Gemeinschaftseinrichtungen vorsah, wovon eine heute als Stadtbibliothek dient. In den Jahren, in denen die Siedlung konzipiert wurde, stieß die Anlage auf Kritik; man sprach dabei zwar von einem gelungenen Umgang mit den topografischen Gegebenheiten, war aber nicht zufrieden mit der Umsetzung.
Die in Zeilen nebeneinander gruppierten Wohnblöcke unterscheiden sich im Aussehen und in der Geschosshöhe; basierend auf sechs Grundrisstypen mit jeweils zwei, drei oder fünf Zimmern wurden insgesamt 642 Wohnungen bereitgestellt. Die Häuser sind unterkellert und zwei-, drei- oder viergeschossig. Die Zimmer an der Vorderfront sind nach außen vorgebaut, manche haben einen Balkon. In der äußeren Formgebung der Wohnungsbauten kann man das Thema des „türkischen Hauses“ wiedererkennen, das der Architekt Sedat Hakkı Eldem in den 1940er-Jahren als Vorschlag einer nationalen Architektur entwickelt hat. Bauelemente wie breite Dachvorsprünge, auf erkerähnlichen Basen ruhende Fassadenvorsprünge, Fenstermodulationen oder Gitterwerk aus Stahlblech als Balkongeländer wurden aus dem traditionellen türkischen Hausbau übernommen. Nicht übernommen wurde dagegen die Grundrissform des türkischen Hauses, so dass sowohl deswegen als auch hinsichtlich der räumlichen Anordnung und der Vernachlässigung von wirtschaftlichen Prinzipien des Hausbaus diese Art von Wohnungen in den Jahren ihrer Errichtung eher als Misserfolg gewertet worden sind.
2010