Ludwig Mies van der Rohe, Architekt
Geboren 1886 in Aachen, arbeitete Ludwig Mies van der Rohe im Steinhau-Geschäft der Familie, bevor er seine Karriere als Architekt begann. Mies, so nannten ihn seine Freunde, identifizierte sich schnell mit dem russischen Konstruktivismus und der holländischen De Stijl-Gruppe. Er unternahm seine ersten Schritte in die moderne Richtung, als er bei einem Wettbewerb 1921 das Modell für das in Facetten vollverglaste
Friedrichstraße Hochhaus vorstellte.
Das
Weissenhof Project von 1929, eine Modellhauskolonie in Stuttgart, welche 21 Gebäude umfasst und von sechzehn europäischen Architekten entworfen wurde, ist ein hervorragendes Beispiel für van der Rohes außergewöhnliche Qualitäten als künstlerischer Direktor. 1929 konstruierte Mies van der Rohe eines seiner europäischen Meisterwerke: Das temporäre German Pavilion für die Expo in Barcelona. In demselben Jahr wurde er Direktor der langsam stagnierenden Bauhaus-Schule, die zu der Zeit in Dessau ihren Sitz hatte. 1932 zog die von der Regierung finanzierte Institution nach Berlin, wo sie schließlich unter dem Druck der Nationalsozialisten schließen musste.
Im Jahr 1937 sah van der Rohe in seiner Heimat keine Zukunft mehr für sich und zog nach Chicago. In der amerikanischen Architekturbranche war er kein Neuankömmling. Die erste Architekturausstellung am MoMA 1932 zeigte auch mehrere seiner Projekte. Mies van der Rohe wurde Direktor der Fakultät für Architektur am Chicago's Armour Institute of Technology und entwarf einen neuen Campus.
Mit seiner Entscheidung 1944, amerikanischer Staatsbürger zu werden, war der Bruch mit Deutschland endgültig besiegelt. In seiner sogenannten „amerikanischen Phase“ baute van der Rohe zahlreiche Gebäude in Chicago (zum Beispiel die
Crown Hall am College of Architecture, das
Farnsworth House und das
Chicago Federal Center), in New York (das Seagram Building) und in Washington (Martin Luther King Jr. Memorial Library). All diese Gebäude folgten dem Konzept der “Haut und Knochen”-Architektur mit minimalen Rahmenstrukturen und viel freiem, offenem Raum.
Trotz all der Jahre, die er in den USA verbracht hat, kulminierte van der Rohes Karriere in seiner Heimat. Die Neue Nationalgalerie in Berlin war Mies van der Rohes letzte Arbeit. Er kehrte mehrere Male während der Bauphase nach Berlin zurück, konnte aber die Eröffnung im Jahr 1968 nicht mehr besuchen. Ludwig Mies van der Rohe starb 1969 in Chicago.