Ludwig Mies van der Rohes McCormick House in Elmhurst, Illinois
Zwei Erfahrungsberichte über das Gefühl, mit und in Bauhaus-Architektur zu Leben
Das McCormick House in Elmhurst, Illinois ist ein 1952 von Ludwig Mies van der Rohe, dem letzten Direktor der Bauhaus-Schule, entworfenes Einfamilienhaus. Es ist eines von nur drei Privathäusern, die Mies in den USA gebaut und entworfen hat. John McKinnon, Direktor des Elmhurst Art Museum und die Künstlerin Claudia Weber geben einen unmittelbaren Einblick vom tagtäglichen Leben mit und in diesem Gebäude.
John McKinnon über die Erhaltung des McCormick House
Als Direktor des Elmhurst Art Museum erlebte ich Herausforderungen und Erfolge, wenn es um das von Ludwig Mies van der Rohe entworfene McCormick House ging. Dieser wenig bekannte Prototyp eines Fertighauses ist eines von nur drei Einfamilienhäusern, die der berühmte Architekt in den USA entwarf, und es bringt eine ganz eigene Komplexität und Geschichte mit sich. Das Museum kaufte das McCormick House 1991 zur Verankerung des neuen Kunstmuseums. Das Haus wurde 1994 von seinem ursprünglichen Standort hierher versetzt, als erstes Gebäude auf dem Campus des Museums. Technik wie Telefonleitungen, und Wasserrohre wurden vom neuen Museumsgebäude, das 1997 fertiggestellt wurde, direkt in das McCormick House verlegt – das McCormick House war so nicht mehr als eigenständiges Haus zu erkennen. Ich half dem Museum dabei, das McCormick House wieder vom Museumshauptgebäude zu trennen. Diese Restaurierungsmaßnahme legte die komplette Fassade und Mies’ Originalentwürfe frei, zum ersten Mal seit 35 Jahren. Eine der größten Herausforderungen dabei war, den Menschen eine Vorstellung davon zu geben, wie das Gebäude nach der Teilung aussehen würde. Die Beschaffung von finanziellen Mitteln war in diesem Rahmen besonders schwierig, da hier zwei Gebäude nahtlos ineinander übergingen und das McCormick House dadurch verdeckt wurde. Ich habe verschiedene Strategien ausprobiert – und die beste war, den Besucherinnen und Besuchern aufzuzeigen, wo die einzelnen Gebäude anfangen und aufhören. Es hat funktioniert, doch einige Kollegen mokierten sich darüber, dass ich mit einem Stück Klebeband auf dem Boden Gelder eingeworben habe. Seit der Trennung der Häuser kann man unter dem Carport hindurchgehen und eine neue Tür durchschreiten – das ist in vielerlei Hinsicht symbolisch und erlaubt es, das McCormick House besser zu erfahren. Ich hoffe, es gibt unseren Besucherinnen und Besuchern eine Vorstellung davon, was im Innern des Hauses möglich wäre im Hinblick auf eine Restaurierung. Die Trennung der Gebäude und die Restaurierungsmaßnahmen gaben dem Gebäude mehr Sichtbarkeit und eröffneten mehr Möglichkeiten der Programmgestaltung für uns. Als einziges Zentrum für zeitgenössische Kunst in den USA, das ein von Ludwig Mies van der Rohe entworfenes Haus betreut, hat das Museum eine einzigartige Verantwortung und Chance. Alle unsere wechselnden Ausstellungen, Vorträge und anderen Programme beziehen sich auf das Erbe des Hauses und bilden dabei im Laufe der Zeit ein komplexes Narrativ. Es gibt nicht nur eine Geschichte des McCormick House, es gibt viele.John McKinnon wurde 2017 zum Direktor des Elmhurst Art Museum ernannt. Kürzlich betreute er die Instandsetzung des McCormick House von Mies van der Rohe sowie eine Erweiterung des Museumsprogramms. Derzeit ist er Mitglied der City of Elmhurst Public Arts Commission und des Arts DuPage Advisory Committee. In früheren Positionen war er unter anderem Programmdirektor der Society for Contemporary Art am Art Institute of Chicago sowie kuratorischer Mitarbeiter für Moderne und Zeitgenössische Kunst im Milwaukee Art Museum.
Claudia Weber über den Wiedereinzug in ein Museum
Von Februar bis April 2019 bewohnte ich in einen der Flügel des McCormick Houses von Mies van der Rohe – und stellte für einige Zeit seine heutige Rolle als Museum in Frage, indem ich dort einzog und es tatsächlich als Zuhause nutzte. Da das Haus weder eine Küche noch ein funktionstüchtiges Badezimmer hatte, erweiterte ich als ersten Schritt die Wohnfläche des Hauses auf das Bildungszentrum des Elmhurst Art Museum und das YMCA, um einigermaßen annehmbare Lebensbedingungen zu schaffen.In ihrer künstlerischen Praxis setzt sich Claudia Weber mit der wechselseitigen Beziehung zwischen der gebauten Umgebung und dem Status Quo auseinander. Als Teil ihres konzeptuellen und ortsbezogenen Ansatzes arbeitet sie dabei abwechselnd mit Fotografie, Skulptur, und/oder Text. Webers Arbeiten wurden international ausgestellt, darunter auch in Mies van der Rohes McCormick House/EAM, Elmhurst; Lehmann Maupin Gallery, Thierry Goldberg und White Columns (alle New York). CAC Bretigny (Frankreich); und Kunstraum Kreuzberg / Bethanien, Berlin. Sie war Empfängerin des einjährigen Kulturaustauschstipendiums New York des Landes Berlin, ein Reise- und Studienstipendium der Jerome Foundation und ist 2019 Stipendiatin der Pollock-Krasner Foundation, New York. Weber hat außerdem an zahlreichen Residenzprogrammen teilgenommen, darunter McDowell Colony, Peterborough (NH) sowie die Workspace Residenz des Lower Manhattan Cultural Council, New York. As Gründungsherausgeberin von Plot.online bringt sie kritische Denker verschiedener Disziplinen zusammen, um sich mit den narrativen Netzwerken von Bildern zu befassen.