Anmerkungen über Erinnerungsarbeit in drei Teilen
Träume von architektonischen Utopien

Wand der Helden, Postman's Park, London
Wand der Helden, Postman's Park, London | Foto: Iridiscent auf Wikimedia Commons, lizensiert via CC BY-SA 3.0

Von Ada Pinkston

Teil I: Vergangenheit

Stein, Bronze, Gips, Marmor, Zement, Stahl.

Denkmäler sind oft groß, Unheil verkündend und blicken mit ehrfurchtgebietenden Augen über die Betrachter*innen hinweg. Die Betrachter*innen sind überwältigt, von der Form des Monuments vollständig umgeben und eingeschlossen. Das heißt, wenn sie sich die Mühe machen, stehenzubleiben und es anzusehen.

In den Vereinigten Staaten wurde der Großteil der Konföderierten-Statuen Jahrzehnte nach dem Ende des Bürgerkriegs errichtet. Tatsächlich erlebten sie ihre Blüte zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als die Jim-Crow-Gesetze (Anm.: Eine Reihe von Gesetzen, die Schwarze in den Südstaaten der USA benachteiligten und bis Mitte der 1960er Jahre in Kraft waren) und andere rassistische Praktiken sich USA weit verfestigten.

Laut Angaben des Southern Poverty Law Center gibt es mehr als 1.700 Symbole der Konföderation in öffentlichen Räumen. Seit dem Massaker in Charleston im Jahr 2015 sind zum jetzigen Zeitpunkt über 100 Konföderierten-Symbole entfernt worden – das beinhaltet 49 Denkmäler, vier Flaggen sowie die Umbenennung von 36 Schulen, sieben Parks, drei Gebäuden und neun Straßen.

Martin Luther King hatte einen vielzitierten Traum. Doch wenn wir seine Theorien über Menschlichkeit und Gerechtigkeit genauer lesen, erkennen wir, dass sein Traum noch immer nicht wahr geworden ist.

Teil II: Gegenwart

Die sozialen Architekturen der weißen Vorherrschaft spiegeln sich in den physischen Architekturen der Denkmäler wider, die noch immer in den Vereinigten Staaten stehen.

Ich rief das Projekt LandMarked 2016 ins Leben, nachdem ich längere Zeit in Mississippi verbracht und einen kranken Verwandten besucht hatte. Mein Aufenthalt in Mississippi erinnerte mich an die Ironie des Landes, in dem ich geboren wurde und aufgewachsen bin. In ländlichen Regionen und benachteiligten Großstadtvierteln gibt es noch immer keinen angemessenen und erschwinglichen Zugang zu Gesundheitsversorgung, Lebensmitteln oder Bildung. Dennoch blieben die Konföderierten-Denkmäler 2016, inmitten dieser Architektur der Unterdrückung, unversehrt und in tadellosem Zustand.

LandMarked ergründet die architektonischen Objekte, die wir Monumente nennen. Es ist ein dreiteiliges Projekt, das aus Workshops, öffentlichen Performances und einer Zukunftsvision besteht, die Denkmäler im öffentlichen Raum demokratisieren will – etwa durch Crowdsourcing von Erinnerungsobjekten und den Einsatz von 3D-Drucktechniken. Als ich dieses Projekt initiierte, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich erleben würde, wie die Bedeutungsträger der Unterdrückung mit einer so rasanten Geschwindigkeit wie heute fallen.

Wir stehen an einem Wendepunkt: Die Konföderierten-Denkmäler werden demontiert, entweder durch Massenagitation auf den Straßen oder durch politische Beschlüsse. Die Flagge des Bundesstaates Mississippi trägt keine Konföderierten-Ikonografie mehr. Schulbehörden in vielen Bundesstaaten haben sich in den letzten sechs Monaten entschieden, mindestens 39 Schulen umzubenennen. Die Führungsetage im Pentagon denkt darüber nach, Konföderierten-Symbole von Militärstützpunkten zu entfernen.

Mein Traum war es, an die Orte zu reisen, an denen die Konföderierten-Monumente früher standen und dort Workshops und eine Reihe öffentlicher Performances zu geben. Doch in Anbetracht der derzeitigen Polarisierung (und der Tatsache, dass eine meiner virtuellen Performances am Juneteenth von einem Rassisten gehackt wurde) habe ich mich entschlossen, mit der Verwirklichung dieses Traumes zu warten.

Teil III: Zukunft

Es existieren zahlreiche verwaiste Orte, an denen sich die Relikte des Rassismus einst befanden. Aber was sollen wir mit diesen leeren Orten nun anfangen? Wie eröffnen wir Räume für neue Erinnerungen? Müssen wir Raum für eine neue Architektur schaffen, die nicht das Narrativ und nicht die Stimmen der Machthabenden in den Mittelpunkt stellt?

Wie setzen wir Technik zur Demokratisierung öffentlicher Räume ein, ohne die Ästhetik des Faschismus wiederauferstehen zu lassen? Was sind die Ästhetiken der Wahrheit? Derzeit gibt es keine Utopien. Ich weiß nicht so recht, ob es jemals welche geben wird. Doch ich bin hoffnungsvoll, dass ich als Künstlerin, die Teil dieser neuen Bewegung der Erinnerungsarbeit ist, gemeinsam mit anderen diesem Traum näherkommen kann.

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