819-821 Seventh St. NW
Deutsche Spuren in Washington

  • 819-821 Seventh Street NW, 2010. Photo: Goethe-Institut Washington/William Gilcher

    819-821 Seventh Street NW, 2010.

  • 819-821 Seventh Street NW, 2000. Photo: Goethe-Institut Washington/William Gilcher

Dieses aufwendig verzierte Gebäude im neuromanischen Stil wurde von dem deutsch-amerikanischen Architekten Julius Germuiller entworfen, der in der Nachbarschaft geboren wurde. Es wurde 1891 für das irisch-amerikanische Unternehmen Grogan’s Furniture Store gebaut. Das Gebäude wurde restauriert und ist heute noch voll belegt. Verblichene Schriftzüge von Grogan’s sind an den Nord- und Südwänden des Gebäudes noch sichtbar.

 

Julius Germuiller, Architekt

Der Architekt Julius Germuiller (ursprünglich Germüller) wurde 1859 in Washington geboren und starb hier im Jahre 1929. Zum Zeitpunkt seines Todes war er Bewohner des Little Sisters of the Poor Home in der H Street NE. Sein Vater, Francis Germuiller, emigrierte 1850 von Bayern nach Washington und besaß eine Sattlerei in der 7th Street 741, NW. Die Familie Germuiller liegt auf dem Friedhof St. Mary's Catholic Cemetery, Washington, DC, begraben.

Germuiller wurde erstmals 1879 im Washington City Directory als Architekt aufgeführt, im Alter von nur 20 Jahren. Er arbeitete bis Mitte der 1920er. Seine verschiedenen Büros, in der 7th Street 513, NW, E Street 615, NW, Louisiana Avenue 456, NW und  6th Street 402, NW, wurden allesamt abgerissen.

Germuillers Arbeit beschränkte sich weitgehend auf Wohngebäude. Zwischen 1879 und 1923 entwarf er über 300 Häuser, die in jedem der Washingtoner Quadranten errichtet wurden – und ebenfalls in Georgetown, Mount Pleasant, Bloomingdale und Brightwood Park, sowohl für die individuellen Besitzer als auch für Spekulanten.

Die meisten von Germuiller entworfenen Gebäude im näheren Nordwestgebiet, in Swampoodle und in den Northern Liberties wurden, ebenso wie die Gebäude im Südwesten, zerstört. Die größte noch erhaltene Gebäudegruppe von Germuiller steht auf dem Capitol Hill, vor allem Richtung Nordosten. Ein paar davon gibt es auch noch in Georgetown und nahe den Dupont, Logan und Washington Circles. Viele der Häuser in Brightwood Park und Bloomingdale existieren ebenfalls noch. Eine kleine, von ihm entworfene Kirche in Brightwood Park wurde allerdings um 1950 abgerissen. Einige wenige, kleine Geschäftsgebäude können noch immer an der Ecke D und H Streets, NE, gefunden werden. Ein kleines Kaufhaus an der südöstlichen Ecke der 8th und I Streets, SE, ist ebenso wie ein kleineres Apartmenthaus in der K Street 462, NW, übrig geblieben. Das Haus, welches Germuiller in der I Street 611, NW, für seinen Vater entwarf, wurde ebenso wie sein eigenes Haus in der Florida Avenue 122 abgerissen.

Julius Germuillers Gebäude heben sich durch die in Form gegossenen oder in Stein gemeißelten Verzierungen heraus. Viele seiner Gebäude haben Schieferdächer; die meisten sind aus Backstein, wenn auch einige eine Kombination aus Backstein und Stein aufweisen. Die Fassade eines der Häuser auf der N Street in Georgetown wurde komplett aus Stein gebaut. Eine ungewöhnliche Eigenschaft einiger seiner halb frei stehenden Häuser in Brightwood Park sind die Walmdächer, eine Dachform, die nach dem Bürgerkrieg in der Washingtoner Architektur nur noch selten gesehen wurde. Germuiller hatte einigen Erfolg mit Häusern, die er für ungewöhnlich geformte Ecklagen entwarf – er nutzte Erker, runde und manchmal oktagonale, um die größtmögliche Nutzung des Platzes zu erreichen. Er war einer der ersten Architekten in Washington, der den Erker für Reihenhäuser entwarf.

Die meisten der fürs Spekulationsgeschäft entworfenen Häuser entstanden im Auftrag von Diller Groff und beschränkten sich auf bescheidene zwei– oder dreistöckige Reihenhäuser mit Fensterfront. Sogar jene weisen mehr als nur durchschnittliche architektonische Details auf. Die wahrscheinlich beeindruckendste Reihe noch erhaltener Gebäude, die für Groff gebaut wurden, stehen an der Südseite der sich über 600 Blocks erstreckenden Maryland Avenue NE.

Für "Traceries"
von Hazel P. Kreinheder verfasst
15. Mai 1979




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