Franklin Schule
Deutsche Spuren in Washington

  • Franklin School (2000). Image Credit: Goethe-Institut Washington/William Gilcher
    Franklin School (2000).
  • Franklin School Detail (2000). Image Credit: Goethe-Institut Washington/William Gilcher
    Franklin School Detail (2000).
  • Staubiges Detail des Schultreppenhauses. Die Details der Schmiedearbeit in der Schule offenbaren die Sorgfalt, mit der Cluss seine Gebäude dekoriert hat. (2000) Image Credit: Goethe-Institut Washington/William Gilcher
    Staubiges Detail des Schultreppenhauses. Die Details der Schmiedearbeit in der Schule offenbaren die Sorgfalt, mit der Cluss seine Gebäude dekoriert hat. (2000)
  • In der Franklin School: Nördlicher Blick auf die 13th Street NW. Nordwestlicher Blick auf Alexander Graham Bells ehemaliges Labor, 1325 L St, NW. Am 3. Juni 1880, schickte Bell eine Nachricht von der Schule zu einem Fenster seines Labors. (2000) Image Credit: Goethe-Institut Washington/William Gilcher
    In der Franklin School: Nördlicher Blick auf die 13th Street NW. Nordwestlicher Blick auf Alexander Graham Bells ehemaliges Labor, 1325 L St, NW. Am 3. Juni 1880, schickte Bell eine Nachricht von der Schule zu einem Fenster seines Labors. (2000)
  • Detail der Fassade der Franklin School. Image Credit: Goethe-Institut Washington/William Gilcher
    Detail der Fassade der Franklin School.
  • Lithografie der Franklin School. Image Credit: Gardiner Collection, Sumner School Museum and Archives
    Lithografie der Franklin School.
  • Stereoskop der Franklin School als Modellschule auf einer Austellung in Philadelphia, 1876. Image Credit: Library of Congress
    Stereoskop der Franklin School als Modellschule auf einer Austellung in Philadelphia, 1876.
  • Benjamin Franklin School, gebaut 1869. Image Credit: Photograph by Alexander Gardiner. Gardiner Collection, Sumner School Museum and Archives
    Benjamin Franklin School, gebaut 1869.
  • Grundschulklasse an der Franklin School, 1895. Image Credit: Photograph by Frances Benjamin Johnston. Library of Congress, LC-USZ62-76888.
    Grundschulklasse an der Franklin School, 1895.
Die Franklin Schule befindet sich an der Ecke 13. und K Street, N.W., gegenüber dem Franklin Park. Die Außenfassade wurde 1991 repariert und restauriert, das Gebäudeinnere blieb unberührt und soll nun eventuell weiterentwickelt werden. Die DC Preservation League nahm die Franklin School 2004 in seine Liste der "Most Endangered Places for 2004" (meistgefährdete Plätze in DC 2004) auf und hielt fest, dass das Gebäude unbeheizt ist, was zu einem Verfall des Gebäudeinneren, einschließlich des Verputzes und der Holzverkleidungen, beitrage. Die mangelnde Nutzung und Instandhaltung bedrohe den Zustand der zurzeit noch gut erhaltenen Malereien im dritten Stock. Im Winter 2002/2003 wurde das Gebäude als Notunterbringung für unterkühlte Obdachlose genutzt. Die Zufluchtsstelle für Obdachlose wurde 2008 geschlossen.

Die Franklin School wurde 1869 fertiggestellt und folgte dem Entwurf von Adolf Cluss, einer von Washingtons einflussreichsten, progressivsten und produktivsten Architekten. Cluss' fortschrittliches soziales Denken zeigt sich in seinen Ideen, moderne Schulen mit mehreren Räumen zu bauen, die außerdem über genügend Durchlüftungsmöglichkeiten und Platz für Schüler und Lehrer verfügten. Cluss gehörte den sozialistischen Kreisen in Südwestdeutschland an, bevor er nach dem gescheiterten Aufstand von 1848 nach Amerika auswanderte; er blieb noch einige Jahre in ähnlichen Gruppierungen innerhalb Washingtons aktiv. 

Cluss übernahm außerdem Konzepte, die schon in industriellen, öffentlichen und kommerziellen Gebäuden genutzt wurden und wendete sie zum Nutzen der Schüler öffentlicher Schulen an. Die Franklin School (für „weiße“ Schüler) und die Charles Sumner School (für „farbige“ Schüler) (1872) wurden zu Modellschulen in ganz Amerika und Europa und gewannen Preise bei Ausstellungen in Wien (1873), Philadelphia (1876) und Paris (1878). Somit stand Washington an vorderster Front der Bewegung für öffentliche Schulen in der Zeit nach dem Bürgerkrieg. 

Eine Plakette an der Schule erinnert an die Verbindung des Gebäudes mit der Geschichte der Technologie. Darauf steht geschrieben:

Vom obersten Stockwerk dieses Gebäudes wurde am 3. Juni 1880 in die 213 Meter entfernte 1325 l Street über einen Lichtstrahl die erste kabellose Telefonnachricht in der Weltgeschichte gesendet. 

Der Apparat, der dafür benutzt wurde, war das Radiophon, erfunden von Alexander Graham Bell, Erfinder des Telefons. Die Plakette wurde am 3. März 1947 von der Alexander Graham Bell-Gruppe der Organsiation „Telephone Pioneers of America“ zum hundertjährigen Jubiläum des Geburtstags von Dr. Bell angebracht.

 

Adolf Cluss, Architect

geboren 1825 in Heilbronn
gestorben 1905 in Washington DC


Adolf Cluss entstammte einer Heilbronner Baumeisterfamilie. Geboren wurde er im Jahr 1825 in Heilbronn, 1905 verstarb er in Washington DC. Sein Vater errichtete den "Clussbau" in der Wilhelmstraße, der später als Wilhelmsbau bekannt wurde. Cluss verließ Heilbronn in jungen Jahren und ging als Zimmermannsgeselle auf Wanderschaft. 

In Brüssel lernte er Karl Marx kennen und schloss sich der beginnenden kommunistischen Bewegung an. Weitere Stationen seiner Wanderschaft waren Paris und Mainz, wo Adolf Cluss seit 1846 als Architekt an der Planung der Eisenbahnstrecke nach Ludwigshafen beteiligt war. Im Frühjahr 1848 war er in Mainz eine zentrale Figur in der Revolutionsbewegung, gehörte zu den Mitbegründern des Arbeitervereins und war dessen Sekretär. Doch schon im Sommer 1848 verließ er Deutschland und landete am 15. September 1848 mit dem Auswanderschiff "Zürich" in New York. 

Adolf Cluss arbeitete in den USA zunächst als Ingenieur - unter anderem bei der Marine -, später dann in Washington als Architekt. Seine Verbindung zur kommunistischen Bewegung brach er 1858 ab.

Im Alter von 39 Jahren eroberte Cluss die Architekturszene, als er mit seinem Partner, Josef Wildrich von Kammerhueber, einen Wettbewerb zur Planung einer neuen Grundschule gewann – die erste von acht innovativen Schulen, die die beiden entwarfen. Zwei dieser Gebäude überlebten: Die Franklin und die Sumner Schulen. Der Gebäudetypus, dem das besondere Interesse von Cluss galt, waren die Schulen. Er entwarf viele öffentliche Schulen des District of Columbia, darunter auch für farbige Schüler, Privatschulen und Colleges - insgesamt sind elf Schulgebäude von ihm bekannt, möglicherweise ist ihm ein weiteres zuzuschreiben. 

Bald bekam Cluss, allein oder mit anderen in Zusammenarbeit, den Zuschlag für viele der größten öffentlichen Gebäude Washingtons in den Jahren nach dem Bürgerkrieg. Er entwarf Kirchen, Markthallen, Regierungsgebäude, Versammlungs- und Veranstaltungshallen und Museen. Seine Karriere ähnelt in vielem derjenigen der prominenten französischen und deutschen Absolventen Polytechnischer Schulen, die lernten, Gebäude und öffentliche Anlagen zu errichten, deren Schönheit aus ihrer strukturellen Effizienz heraus abgeleitet war. 

Den Sozialismus seiner jungen Jahre übertrug Cluss auf seinen Beruf als Architekt und Ingenieur. Seine Gebäude dienten der Gemeinschaft und waren äußerst modern. Er war als Ingenieur und Architekt auf einzigartige Weise dazu qualifiziert, sich mit Fragen der Lebensqualität zu befassen. So erscheint es als Fortsetzung seiner sozialen Ideen, dass er zu Beginn seiner Karriere als Architekt zunächst eine Reihe öffentlicher Gebäude schuf. 

In seiner Zeit als selbständiger Architekt arbeitete Cluss mit verschiedenen Partnern zusammen. Nachdem die Verbindung mit Kammerhueber 1868 im Unfrieden auseinander gegangen war, führte Cluss sein Büro zunächst alleine bzw. mit wenigen Angestellten weiter, bis er sich 1877 mit dem Architekten Frederick Daniel zusammentat. Diese Kooperation zerbrach schon im darauffolgenden Jahr. Von 1879 bis 1889 bestand eine berufliche Partnerschaft mit dem Architekten Paul Schulze. 1867 trat Cluss dem amerikanischen Architektenverband AIA bei, von dem er 1890 in den Vorstand gewählt wurde. 

Cluss hatte im Jahr 1890 drei der vier Gebäude auf der Südseite der Mall entworfen, einschließlich des Smithsonian Arts and Industries Building (früher das National Museum), das einzige davon, das bis heute existiert.