Danny Eickemeyer
Warum haben Sie sich damals entschlossen an einem GAPP Austausch teilzunehmen?
Meine ehemalige Schule hat diverse Schüleraustauschprogramme angeboten. Die USA waren damals für mich ein Sehnsuchtsland. Ich war immer interessiert an amerikanischer Geschichte und ich war ein ausgeprägter Film- und Kinofan.
Der vierwöchige Austausch fand im Frühjahr 1995 an der Palisades High School in Kintnersville, Bucks County, Pennsylvania, statt, einem Vorort von Philadelphia. Im Sommer 1995 sind dann die amerikanischen Austauschstudenten ans Fichte-Gymnasium in Krefeld gekommen.
Welche Erwartungen hatten Sie vor der Reise?
Es war mein erster Flug und ich war sehr nervös, obwohl wir uns in der Schule bereits ein Jahr vorher auf den Austausch vorbereitet hatten. Auf dem Dachboden meiner Eltern liegen noch die ganzen GAPP-Vorbereitungsunterlagen.
Am Ende aber wurden meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Ich habe die Amerikaner als sehr, sehr herzlich wahrgenommen. GAPP hat nicht nur meine Fähigkeiten im interkulturellen Austausch sondern auch im interkulturellen Verständnis weiterentwickelt. Ich habe immer noch ein Bild von unserem GAPP-Ausflug ins Pennsylvania State Capitol in Harrisburg und eines mit meiner Gastfamilie auf meinem Schreibtisch stehen.
Erzählen Sie uns von Ihrer Gastfamilie?
Meine Gastfamilie war absolut großartig! Sie bestand aus einem Hund, zwei Katzen, vier Kindern, einer Großmutter und natürlich den Eltern. Alle lebten in einem großen Haus im Wald mit einem Weiher. Die drei Tiere lagen meistens morgen bei mir im Bett. Ich wurde komplett integriert. Da meine Gastfamilie wusste, wie sehr mich der „Civil War“ interessierte, schenkten Sie mir Fachliteratur zu dem Thema und organisierten einen Ausflug nach Gettysburg.
Als die Verabschiedung am Ende des Austauschs in der High School stattfand, habe ich Rotz und Wasser geheult. Ich war anfänglich auch sehr verwundert, dass mein Austauschvater nicht anwesend war. Er hatte irgendwann mal mitbekommen, dass ich noch nie in meinem Leben einen Burrito gegessen hatte. Deshalb ist er an unserem letzten Tag von der Arbeit direkt zum Flughafen gefahren und hat mir dort vor meinem Abflug noch einen Burrito gebracht. Das werde ich nie vergessen. Fünf Jahre später, im Jahr 2000, habe ich meine Gastfamilie nochmal besucht.
In der Region Philadelphia gibt es viele deutsche Wurzeln…
Das habe ich gemerkt. Es gibt es sehr viele deutschstämmige Familien und historische Gebäude, was man oft an den Namen erkennt.
13 Krefelder Familien sind als eine der ersten Deutschen 1683 in die USA ausgewandert und haben dort German Town, mittlerweile ein Ortsteil von Philadelphia, gegründet. Ich habe damals meinen Nachnamen Eickemeyer in dem Einwanderungsverzeichnis von Ellis Island gefunden; Personen, die vor etwa 200 Jahren in die USA ausgewandert sind. Da der Nachname eher selten ist, sind das wahrscheinlich entfernte Verwandte von mir gewesen.
Wie empfanden Sie den Unterricht in den USA?
Ich habe den Unterricht in den USA sehr anders wahrgenommen. Ich war damals überrascht, dass Fächer in mehrere einzelne Module aufgeteilt wurden. Zum Beispiel gab es nicht nur das Fach Geschichte, man konnte zudem verschiedene Vertiefungen belegen, zum Beispiel „European History in the 19th Century“ oder „Westerm Civilisations“. Ich hatte u.a. auch an einem Kurs in „Englischer Literatur“ teilgenommen, in dem wir Shakespeare durchgenommen haben. Jeder Schüler hatte durch die Auswahlmöglichkeiten unterschiedlicher Kurse einen anderen Stundenplan als seine Mitschüler. Das kannte ich so aus der Mittelstufe in Deutschland nicht. Sehr spannend fand ich auch den Deutschunterricht, in dem ich die beiden Deutschlehrerinnen, Judy Greenhalgh und Carol Harder, unterstützte und eigenständig Gruppen mit amerikanischen Schüler*innen betreute.
Wie hat Sie der Austausch auf Ihrem zukünftigen Lebensweg beeinflusst?
Ich habe 18 Jahre meines Leben in der Film- und Kinobranche gearbeitet, darunter unter anderem elf Jahre lang für ein großes amerikanisches Produktionsstudio. Meine Erfahrung in den USA, der gelebte Alltag in einer amerikanischen Familie und die sozialen Interaktionen während des Austauschs haben mir später als Angestellter in einem amerikanischen Unternehmen sehr geholfen. Ich hatte das Gefühl, Entscheidungen, die in dem Hauptsitz in Los Angeles getroffen wurden, besser nachvollziehen zu können.
Wie hat Ihren amerikanischen Austauschpartnern der Deutschlandaufenthalt gefallen?
Die amerikanischen Schüler, die im Sommer 1995 Krefeld besuchten, genossen ihre Unabhängigkeit sehr. Durch das gute Netz an öffentlicher Infrastruktur waren sie von den Erwachsenen unabhängiger. Es war kein Problem, wenn sie nach der Schule noch in der Stadt bummelten und sich mit Freunden trafen. Ich glaube, das Leben in Deutschland gewährte ihnen in einem gewissen Rahmen mehr Freiheiten, die sie in den USA so nicht gewohnt waren.
Was würden Sie aktuellen Austauschstudenten mit auf den Weg geben?
Ganz offen und ohne jegliche Vorurteile in den Austausch zu gehen! Ich glaube, die Vorurteile sind in den vergangenen Jahren auf beiden Seiten leider größer geworden. Aber umso wichtiger ist es für die Teilnehmer, sich zwar mit Vorbereitung aber ohne festgefahrene Stereotype auf die Reiseerfahrung einzulassen. Seid offen, interessiert, aber auch kritisch. Genießt den Trip, die Erfahrungen und die wundervolle Zeit in der Gastfamilie. Ich wurde als ein vollwertiges Mitglied meiner amerikanischen Gastfamilie aufgenommen, auch wenn ich nur vier Wochen vor Ort sein konnte. Aber selbst nach 27 Jahren nennt mich meine Gastmutter ‚meinen deutscher Sohn‘ und ich nenne sie meine ‚amerikanische Familie‘.
Meine ehemalige Schule hat diverse Schüleraustauschprogramme angeboten. Die USA waren damals für mich ein Sehnsuchtsland. Ich war immer interessiert an amerikanischer Geschichte und ich war ein ausgeprägter Film- und Kinofan.
Der vierwöchige Austausch fand im Frühjahr 1995 an der Palisades High School in Kintnersville, Bucks County, Pennsylvania, statt, einem Vorort von Philadelphia. Im Sommer 1995 sind dann die amerikanischen Austauschstudenten ans Fichte-Gymnasium in Krefeld gekommen.
Welche Erwartungen hatten Sie vor der Reise?
Es war mein erster Flug und ich war sehr nervös, obwohl wir uns in der Schule bereits ein Jahr vorher auf den Austausch vorbereitet hatten. Auf dem Dachboden meiner Eltern liegen noch die ganzen GAPP-Vorbereitungsunterlagen.
Am Ende aber wurden meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Ich habe die Amerikaner als sehr, sehr herzlich wahrgenommen. GAPP hat nicht nur meine Fähigkeiten im interkulturellen Austausch sondern auch im interkulturellen Verständnis weiterentwickelt. Ich habe immer noch ein Bild von unserem GAPP-Ausflug ins Pennsylvania State Capitol in Harrisburg und eines mit meiner Gastfamilie auf meinem Schreibtisch stehen.
Erzählen Sie uns von Ihrer Gastfamilie?
Meine Gastfamilie war absolut großartig! Sie bestand aus einem Hund, zwei Katzen, vier Kindern, einer Großmutter und natürlich den Eltern. Alle lebten in einem großen Haus im Wald mit einem Weiher. Die drei Tiere lagen meistens morgen bei mir im Bett. Ich wurde komplett integriert. Da meine Gastfamilie wusste, wie sehr mich der „Civil War“ interessierte, schenkten Sie mir Fachliteratur zu dem Thema und organisierten einen Ausflug nach Gettysburg.
Als die Verabschiedung am Ende des Austauschs in der High School stattfand, habe ich Rotz und Wasser geheult. Ich war anfänglich auch sehr verwundert, dass mein Austauschvater nicht anwesend war. Er hatte irgendwann mal mitbekommen, dass ich noch nie in meinem Leben einen Burrito gegessen hatte. Deshalb ist er an unserem letzten Tag von der Arbeit direkt zum Flughafen gefahren und hat mir dort vor meinem Abflug noch einen Burrito gebracht. Das werde ich nie vergessen. Fünf Jahre später, im Jahr 2000, habe ich meine Gastfamilie nochmal besucht.
In der Region Philadelphia gibt es viele deutsche Wurzeln…
Das habe ich gemerkt. Es gibt es sehr viele deutschstämmige Familien und historische Gebäude, was man oft an den Namen erkennt.
13 Krefelder Familien sind als eine der ersten Deutschen 1683 in die USA ausgewandert und haben dort German Town, mittlerweile ein Ortsteil von Philadelphia, gegründet. Ich habe damals meinen Nachnamen Eickemeyer in dem Einwanderungsverzeichnis von Ellis Island gefunden; Personen, die vor etwa 200 Jahren in die USA ausgewandert sind. Da der Nachname eher selten ist, sind das wahrscheinlich entfernte Verwandte von mir gewesen.
Wie empfanden Sie den Unterricht in den USA?
Ich habe den Unterricht in den USA sehr anders wahrgenommen. Ich war damals überrascht, dass Fächer in mehrere einzelne Module aufgeteilt wurden. Zum Beispiel gab es nicht nur das Fach Geschichte, man konnte zudem verschiedene Vertiefungen belegen, zum Beispiel „European History in the 19th Century“ oder „Westerm Civilisations“. Ich hatte u.a. auch an einem Kurs in „Englischer Literatur“ teilgenommen, in dem wir Shakespeare durchgenommen haben. Jeder Schüler hatte durch die Auswahlmöglichkeiten unterschiedlicher Kurse einen anderen Stundenplan als seine Mitschüler. Das kannte ich so aus der Mittelstufe in Deutschland nicht. Sehr spannend fand ich auch den Deutschunterricht, in dem ich die beiden Deutschlehrerinnen, Judy Greenhalgh und Carol Harder, unterstützte und eigenständig Gruppen mit amerikanischen Schüler*innen betreute.
Wie hat Sie der Austausch auf Ihrem zukünftigen Lebensweg beeinflusst?
Ich habe 18 Jahre meines Leben in der Film- und Kinobranche gearbeitet, darunter unter anderem elf Jahre lang für ein großes amerikanisches Produktionsstudio. Meine Erfahrung in den USA, der gelebte Alltag in einer amerikanischen Familie und die sozialen Interaktionen während des Austauschs haben mir später als Angestellter in einem amerikanischen Unternehmen sehr geholfen. Ich hatte das Gefühl, Entscheidungen, die in dem Hauptsitz in Los Angeles getroffen wurden, besser nachvollziehen zu können.
Wie hat Ihren amerikanischen Austauschpartnern der Deutschlandaufenthalt gefallen?
Die amerikanischen Schüler, die im Sommer 1995 Krefeld besuchten, genossen ihre Unabhängigkeit sehr. Durch das gute Netz an öffentlicher Infrastruktur waren sie von den Erwachsenen unabhängiger. Es war kein Problem, wenn sie nach der Schule noch in der Stadt bummelten und sich mit Freunden trafen. Ich glaube, das Leben in Deutschland gewährte ihnen in einem gewissen Rahmen mehr Freiheiten, die sie in den USA so nicht gewohnt waren.
Was würden Sie aktuellen Austauschstudenten mit auf den Weg geben?
Ganz offen und ohne jegliche Vorurteile in den Austausch zu gehen! Ich glaube, die Vorurteile sind in den vergangenen Jahren auf beiden Seiten leider größer geworden. Aber umso wichtiger ist es für die Teilnehmer, sich zwar mit Vorbereitung aber ohne festgefahrene Stereotype auf die Reiseerfahrung einzulassen. Seid offen, interessiert, aber auch kritisch. Genießt den Trip, die Erfahrungen und die wundervolle Zeit in der Gastfamilie. Ich wurde als ein vollwertiges Mitglied meiner amerikanischen Gastfamilie aufgenommen, auch wenn ich nur vier Wochen vor Ort sein konnte. Aber selbst nach 27 Jahren nennt mich meine Gastmutter ‚meinen deutscher Sohn‘ und ich nenne sie meine ‚amerikanische Familie‘.