Dass wir miteinander reden können, macht uns zu Menschen (Karl Jaspers)
Das transkulturelle Literaturprojekt Geschichten vom Schwarzen Meer – Black Sea Lit eröffnet den Dialog mit dem Schwarzmeerraum neu. Gemeinsam mit den Kuratorinnen Nino Haratischwili (2023) und Laura Cwiertnia (2024) lädt das Goethe-Institut 2023 und 2024 zehn Autor*innen aus Armenien, Bulgarien, Georgien, Rumänien und der Ukraine ein, um gemeinsam mit den Menschen vor Ort und in Deutschland ins Gespräch zu kommen und die Ohnmacht der Sprachlosigkeit zu überwinden.
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#BlackSeaLit
Während bei Geschichten vom Schwarzen Meer im Jahr 2023 das Thema der Übersetzung und der Beziehung zwischen Ost und West im Vordergrund stand, unternimmt das Projekt im Jahr 2024 eine Nahaufnahme: Wie prägt der lokale Kontext die Literatur? Welche Bedeutung haben konkrete Orte für die Entwicklung von Literatur? Wie können Brücken gebildet werden, die die Unterschiede in Sprache, Kultur und Umwelt nicht negieren, sondern produktiv verbinden?
Für Lavinia Branişte (Rumänien), Eka Kevanishvili (Georgien), Anush Kocharyan (Armenien), Halyna Kruk (Ukraine), sowie Ina Vatchanova (Bulgarien) geht es Ende Februar zum Internationalen Literaturfestival Odesa, das in diesem Jahr in Bukarest stattfindet: Bei Location Matter lesen und diskutieren die Autor*innen zur Frage, wie ihr Schreiben durch spezifische regionale und lokale Eigenheiten geprägt ist, und wie diese verschiedenen, unterschiedlichen Stimmen in einer literarischen Nachbarschaft zusammenkommen.
Mit Ausbruch des russischen Angriffskrieges am 24. Februar 2022 hat die westliche Welt den Atem angehalten. Seitdem hat sich in einem atemberaubenden Tempo ein Paradigmenwechsel der politischen und moralischen Wertesysteme vollzogen, den bis dato niemand für möglich gehalten hätte. Zuvor abgelehnte Werte wurden plötzlich notwendig und Werte hingegen, die als selbstverständlich erachtet wurden, gerieten ins Wanken.
Aber wie sah das im östlichen Teil Europas aus? Gab es dort auch ein derartiges Aufrütteln und Hochschrecken wie im westlichen Teil? Wie reagierten Länder auf den Krieg, die mitunter in der Vergangenheit aufgrund einer leidvollen Geschichte mit ihren Nachbarn oder ihrer Landesgrenzen bereits ganz andere Erfahrungen haben machen müssen? Länder, für die die russische Aggression nichts Überraschendes war, die selbst unter diktatorischen Regimen litten oder sogar bis heute mit deren Folgen zu kämpfen haben?
„Niemand im Westen kann verstehen, was es heißt, im russischen Machtbereich leben zu müssen“, sagte der polnische Autor Szczepan Twardoch im April 2022 der Neuen Züricher Zeitung und forderte auf: „Hört auf mit Westplaining.“ Er bat den Westen um einen Perspektivwechsel und Sichtbarmachung des europäischen Ostens, der aufgrund seiner Erfahrungen und Vorgeschichte mehr Gehör finden müsse.
Das Projekt Geschichten vom Schwarzen Meer – Black Sea Lit stellt einen Versuch einer Annäherung über den Dialog zwischen Menschen dar, die alle die Liebe zum Wort eint. Ungeachtet der verschiedenen Hintergründe, Biografien, Nationalitäten und Stile nutzen sie alle die Literatur, um über sich und ihre Welt zu berichten. Ziel des Projektes ist es daher, über das Medium des geschriebenen Wortes weiteren Gemeinsamkeiten nachzugehen, sich über sie auszutauschen und sie zu fördern.
Geschichten vom Schwarzen Meer - Black Sea Lit ist ein Projekt des Goethe-Zentrums Eriwan und der Goethe-Institute Bulgarien, Georgien, Rumänien und Ukraine in Zusammenarbeit mit der Kuratorin Nino Haratischwili. Unterstützt wird das Projekt von der Literature Initiative Georgia, ARI Literary and Talent Agency/Armenien, dem Literarischen Colloqium Berlin e.V. und dem Literaturfestival Berlin.