Seit 1974 sind sie nicht mehr aus dem Angebot der Supermärkte, Tankstellen und Kioske wegzudenken: die Kinder-Überraschungseier. Im Volksmund kurz „Ü-Ei“ genannt, faszinieren die mit Spielzeug gefüllten Schokoladeneier Menschen nahezu überall auf der Welt.
Von Sarah Klein
Seit über 50 Jahren rüttelt und schüttelt nahezu die ganze Welt die mit Spielzeug gefüllten Schokoladeneier, kurz „Ü-Ei“ genannt. Ein Anlass, auf ihre lange Geschichte zurückzublicken.
Der Erfinder
Jede*r kennt wohl die Überraschungseier, die Kinderriegel und die Nutella-Schokocreme der Firma Ferrero – aber wer steckt eigentlich dahinter? Als Michele Ferrero die Firma seiner Eltern übernahm, kannte man Ferrero allenfalls im Heimatland Italien. Michele Ferrero weitete die Produktlinien und Produktionsstätten auf andere Länder aus, und Ferrero stieg zu einer globalen Marke auf. Der „Schokoladenkönig“ galt zeitweise als reichster Süßwarenhersteller der Welt. Und das Ü-Ei? Geht auch auf eine seiner Ideen zurück.
Ostern braucht Eier. Schokoladeneier.
Die ersten Überraschungseier wurden 1974 zu Ostern auf den Markt gebracht. Klar, Ostern braucht Eier. Ganz neu war die Idee, kleine Gimmicks mit den Süßwarenprodukten zu verkaufen, nicht: Bereits zuvor hatte Ferrero in Deutschland Nutella mit kleinen Beigaben in die Läden gebracht, allerdings lange nicht so erfolgreich. Das Ü-Ei wurde zum Kassenschlager und blieb im Sortiment. Übrigens wurde es anfangs noch mit Kleinspielzeug gefüllt, wie man es damals auch an Kaugummi-Automaten ziehen konnte. Heute gibt es zu Ostern und Weihnachten Sondereditionen, wie hier im Bild die Schokohasen mit eingebautem Ü-Ei.
Was ist drin im Ei?
Von den ursprünglichen Beigaben hat man sich schnell gelöst und eigene Ferrero-Gimmicks entwickelt. Die in den hohlen Schokoladeneiern versteckten gelben Kapseln enthalten entweder einen kleinen Bastelsatz oder Figürchen.
Beliebter als Superman
Die bunten Hartplastikfigürchen sind seit Beginn der 1980er-Jahre fester Bestandteil der Ü-Eier-Serien. Den Anfang machten 1981 die Schlümpfe. Seitdem sind unzählige Figurenreihen erschienen, oft auch in Kooperation wie zum Beispiel mit Walt Disney. Es gab Barbie, Pumuckl oder Superhelden-Editionen, aber zu den beliebtesten zählten diese hier: die Happy Hippos.
Sammler*innen-objekte
Sammler*innen und Liebhaber*innen gibt es ja bekanntlich für alles, so auch beim Ü-Ei. Wer im Keller noch alte Schlumpf-Figuren hat, kann sich glücklich schätzen – für den Nachtwächter-Schlumpf zahlen manche Sammler*innen bis zu 12.000 Euro. Ja, richtig gelesen. Auch andere Figuren können den Kontostand schlagartig verbessern – ein Durchforsten der alten Erinnerungsboxen kann also durchaus lohnend sein. Wer plötzlich seine Sammelleidenschaft entdeckt, sei gewarnt – es gibt ganze Fälscherbanden, die auf dem florierenden Markt gefälschte Figuren anbieten.
In jedem siebten Ei …
… ist eine Figur dabei – so verspricht es zumindest der Werbeslogan, der zu einer wahren Schüttelmanie beitrug: Bis heute gibt es (insbesondere bei jenen, die der Sammelleidenschaft frönen), die Angewohnheit, ein Ei vor Kauf erstmal zu schütteln, um anhand des Klanges oder des Gewichts schon vorher auszumachen, ob sich ein Figürchen im Ei befindet oder nicht.
Alternative Füllungen
Aber die Ü-Eier eignen sich nicht nur zum Vertrieb von „Spiel, Spaß und Schokolade“, sondern auch zum Schmuggeln: Kriminelle haben beizeiten das Potenzial der Kapseln entdeckt. So ging den Zollbeamt*innen in Berlin 2012 ein großer Fisch ins Netz, als Zigarettenschmuggler*innen Geld in Ü-Eiern transportieren wollten.
Das Ü-Ei, fast überall auf der Welt daheim
Während Kinder in weiten Teilen der Erde den Ü-Eiern frönen dürfen, und diese auch entsprechend beworben werden (hier der „Kinder-Weihnachtszug“ im ukrainischen Kyiv), gibt es einige Ausnahmen: In den USA sind die Ü-Eier aufgrund einer Regelung verboten. Die Regelung untersagt, Spielzeug in Süßwaren anzubieten. Und auch Chile hat die Ü-Eier 2016 auf die Verbotsliste gesetzt – zum Schutz und zur Vermeidung von Übergewicht bei Kindern. Die Eier regten zu sehr zum Kauf und Verzehr ungesunder Lebensmittel an, so die Behörden.
Vielen Dank für die Blumen
Übrigens: Als Geschenk eignen sich Ü-Eier nicht nur für Kinder, und Ideen für eigene Geschenk-Kreationen bietet die Onlinewelt zuhauf. Wem der übliche Blumenstrauß als Mitbringsel zu fad ist, kann auch mal zum bunten Eierstrauß greifen. Wir empfehlen allerdings, den Strauß vorher nicht zu schütteln.