New York, 1969. Dragqueens, Transvestiten, Schwule und Lesben, darunter viele Schwarze, Latinx und obdachlose Jugendliche. Das Stonewall Inn. Razzia in der Szene-Bar, doch dieses Mal widersetzt sich die bunte Community der Polizeiwillkür.
Tagelang dauern die Kämpfe um das Stonewall Inn. Die Presse berichtet von den gewalttätigen Unruhen auf der Christopher Street. Es ist nicht der erste Aufstand der Community, aber er wird zum Fanal, zum Ausgangspunkt einer Bewegung, die sich von hier aus in alle Erdteile ausbreitet. Und die zunehmend Widerstand leistet gegen die Diskriminierung von Menschen, die sich nicht herrschenden Gendernormen unterwerfen wollen. Am Christopher Street Day erinnert die Queer-Community jedes Jahr an diese Revolte. Mutig und selbstbewusst fordert sie in vielen Metropolen auf Gay Prides die Freiheit, jede*n auf die eigene bevorzugte Weise leben und begehren zu lassen.
Von der Schwulen- und Lesbenbewegung zur Gendervielfalt
Verschaffte sich zunächst die Schwulen- und Lesbenbewegung mehr und mehr Sichtbarkeit, bezeichnet der Begriff „queer“ inzwischen die gesamte Vielfalt von Genderidentitäten und ‑lebensformen. In vielen Ländern schützen heute Gesetze die Rechte gesellschaftlicher Minderheiten und ermöglichen mehr und mehr Menschen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. So ist Queerness vielerorts zumindest rechtlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Doch es gibt weiterhin massiven Widerstand gegen nicht-heteronorme Lebenskonzepte.
Gerechtigkeit für alle
Das Goethe-Institut sieht sich der Freiheit und Gleichberechtigung verpflichtet. Themen wie Zensur, Rassismus, Gewalt, Religion, Bildung, Armut, Krieg, Flucht, Ausbeutung, Fake-News, #MeToo-Debatte oder Queer benötigen öffentliche Diskussion. In vielen Staaten der Welt sind queere Menschen weiterhin alltäglicher Diskriminierung, Bedrohung und Verfolgung ausgesetzt. In Deutschland wurde der Paragraph 175 des Strafgesetzbuches erst 1994 abgeschafft. In der Zeit des Deutschen Kaiserreichs formuliert, brachte er während des Nationalsozialismus Zehntausende in Gefängnisse und Konzentrationslager. Auch in der Bundesrepublik begründete er vor allem in den 50er- und 60er-Jahren mehr als 50.000 Urteile zu teilweise langen Haftstrafen. Die Rehabilitierung der meisten Nachkriegsopfer erfolgte erst 2017.
Stonewall 5.0: Ein halbes Jahrhundert Queer-Geschichte
Die Goethe-Institute in Nordamerika nehmen gemeinsam mit dem Schwulen Museum Berlin und der Bundeszentrale für politische Bildung den 50. Jahrestag der Stonewall-Revolte zum Anlass, den aktuellen Stand der gesellschaftlichen Entwicklung zu Gendervielfalt zu erkunden. Sie erzählen die Geschichte der queeren Bewegungen in West- und Ostdeutschland mit einem besonderen Fokus auf den transatlantischen Austausch als „Regenbogen-Freundschaft“ mit Nordamerika: damals, heute und mit Blick auf die Zukunft. Ausstellungen, Gesprächsrunden, persönliche Erinnerungen, Filme und Unterrichtsmaterialien reflektieren die kulturelle, politische und soziale Entwicklung des Queer Movement.