Podiumsgespräch Im Krieg übersetzen. Von Resilienz und Betroffenheit in der Translation

Gespräche mit Übersetzern und Übersetzerinen

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat großen Bedarf an Kulturvermittlung geschaffen und riesige Wissenslücken aufgedeckt. Hier waren die Kompetenzen der Übersetzer:innen gefragt, die den großen Themenkreis von der Literatur über die Landeskunde bis zur politischen Geschichte der Ukraine umfassen sollten. Die öffentliche Erklärungsarbeit verlangte zudem großen persönlichen Einsatz und sehr viel Übersetzungsarbeit. Wie ist es, während des Krieges Vermittlungsarbeit zu leisten? Wie geht man mit der eigenen Betroffenheit um? Was sind die größten Herausforderungen für die Arbeit mit der “kleinen” Sprache in der Zeit der großen Unruhe? Gelingt es, zwischen der emotionalen Überforderung und dem für die Arbeit erforderlichen “kühlen Kopf” Balance zu halten? Auf der ukrainischen Bühne sprechen wir mit Übersetzern und Übersetzerinnen, die sich engagieren, um dem deutschsprachigen Publikum die Literatur aus der Ukraine zugänglich zu machen. Ihre ukrainischen Kolleginnen werden erzählen, wie es möglich ist, unter Kriegsbedingungen zu übersetzen, und ob deutschsprachige Literatur in der Ukraine rezipiert wird.

Mitbeteiligte

  • Kati Brunner, geboren 1977, studierte Slawistik mit Schwerpunkt ukrainische Literatur sowie Germanistik/Deutsch als Fremdsprache und Romanistik in Dresden. Sie war bereits für verschiedene deutsche Kultur- und Sprachmittlerorganisationen an Hochschulen in der Ukraine tätig. Zurzeit arbeitet sie als Lektorin für den Deutschen Akademischen Austauschdienst im Zentrum Gedankendach der Jurij-Fedkowytsch-Universität Tscherniwzi. Seit 2004 übersetzt sie Prosa und Lyrik aus dem Ukrainischen.
  • Roksolana Sviato (UA), geboren 1983 in Kyjiw, ist Übersetzerin und Literaturkritikerin. Sie übersetzt aus dem Deutschen, Englischen und Polnischen ins Ukrainische und studierte Literaturwissenschaft an der Universität Kyjiw Mohyla Akademie, wo sie auch das Doktoratsstudium absolvierte und 2008 unterrichtete. Als Literaturkritikerin schrieb sie für zahlreiche ukrainische Zeitschriften und Webseiten und war Redakteurin und Übersetzerin im Krytyka Verlag. Über 10 Jahre arbeitete sie bei der Zeitschrift Kino-Teatr. Seit 2018 arbeitet sie als freie Übersetzerin und Autorin. Seit 2020 zeichnet sie als Herausgeberin für ukrainische und polnische Ausgaben im Kupido Literaturverlag in Köln verantwortlich. 
  • Alexander Kratochvil (Übersetzer), g. *1965 in München, Literaturwissenschaftler und Literaturübersetzer, Privatdozent, lebt in Berlin und München. Er studierte Slawistik, Ethnologie, Germanistik und Osteuropageschichte in München, Freiburg, Brno und Lwiw. In seinen Forschungen widmet er sich vor allem der tschechischen und ukrainischen Prosa des 19. und 20. Jahrhunderts. Übersetzer von Oksana Sabuschko, so hat er ihren Roman Das Museum der vergessenen Geheimnisse (2010) und ihre Essaybände Planet Wermut (2012), Abschied von der Angst (2018) und zuletzt ihren Essay Die längste Buchtour (2022) aus dem Ukrainischen übertragen. Gemeinsam mit Maria Weissenböck hat er Artem Tschechs Nullpunkt (2022) über die Kämpfe ab 2014 im Donbass übersetzt. Sie übertragen auch zusammen Sofia Andruchowytschs monumentalen Roman Amadoka (2020), der seit 2023 auf Deutsch in drei Bänden erscheint. Seine jüngste eigene Veröffentlichung widmet sich dem Thema „Posttraumatisches Erzählen“
    (2019). Nach seiner Lehrtätigkeit an der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik in Prag ist Alexander Kratochvil seit Oktober 2022 wissenschaftlicher Mitarbeiter für ukrainische und tschechische Literatur am Lehrstuhl für Slawische Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.
  • Jakob Wunderwald ist Übersetzer, Wissenschaftler und Doktorand der Slawistik an der Universität Potsdam. Er hat Werke von Valerian Pidmohylny, Olena Stiazhkina, Margaryta Surzhenko und anderen übersetzt. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der zeitgenössischen und sowjetischen belarussischen Literatur mit besonderem Interesse an Genderaspekten, Nationsbildung und literarischen Konzepten von "Wahrheit".
  • Ganna Gnedkova (geb. 1992) - Autorin, Übersetzerin, Journalistin und Literaturkritikerin. Sie hat einen Master-Abschluss in Literaturwissenschaft von der Kyiv-Mohyla Academy und arbeitet an ihrer Masterarbeit an der Universität Wien. Spezialisiert auf die Übersetzung englischer und deutscher Texte für bekannte ukrainische Verlage. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Peter Marius Huemer hat sie auch den Roman "Das Mädchen mit dem Bären" von W. Domontowytsch für den österreichischen Verlag "Septime" ins Deutsche übersetzt. Im Jahre 2022 gab sie die Essay-Sammlung "Ukraine mon amour. Stimmen einer freien Nation" für einen anderen österreichischen Verlag - "Passagen" - heraus. Derzeit lebt sie in Österreich und ist Kuratorin des ukrainischen Buchclubs "LiterAktiv" in Wien sowie Leiterin des Medienzentrums der ukrainischen Community in Wien (muc.wien).
  • Nelia Vakhovska (1980) ist Germanistin und Literaturübersetzerin aus Kyjiw. Sie co-leitet ViceVersa. Deutsch-ukrainische Übersetzungswerkstatt, koordiniert das Projekt TOLEDO. Cities of Translators – Kyiv und koordiniert den Ukrainisch-Deutschen Stammtisch der Literaturübersetzer:innen.

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