Ehemaliges Patentbüro / Donald W. Reynolds Center for American Art and Portraiture

  • Old Patent Office Building, August 2010. Photo Credit: Goethe-Institut Washington/William Gilcher
    Old Patent Office Building, August 2010.
  • Innenraum Old Patent Office Building 2006. Photo Credit: Goethe-Institut Washington/William Gilcher
    Innenraum Old Patent Office Building 2006.
  • Innenraum Old Patent Office Building. Image Credit: Washingtoniana Division, Martin Luther King Library
    Innenraum Old Patent Office Building.
  • Old Patent Office Building, 1856. Image Credit: Washingtoniana Division, Martin Luther King Library
    Old Patent Office Building, 1856.
Als Carl Schurz unter Präsident Rutherford B. Hayes von 1877 bis 1881 das Amt des Innenministers bekleidete, befand sich sein Büro im Patentbürogebäude, welches den gesamten Komplex zwischen 7th und 9th Street sowie F und G Streets, NW, einnahm. Heute sind in dem Gebäude, welches in das Donald W. Reynolds Center for American Art and Portraiture umbenannt wurde, die National Portrait Gallery und das Smithsonian American Art Museum untergebracht.

1877, ungefähr zu Beginn von Schurz' Amtszeit, zerstörte ein Feuer das dritte Stockwerk und den Dachboden des West- und Nordflügels. Die Renovierungen wurden von zwei weiteren Deutsch-Amerikanern durchgeführt, Adolf Cluss und Paul Schulze. Sicherlich kannten sich Cluss und Schurz gut, da beide in der gescheiterten Revolution von 1848 in Deutschland aktiv waren und sich jeweils politisch engagierten und für die Zeitung schrieben.

Caspar Buberl, ein in Böhmen geborener Künstler, der vor allem für seine Arbeit am Pension-Gebäude bekannt ist, entwarf als Teil der Renovierungsarbeiten die Reliefplatten an der Nordseite (welche Allegorien für Feuer, Elektrizität, Magnetismus und Wasser darstellen) und an der Südseite (Landwirtschaft, Industrie und Innovation, Bergbau). In der "model hall" des Patentbürogebäudes sind Buberls Portraits von amerikanischen Erfindern (Franklin, Jefferson, Robert Fulton und Eli Whitney) zu sehen.
 

Adolf Cluss, Architect

geboren 1825 in Heilbronn
gestorben 1905 in Washington DC


Adolf Cluss entstammte einer Heilbronner Baumeisterfamilie. Geboren wurde er im Jahr 1825 in Heilbronn, 1905 verstarb er in Washington DC. Sein Vater errichtete den "Clussbau" in der Wilhelmstraße, der später als Wilhelmsbau bekannt wurde. Cluss verließ Heilbronn in jungen Jahren und ging als Zimmermannsgeselle auf Wanderschaft. 

In Brüssel lernte er Karl Marx kennen und schloss sich der beginnenden kommunistischen Bewegung an. Weitere Stationen seiner Wanderschaft waren Paris und Mainz, wo Adolf Cluss seit 1846 als Architekt an der Planung der Eisenbahnstrecke nach Ludwigshafen beteiligt war. Im Frühjahr 1848 war er in Mainz eine zentrale Figur in der Revolutionsbewegung, gehörte zu den Mitbegründern des Arbeitervereins und war dessen Sekretär. Doch schon im Sommer 1848 verließ er Deutschland und landete am 15. September 1848 mit dem Auswanderschiff "Zürich" in New York. 

Adolf Cluss arbeitete in den USA zunächst als Ingenieur - unter anderem bei der Marine -, später dann in Washington als Architekt. Seine Verbindung zur kommunistischen Bewegung brach er 1858 ab.

Im Alter von 39 Jahren eroberte Cluss die Architekturszene, als er mit seinem Partner, Josef Wildrich von Kammerhueber, einen Wettbewerb zur Planung einer neuen Grundschule gewann – die erste von acht innovativen Schulen, die die beiden entwarfen. Zwei dieser Gebäude überlebten: Die Franklin und die Sumner Schulen. Der Gebäudetypus, dem das besondere Interesse von Cluss galt, waren die Schulen. Er entwarf viele öffentliche Schulen des District of Columbia, darunter auch für farbige Schüler, Privatschulen und Colleges - insgesamt sind elf Schulgebäude von ihm bekannt, möglicherweise ist ihm ein weiteres zuzuschreiben. 

Bald bekam Cluss, allein oder mit anderen in Zusammenarbeit, den Zuschlag für viele der größten öffentlichen Gebäude Washingtons in den Jahren nach dem Bürgerkrieg. Er entwarf Kirchen, Markthallen, Regierungsgebäude, Versammlungs- und Veranstaltungshallen und Museen. Seine Karriere ähnelt in vielem derjenigen der prominenten französischen und deutschen Absolventen Polytechnischer Schulen, die lernten, Gebäude und öffentliche Anlagen zu errichten, deren Schönheit aus ihrer strukturellen Effizienz heraus abgeleitet war. 

Den Sozialismus seiner jungen Jahre übertrug Cluss auf seinen Beruf als Architekt und Ingenieur. Seine Gebäude dienten der Gemeinschaft und waren äußerst modern. Er war als Ingenieur und Architekt auf einzigartige Weise dazu qualifiziert, sich mit Fragen der Lebensqualität zu befassen. So erscheint es als Fortsetzung seiner sozialen Ideen, dass er zu Beginn seiner Karriere als Architekt zunächst eine Reihe öffentlicher Gebäude schuf. 

In seiner Zeit als selbständiger Architekt arbeitete Cluss mit verschiedenen Partnern zusammen. Nachdem die Verbindung mit Kammerhueber 1868 im Unfrieden auseinander gegangen war, führte Cluss sein Büro zunächst alleine bzw. mit wenigen Angestellten weiter, bis er sich 1877 mit dem Architekten Frederick Daniel zusammentat. Diese Kooperation zerbrach schon im darauffolgenden Jahr. Von 1879 bis 1889 bestand eine berufliche Partnerschaft mit dem Architekten Paul Schulze. 1867 trat Cluss dem amerikanischen Architektenverband AIA bei, von dem er 1890 in den Vorstand gewählt wurde. 

Cluss hatte im Jahr 1890 drei der vier Gebäude auf der Südseite der Mall entworfen, einschließlich des Smithsonian Arts and Industries Building (früher das National Museum), das einzige davon, das bis heute existiert.










 

Adolph Weinman, Bildhauer und Medallionhersteller

Adolph Weinman wurde in Karlsruhe geboren und kam 1880 als Zehnjähriger in die Vereinigten Staaten, wo er öffentliche Schulen in New York besuchte. Mit 15 Jahren absolvierte er eine Lehre als Bildhauer und besuchte abendliche Kunststunden an der Cooper Union, später dann bei der Art Students League. 

Der bekannte Bildhauer Augustus Saint-Gaudens wurde auf Weinmans Talent aufmerksam und lud ihn später ein, für ihn als Assistent zu arbeiten. Weinman war ebenfalls als Assistent für den deutsch-amerikanischen Bildhauer Charles Henry Niehaus tätig. Seine Arbeiten verzieren zahlreiche Gebäude in den ganzen USA. In New York zählen zu seinen bekanntesten Werken die Ziergiebel am Municipal Building (McKim, Mead und White, 1907-1914), Friese für die Außenwände der Morgan Library und die Türen aus Bronze an der American Academy und dem Institute of Arts and Letters.

Er war Mitglied der American Academy and Institute of Arts and Letters, der Architectural League of America, der National Academy of Design, der New York City Art Commission und der National Sculpture Society, wo er von 1927 bis 1930 als Präsident diente. Er starb 1952 in Port Chester, New York.

Weinmans Dokumente befinden sich in den Archives of American Art.



 

Caspar Buberl, Bildhauer

Caspar Buberl wurde 1834 in Königsberg a. d. Eger, Böhmen, geboren (heute Kynšperk nad Ohří, Tschechische Republik). Sein bekanntestes Werk in Washington ist das eindrucksvolle Terrakotta-Fries an den Außenwänden des Pension Gebäudes, das heutige National Building Museum, das Soldaten und Matrosen darstellt.

Buberl schuf außerdem weitere Skulpturen in Washington: "Columbia Protecting Science and Industry" (1881) über dem Eingang zur Seite der Mall des Smithsonian's Arts and Industries Building (ursprünglich gebaut als das United States National Museum) und die Reliefplatten und Rundporträts in der „model hall“ des gebäudes (welches heute das Smithsonian American Art Museum und die National Portrait Gallery beherbergt). 

Buberl entwarf ebenfalls zahlreiche Denkmäler des Bürgerkriegs, die sich in Hartford, Connecticut, Buffalo, New York, Richmond, Virginia und in Mobile, Alabama, befinden. Einige seiner Denkmäler (für die New York Battaillone) sind im Gettysburg National Military Park zu sehen.