Birgit Weyhe
Inspiration, Protest und Picture Politics
Mit Madgermanes hat Birgit Weyhe deutsch-afrikanische Historie aufgearbeitet – und in gewisser Weise auch einen Teil ihrer persönlichen Geschichte.
„Woraus speist sich Erinnerung?“ Mit dieser Frage beginnt Birgit Weyhes Comic-Buch Madgermanes, drei fiktive Geschichten, die sich jedoch an realen Ereignissen inspirieren. Sie setzen sich zusammen aus Momenten gelebten Lebens, aus Erinnerungen, die Birgit Weyhe zu einer Art gezeichneter Dokumentation verdichtet hat, erzählt im Stil eines Tagebuchs.
Madgermanes nennen sich in Mosambik diejenigen, die Ende der Siebziger als Vertragsarbeiter ins sozialistische Bruderland DDR kamen, wohl um die 20.000 Menschen. Mit dem Zusammenbruch der DDR erlosch ihre Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Die meisten gingen zurück in die Armut des inzwischen vom Bürgerkrieg verwüsteten Mosambik, wo ihnen ihre Berufe nichts nützen und sie bis heute auf einen Teil ihrer Löhne warten.
Birgit Weyhe, selbst in Uganda und Kenia aufgewachsen, hat über Jahre hinweg mit Madgermanes gesprochen und dieses Kapitel auch unserer Geschichte in ihrem aktuellen Buch fulminant ausgeleuchtet. Sie erhielt dafür 2016 den renommierten Max und Moritz Preis.
Anlässlich der Frankfurter Buchmesse 2017 beantwortete sie im Comic-Interview Fragen zu ihrer Arbeit und zu Frankreich, dem Gastland der Buchmesse 2019.
Inspirationsquellen
Woher bekommen Sie die Inspiration für Ihre Comics?Picture Politics
Ebenfalls im Jahr 2017 war Birgit Weyhe unter den Künstlerinnen und Künstlern, die sich an dem Projekt des Goethe-Instituts Picture Politics beteiligten. In Hasan und Hans geht es um zwei junge Menschen, die zwar zur gleichen Zeit geboren wurden, allerdings in verschiedenen Teilen der Welt und unter verschiedenen Umständen.Während Hasan in Afghanistan unermüdlich mit den sich ständig ändernden politischen Herausforderungen zu kämpfen hat und unnachgiebig nach Lösungen sucht, strauchelt Hans, trotz der wesentlich geringeren Hindernisse, mit denen er zu kämpfen hat. Sie stellt die Frage, was und wer über unseren Lebensweg entscheidet, und warum der Zufallsfaktor Nationalität der entscheidende Maßstab sein sollte. Sie kommt zu dem Schluss, dass nur wenn die Überzeugung herrscht, dass alle Menschen gleichwertige Individuen sind, ohne sie in nationale, religiöse oder rassistische Kategorien einzuteilen, ein Zusammenleben ohne Angst und Gewalt möglich sein wird.
Birgit Weyhe
Birgit Weyhe wuchs in Kenia und Uganda auf. Nach dem Abitur kehrte sie nach Deutschland zurück. Sie studierte Geschichte und Literaturwissenschaft, später Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg.
Birgit Weyhe wurde 1969 in München geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit in Ostafrika und studierte Literatur und Geschichte in Konstanz und Hamburg. 1997 erhielt sie ihren Magister Artium.
An der Hamburger Universität für Angewandte Wissenschaften begann sie 2002 ihr Studium der Illustration. Seit ihrem Diplom zu autobiographischem Erzählen im Comic, arbeitet sie als freie Illustratorin und Comic-Zeichnerin. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt und in verschiedensten internationalen Magazinen und Anthologien veröffentlicht.
Im Auftrag des Goethe-Instituts hat sie in mehreren Ländern Vorträge und Workshops gehalten und an einem Künstleraustausch in Sao Paulo und Helsinki teilgenommen. Seit 2012 unterrichtet sie als Gastdozentin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Sie lebt mit ihren beiden Töchtern und ihrem Partner in Hamburg.